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044 - Der Teufelseid

044 - Der Teufelseid

Titel: 044 - Der Teufelseid
Autoren: Dämonenkiller
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da, zu keiner Bewegung fähig, als sie längst schon verschwunden war.
    Sie war so nahe gewesen. Es hätte ihn keine Mühe gekostet, sie zu töten. Stattdessen stand er wie eine Statue da.
    Sie hatte ihn einfach überrumpelt. Er war überrascht darüber, dass sie tat, als hätte sie mit seinem Kommen gerechnet. Aber nein, dass sie ihn erwartete, hatte er ja vermutet. Verblüffend für ihn war nur gewesen, dass sie vorgab, von ihm Rettung zu erwarten.
    Sie war teuflischer, als er geglaubt hatte.
    Aber es war noch nicht zu spät, ihr die verdiente Strafe zukommen zu lassen.
    Beim Höhepunkt des Sabbats würde er es tun.
    Coco, geleite mich sicher an den Ort des Schreckens! Lass mich Zeuge sein bei deinem abscheulichen Tun!
    Dorian dachte diese Gedanken intensiv, in der Hoffnung, dass die dämonischen Mächte ihm somit nichts in den Weg legen würden und er seinen Weg fortsetzen konnte. Dass Coco ihm diesen Wunsch erfüllen würde, weil sie glaubte, dies sei der Wunsch zu Selbstzerfleischung und sie sich an seiner Qual weiden könnte!
    Nur einen Gedanken verdrängte er ängstlich, behütete ihn wie einen Zauber, das Wissen über das Endgültige:
    Lass mich schauen, Coco, auf dass es mir leichter fällt, dich zu töten!
    Jetzt kam er zu einem kleinen Torbogen, dessen Tür schief in den Angeln hing. Eine Ikone war auf das Holz genagelt, und die darauf abgebildete Muttergottes hatte einen Schnurrbart, das Jesuskind war ohne Kopf.
    Dorian trat hindurch, gelangte auf die Empore der Kapelle, in der früher die Mönche ihre Gottesdienste abgehalten hatten.
    Jetzt hatten die Dämonen sie erobert, die Einrichtung bis zur Unkenntlichkeit verformt, die Heiligenreliquien geschändet. Mauern waren durchbrochen worden, und die Öffnungen, durch die schattenhafte Wesen tanzten, sahen aus wie die Mäuler von Ungeheuern.
    Dorian sank auf die Knie. Er war fast dankbar, dass die Kapelle in Dunkelheit getaucht war und er so nicht alle Einzelheiten sehen konnte. Und doch, das Ahnen war schlimmer als das Sehen.
    Überall standen seltsam geformte Kerzen, und Dorian fand kein anderes Wort für den Schein, den sie verbreiteten, als die Bezeichnung ›Schwarzes Licht‹. Der Schein der schwarzen Kerzen war nicht so warm und weich wie das natürliche Kerzenlicht und auch nicht flackernd, sondern kalt, hart und beständig wie das von Neonröhren, doch nicht so hell, sondern dunkel, drohend.
    Die huschenden Gestalten wirkten verzerrt, ihre Bewegungen mal steif wie die von Marionetten, dann wieder geschmeidig, fast grazil. Bald schienen sie zu rasen, bald sich so langsam zu bewegen, als schwömmen sie.
    Dorian sah, wie vom Altarbild die Farbe abblätterte, als hätte jemand Säure darüber geschüttet. Die Farbe floss in dicken Tropfen herab, wurde von einem Becken aufgefangen. Die Dämonen tauchten dort ihre Gesichter ein, und danach flammten sie wie Fanale, fluoreszierten wie Irrlichter.
    Dorians Tätowierung begann unter der Gesichtshaut zu brennen. Er wäre froh gewesen, sie jetzt aktivieren zu können. Aber er wusste, dass er sein Stigma nicht bewusst beeinflussen konnte.
    So sank er auf die Knie, legte Cocos Bild vor sich auf die Balustrade und spießte es mit dem Dolch an einer Ecke auf. Daneben legte er das Foto, das ihn und Coco vor dem Kloster Simonos Petra zeigte, und das mit der Rothaarigen.
    Dorian stellte fest, dass sich das Aussehen der Rothaarigen verändert hatte. Bedeutete das die Demaskierung? Würde in wenigen Minuten aus der Rothaarigen Coco werden? Wo war sie? Und wo war Olivaro?
    Die Dämonen entlockten bekannten Instrumenten schaurige Töne. Einer spielte eine Fidel – und es hörte sich an wie das qualvolle Schreien von Kindern. Ein anderer blies eine Flöte, und man hörte Stöhnen, Keuchen und Wimmern.
    Die Dämonen sprangen über Schutthalden und die Trümmer der Bänke. Holzspäne hatten sich eingerollt wie Stahlwolle. Metallene Gegenstände waren zerflossen wie Wachs.
    Die Glasmalereien zeigten grauenvolle Fratzen, die von Lepra zerfressen waren. Als lebten diese Malereien, sah Dorian, wie Teile aus den Lepragesichtern ausbrachen und herabfielen. Die Dämonen fingen sie mit den Mäulern auf und verschlangen sie.
    Einige Gestalten rieben ihre Gesäße gegeneinander, besudelten Ikonen.
    »Sabbat! Sabbat!«, gellte es von überall her.
    »Sabbat! Sabbat!«, keuchend, heiser.
    »Sabbat! Sabbat!«, schrill, ekstatisch.
    Dorian war auf die Knie gesunken. Wenn er jetzt Pater Gregorius bei sich gehabt hätte, würde er mit ihm
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