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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand
Autoren: Jason Dark
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wilde Kaschemmen, was man ihnen schon von außen her ansah.
    An der Brücke passierte es. Aus ihrem vorderen Pfeilerschatten löste sich eine Gestalt, die uns in den Weg trat und die Arme ausbreitete.
    Wir blieben stehen.
    Der Mann kam näher. Er trug eine Pudelmütze auf dem Kopf. Darunter sahen wir sein stoppelbärtiges Gesicht und einen breiten Mund, der zu einem Grinsen verzogen war.
    Der Mann sprach uns auf Englisch an. Zwar stotternd, aber immerhin verständlich. »Ihr kommt vom Schiff, nicht?«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Suko.
    »Ich habe euch gesehen.«
    »Und?«
    Sein Mund zog sich so weit in die Breite, daß die Winkel fast die Ohren berührten. »Nichts und. Ihr werdet euch bestimmt darüber gewundert haben, daß es leer gewesen ist - oder?«
    »Das haben wir.«
    »Ich weiß, wo die Mannschaft hockt.«
    Suko und ich sahen uns an. Sollten wir dem Kerl trauen, oder wollte er uns eine Falle stellen? Schließlich stellte ich die Frage. »Ach, und wo befindet sich die Besatzung?«
    »Nicht weit von hier.« Mit seinem dicken Daumen zeigte er über die Schulter. »Dahinten gibt es zahlreiche Kneipen. Es sind die Stammlokale der Besatzungen. In einem von ihnen findet ihr die Leute. Wollt ihr mit ihnen reden?« Die letzte Frage hatte er mit einem lauernden Unterton in der Stimme gestellt.
    Der Kerl wirkte so vertrauenerweckend wie eine Giftnatter. Wir sahen ihm an, daß er uns in eine Falle locken wollte. Er atmete schnell und heftig. Sein Blick war unruhig geworden, denn er konnte seine innere Spannung nicht verbergen.
    Sollten wir mitgehen? Es war gefährlich. Andererseits ist eine erkannte Gefahr eine halbe Gefahr.
    Suko dachte ebenso wie ich. Sein Nicken bewies mir, daß er bereit war, die Höhle des Löwen zu betreten.
    »Okay, wir gehen mit!« sagte ich.
    Der Mann, der vor uns stand, verbeugte sich sogar. Dabei wußten wir nicht, ob er uns verspotten wollte. Wir mußten zugeben, daß diese Hafenkneipe die einzige Spur war, die wir hatten.
    »Ich darf dann vorgehen«, bot er flüsternd seine Dienste an.
    »Gern.«
    Er lief gekrümmt und sah verwachsen aus. Die schmale Brücke beschrieb einen Bogen, als sie über den toten Flußarm führte. An den Ufern dümpelten Schiffe. Lastkähne, hölzerne Segelboote, aber keine modernen Yachten, wie man sie aus anderen Städten kennt.
    Auch das Pflaster dieser Brücke bestand aus Kopfsteinen, die unterschiedlich hoch hervorragten. Die beiden steinernen Geländer folgten ebenfalls der Krümmung, und die Brücke selbst mündete an der anderen Seite in eine Straße, die quer zu den Hausfronten lief, unter denen sich die zahlreichen Kaschemmen befanden.
    Über einigen Türen nur brannte Licht. Manchmal in roter Schrift oder als normale Reklame. Bei einigen von ihnen leuchteten auch längst nicht alle Buchstaben. Einige von ihnen waren zerstört worden, so daß mancher Name nur zur Hälfte zu lesen war.
    »Und wie heißt das Lokal, in das wir hineingehen?« fragte ich unseren Führer, den wir zwischen uns genommen hatten.
    »Es liegt ein wenig versteckt.«
    »Wo?«
    Er deutete auf eine schmale Einfahrt, deren Öffnung mich an das stockdunkle Maul eines Ungeheuers erinnerte. »Wir müssen da hindurch.«
    »Das hast du uns vorher nicht gesagt!« beschwerte sich Suko.
    Der Mann hob die Schultern. »Ich habe es nicht für nötig gefunden.«
    Noch konnten wir zurück. Aber wir hatten einmal in den sauren Apfel gebissen und würden ihn auch essen.
    Mit der Ruhe war es vorbei. Musikfetzen und Stimmenwirrwarr drangen aus den offenen Türen der Hafenkaschemmen. Manchmal auch die hohe oder schimpfende Stimme einer Frau. Nicht alle Gäste hielten sich in den Räumen auf. Es gab welche, die draußen standen, ihre Gläser in den Händen hielten und an den Mauern lehnten.
    Sie beobachteten uns mit mißtrauischen Blicken, da sie sofort spürten, daß wir nicht zu ihnen gehörten.
    Einer schob sogar sein Bein vor, damit ich darüber stolpern sollte. Ich hob meinen Fuß an und stieg lässig über das Bein hinweg. Der Mann lachte hinter uns her.
    Unser Führer wollte zuerst in die Einfahrt huschen, doch Suko hielt ihn an der Schulter fest. »So nicht, mein Junge! Du bleibst bei mir, verstanden?«
    »Ja, ja…«
    So finster, wie die Einfahrt aus der Ferne gewirkt hatte, war sie doch nicht. Dicht hinter ihrem Ende und wohl schon in einem Hinterhof gelegen, brannte eine trübe Lampe. Sie verstreute ein grünlich wirkendes Licht. Da sie nur an einer Öse hing und vom Wind bewegt wurde,
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