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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand
Autoren: Jason Dark
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gegenüber war ein rundes Fenster, ein sogenanntes Bullauge. Aus dem Gang fiel Licht in den kleinen Raum. Es erreichte zwar nicht alle vier Ecken, aber ich konnte soviel erkennen, daß kein Killer mit angeschlagener MPi auf uns lauerte.
    Dafür sah ich vor mir einen vom Boden hochwachsenden Schatten, der sich nicht rührte. Der Umriß eines Menschen war zu erkennen. Der Mann rührte sich nicht. Er hockte auf einem Stuhl, als wäre er dort festgeleimt worden.
    Ich hatte ein ungutes Gefühl.
    »Kann ich kommen?« fragte Suko. Er stand noch immer im Gang.
    »Klar.«
    Ich trat zur Seite, damit er Platz hatte. Gleichzeitig suchte ich nach einem Lichtschalter, fand ihn auch. Das Deckenlicht war trübe.
    Dementsprechend schwach wurde die Kabine ausgeleuchtet.
    Bett, Spind und Fernseher kümmerten uns nicht. Wir hatten nur Augen für den Mann, der gefesselt auf dem Stuhl saß. Mit dünnem Draht war er an das Möbelstück gebunden worden, damit er nicht umkippen konnte.
    Die MPi lag neben dem Stuhl. Es war eine russische Waffe, wie ich mit einem raschen Blick feststellte.
    Das aber kümmerte mich nicht weiter, wichtig war der Mann, und er sah furchtbar aus.
    Von seinem Kopf war so gut wie nichts mehr vorhanden…
    ***
    Es kostete uns beide Überwindung, näher an den Toten heranzutreten.
    Wir kamen von zwei verschiedenen Seiten und untersuchten ihn. So etwas gehört leider zu unseren Aufgaben, und es war auch sehr wichtig, denn als wir uns die große Wunde genauer ansehen, stellten wir fest, daß der Kopf nicht von einem schweren Gegenstand zertrümmert worden war. Irgend etwas anderes mußte ihn erwischt haben.
    Ich blickte Suko an.
    »Keine Erklärung«, sagte der Inspektor.
    »Soviel steht fest. Er und wir beide befinden uns nicht allein auf diesem verdammten Kahn. Es muß noch ein Killer durch die Gänge schleichen.«
    »Wie weggeätzt!« flüsterte Suko. »Verdammt, ist das durch die Hand eines Menschen geschehen?«
    »Du denkst an Dämonen?«
    »Zwangsläufig. Zudem steht noch der Name Vincent van Akkeren im Hintergrund.«
    »So sehe ich das auch.«
    »Meiner Ansicht mach transportiert dieses Schiff nicht allein Waffen, auch das Grauen. Den Toten hier haben sie als menschliche Wache an Deck gelassen.«
    »Was sollte er bewachen?«
    »Keine Ahnung.«
    Suko ging in der Kabine auf und ab. »Nur das Schiff?« Er öffnete die Spindtür. Im Schrank hingen Kleidungsstücke, die mein Freund mit flinken Fingern durchsuchte.
    Ich ging zum Bullauge und schaute hindurch. Das Wasser konnte ich erkennen. Eine dunkle, sich bewegende Fläche, auf der hin und wieder Schaumkronen tanzten.
    Der Frachter lag ein wenig abseits der großen Anlegeplätze, wo auch in der Nacht be- und entladen wurde.
    Hier arbeitete man nur am Tag. Ich drehte mich wieder um.
    Suko hielt Papiere in der Hand, die er gefunden hatte. »Der Mann hieß Carlos Rai.«
    »Nie gehört.«
    »Ich auch nicht.« Mein Freund steckte die Unterlagen wieder weg und schlug vor, daß wir uns mit den örtlichen Polizeibehörden in Verbindung setzten.
    »Du hast recht. Zwei Tote sind ein wenig viel.«
    »Ich frage mich nur, wer so etwas getan haben könnte. Das ist der blanke Wahnsinn.«
    »Bestimmt nicht, Suko. Es steckt möglicherweise ein Plan dahinter. Und zwar ein ganz raffinierter. Van Akkeren agiert im Hintergrund. Ich habe zwar keine Beweise, verlasse mich jedoch auf mein Gefühl. Seit wir auf van Akkerens Yacht gefangen gewesen waren, bin ich gegen Schiffe irgendwie allergisch.«
    »Zu recht, wie wir hier wieder sehen«, sagte Suko und schaute sich noch um. »Durch das Bullauge bestimmt nicht. Es ist noch geschlossen.«
    Auch ich sah mir noch mal das runde Fenster an. Es war immerhin so groß, daß ein Mensch hindurchpaßte, aber geöffnet hatte es niemand.
    »Es hat keinen Sinn mehr, wenn wir bleiben.« Ich wandte mich bereits der Tür zu.
    Suko folgte mir. Auf dem Gang sprachen wir darüber, ob es Sinn hatte, noch die anderen Kabinen zu durchsuchen.
    Wir kamen zu keinem Resultat. Etwas lenkte uns ab. Ein Splittern, dann ein dumpfer Fall.
    Wir fuhren herum, denn das Geräusch war aus der Kabine gedrungen, die wir soeben verlassen hatten…
    ***
    Wie die Ölgötzen blieben wir auf der Schwelle stehen. Mit allem hatten wir gerechnet, aber nicht mit dem, was sich unseren Augen da bot. Es war einfach ungeheuerlich, schrecklich und auch unfaßbar.
    Das Bullauge war völlig zerstört worden, und das Grauen kam Von draußen. Eine gewaltige Hand, deren vier Finger aus grünlich
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