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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand
Autoren: Jason Dark
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schimmernden Schlangen bestanden.
    Sie hatten sich um den Körper des Gefangenen geklammert, sogar die Drahtfessel gelöst und rissen den Mann auf das zerstörte Bullauge zu.
    Die vier Schlangenfinger umklammerten den Körper und hatten tief die Kleidung eingedrückt.
    Die Hand bewegte sich noch einen halben Yard höher, um den Toten durch das Bullauge zerren zu können. Sein Kopf verschwand zuerst, die Schultern wurden durchgezwängt, zuletzt verschwanden die Beine.
    Danach hörten wir noch ein Klatschen, als der Tote in das Wasser fiel, dann nichts mehr.
    Suko wischte über seine Stirn. »Sag mir, John, daß ich geträumt habe.«
    »Nein, es war echt.«
    Auf meiner Stirn lag der kalte Schweiß, in den Knien hatte ich ein flaues Gefühl. Wir hatten jetzt den Beweis. Dieser Fall war nicht von den Kollegen zu lösen, er hatte einen dämonischen Background.
    Ich eilte zum Bullauge und blickte hinaus, ob von dieser unheimlichen Schlangenhand noch etwas zu erkennen war.
    Nein, nur Wasser war zu sehen.
    Blaß drehte ich mich um und ging wieder auf Suko zu. »Wenn wir geblieben wären, hätte es uns wahrscheinlich erwischt.« Ich schüttelte den Kopf. »Eine Hand, deren Finger aus Schlangen besteht, habe ich auch noch nicht gesehen.«
    »Und welche Kraft diese Finger besitzen«, fügte Suko hinzu.
    »Eine höllische.«
    »Denkst du an Asmodis im Hintergrund?«
    »Zunächst einmal an Baphomet und van Akkeren.«
    »Hat er die Schlangenhand?«
    Ich hob die Schultern. »Mittlerweile traue ich ihm alles zu. Gegen van Akkeren anzukommen, ist verflucht schwer, das kann ich dir sagen. Wir wissen nicht, welche Kraft ihm Baphomet mit auf den Weg gegeben hat.« Ich schüttelte den Kopf. »Es wird immer komplizierter.«
    »Stimmt.«
    »Wir gehen trotzdem von Bord. Die Kollegen müssen Bescheid wissen. Außerdem habe ich das Gefühl, daß dieses Schiff allmählich zu einer Todesfalle wird. Ich traue der Schlangenhand durchaus zu, daß sie wie eine Peitsche über das Deck schlägt und alles an sich reißt, was nicht niet- und nagelfest ist.«
    »Da kannst du recht haben.«
    Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl verließen wir wieder die Kabine. Ich warf noch einen Blick zurück und schüttelte dabei den Kopf. Es war wirklich kaum zu fassen.
    Suko wartete im Gang. Er hielt einen Türgriff umklammert und zog die Kabinentür auf, als ich ihn anschaute.
    Die Kabine nebenan war leer. Wir sahen weder einen Lebenden noch einen Toten. Auch nicht in den anderen Räumen. Beide waren wir froh, an Deck zu sein und die frische Nachtluft einzuatmen. Hinter uns lag Lissabon im Schein der abendlichen Lichter. Die Altstadt mit ihren engen Gassen war ebenfalls nicht weit entfernt, und auf den Hügeln in der Nähe standen die prächtigen Villen der Reichen. Das Licht in den Häusern wetteiferte mit dem fahlen Glanz der am Himmel funkelnden Sterne. Es war ein schon südlicher Himmel, und wir hatten das Gefühl, als wären die Gestirne zum Greifen nahe.
    Ruhig wie eine schwarze Fläche lag das Wasser des Hafens. Es wurde nur manchmal von kabbeligen Wellen bewegt, die mit leise klatschenden Geräuschen an der Kaimauer ausliefen.
    Es sah alles so normal aus. Trotzdem hatte das Grauen mit unvorstellbarer Härte zugeschlagen. Es lauerte im Hintergrund und würde auch weiterhin nicht zu stoppen sein.
    Wie leergefegt wirkte das Deck. Die üblichen Geräusche begleiteten uns auf dem Gang zur Gangway. Mal ein Schaben, ein Knacken oder Laute, die sich anhörten, als würde jemand unter einem ungemein schweren Druck stöhnen.
    Wo lauerte die Schlangenhand?
    Sie hatte sich zurück ins Wasser verzogen, aber ich konnte mir vorstellen, daß die Schlangen, die ja auch Augen hatten, sehr genau beobachteten, was sich in der unmittelbaren Umgebung tat. Natürlich mußten wir unsere Kollegen vor der Gefahr warnen, wobei ich hoffte, daß sie uns das Schreckliche auch abnahmen.
    Bis zum Beginn der Gangway waren es nur noch ein paar Schritte. Suko hatte die Führung übernommen. Er blieb so plötzlich stehen, daß ich gegen ihn stieß.
    »Was ist denn?«
    »Sieh mal nach vorn.«
    Ich drückte mich an ihm vorbei. Mein Blick glitt über die ersten Stufen, doch Verdächtiges konnte ich nicht erkennen. »Da ist alles leer.«
    »Zu leer.«
    Am Klang der Stimme erkannte ich, was Suko meinte. Mir ging der Kronleuchter zwar spät, aber immerhin auf.
    Der tote Hafenpolizist war verschwunden!
    ***
    Jorge war über fünfzehn. Vor zwei Jahren hatte er bei einem Unglück seine Eltern verloren.
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