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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand
Autoren: Jason Dark
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wahrsten Sinne des Wortes, denn er kannte einen Freund, der eine Taucherausrüstung besaß. Die würde er ihm sicherlich mal für einen Tag leihen.
    Mit diesem Gedanken wollte er sich abwenden und wieder zurück an den Strand gehen.
    Jorge hatte sich erst halb gedreht, als er das Geräusch vernahm. Dicht vor ihm schäumte das Wasser, und einen Moment später stieß etwas aus den Fluten hervor.
    Eine gewaltige Hand erschien vor seinem Gesicht, die den gesamten Blickwinkel einnahm. Von der grünlichen Haut tropfte Wasser, doch die vier Finger der Hand bestanden aus Schlangen.
    Das schockte ihn.
    Er konnte nicht einmal schreien. Erst recht nicht in den nächsten Sekunden, denn die Hand senkte sich, umklammerte ihn, riß seine Beine vom Boden weg und zog den Jungen im nächsten Augenblick unter Wasser…
    ***
    Der Tote war verschwunden!
    Suko und ich standen da, starrten auf die leere Stelle und sahen noch die dunklen Flecken am Boden. Als ich den Strahl meiner Lampe darauf einpendeln ließ, erkannte ich auch die rote Farbe. Diese Flecken waren Blut, Menschenblut, das aus den Kugellöchern stammte, die die Garbe gerissen hatte.
    »Wir haben es uns nicht eingebildet«, flüsterte Suko. »Verflucht, damit hätte ich nicht gerechnet!«
    »Frag mich mal.«
    »Wo kann die Leiche hingeschafft worden sein?« sinnierte der Inspektor weiter. »Unter Deck?«
    »Möglich, ich glaube aber nicht so recht daran. Diese Schlangenhand hat die erste Leiche ins Meer gezogen. Was sollte sie daran gehindert haben, mit der zweiten das gleiche zu tun?«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Nur werden wir Mühe haben, unsere Glaubwürdigkeit bei den Kollegen unter Beweis zu stellen.«
    Suko warf mir einen Blick von der Seite zu. »Müssen wir sie unbedingt sofort einweihen?«
    Ich lächelte knapp. »Eigentlich nicht. Es ist zwar bekannt, daß wir einen Begleiter hatten, aber darüber wird man nicht beunruhigt sein, falls der Mann nicht zu lange verschwunden bleibt.«
    »Du bist noch raffinierter als ein Gangster!« bemerkte Suko.
    Ich winkte ab. »Vergiß es. Wichtig ist, daß wir von diesem verdammten Kahn runterkommen.«
    Das war kein Problem. Ich atmete auf, als wir auf dem Kai standen. Die Bordwand sah verdammt hoch aus. Straff gespannt war das lange Seil, das den Bug mit einem der gewaltigen Poller verband, um den es gewickelt war.
    Ein Schiff, das so normal aussah und trotzdem das Grauen beherbergte.
    »Wo können wir ansetzen?«
    Suko hatte eine sehr gute und berechtigte Frage gestellt, auf die ich ihm leider die Antwort schuldig bleiben mußte. »Ohne den behördlichen Krimskram geht es nicht weiter. Das Schiff gehört van Akkeren. Daß es nicht von allein über die Weltmeere fährt, steht auch fest. Wo befinden sich der Kapitän und die Mannschaft?«
    »In einer Kneipe.«
    »Hoffentlich. Es wäre fatal, wenn alle Männer nicht mehr leben würden.«
    Suko winkte ab. »Wer denkt denn an so etwas?«
    »Ich halte alles für möglich.« Wir hatten uns in Lissabon keinen Leihwagen genommen. Beide kannten wir die Stadt nicht, und es wäre ein Wahnsinn gewesen, sich als Fremde durch den brodelnden Verkehr zu wühlen. Da verließen wir uns lieber auf ein Taxi.
    Jeder Hafen besteht aus einem Wirrwarr oder einem geordneten Chaos.
    Da bildete auch Lissabon keine Ausnahme. Wir blickten an den hohen Verladekränen vorbei in den nachtdunklen Himmel, sahen die Lagerhäuser wie kantige, schattige Ungeheuer in der Nähe stehen und hörten aus der Ferne den üblichen Lärm, der entsteht, wenn sich Kräne drehen und Stahlseile über Rollen laufen.
    Die Gegend, durch die wir schritten, war finster. Es gab mehr Schatten als Licht.
    Die vereinzelt brennenden Lampen waren sehr hoch. Sie bildeten dunstige und bläulich schimmernde Lichtinseln in der fast tintigen Schwärze der Nacht.
    Unter unseren Füßen befand sich Kopfsteinpflaster. Trotz der Stolperfallen kamen wir gut voran. Der Pier verengte sich zu einer Straße, mündete wiederum in eine Gasse.
    Rechts und links standen die düsteren Fassaden der Lagerhäuser. Manche flach, andere wieder höher. Gerüche strömten in unsere Nasen.
    Gewürze, Kaffee, auch der Geruch von schalem Wein, denn in der Nähe lag eine zerbrochene Weinflasche, in deren Scherben ich fast getreten wäre.
    Bevor der eigentliche Verkehr begann und wir die Chance hatten, ein Taxi zu finden, dauerte es noch ein wenig. Wir mußten eine Brücke überqueren, die einen schmalen Wasserarm überspannte. Dahinter lagen die ersten Kneipen, zumeist
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