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0438 - Schlangenhand

0438 - Schlangenhand

Titel: 0438 - Schlangenhand
Autoren: Jason Dark
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schaukelte sie knarrend von einer Seite auf die andere.
    Es stank regelrecht nach altem Fisch und auch gebratenen Kartoffeln.
    Nichts für einen empfindlichen Magen.
    Die Kaschemme lag links von uns. Durch die geschlossenen Fenster drang der schwache gelbe Lichtschein nach draußen und produzierte helle Flecken auf dem dunklen Untergrund. Irgendwo in der Ferne erklang eine Schiffssirene. Ihr Tuten mischte sich in das Spiel einer Gitarre, das von irgendwoher über den vergammelt wirkenden Hinterhof wehte.
    Abfall und Schmutz sahen wir ebenfalls. Lumpen, Blechdosen und verrostetes Metall bildeten einen Berg und dabei auch ein wirres Durcheinander. Wir passierten ihn und standen wenige Sekunden später vor der hölzernen Eingangstür.
    »Ich öffne«, sagte unser Führer.
    »Bitte.«
    Er bewegte aus irgendeinem unerfindlichen Grund seine Augenbrauen und drückte seine Schulter gegen die Tür, die leicht schabend nach innen schwang.
    Der Stimmenlärm erreichte jetzt lauter unsere Ohren, verstummte aber, als die Gäste sahen, wer die Kneipe betreten hatte.
    Etwa einen Schritt hinter der Tür blieben wir stehen, um etwas von der Atmosphäre aufzunehmen, die uns entgegenschwang. Unsere Blicke glitten in einen viereckigen Schankraum, der ziemlich gut besucht war.
    An der von der Tür aus gesehen rechten Seite befand sich die Theke, über der ein ausgestopfter Haifisch hing und fast von den Flügeln eines sich müde drehenden Propellers berührt wurde.
    Hinter dem Tresen tat ein dicker Wirt seinen Dienst. Der Mann trug eine speckige Lederweste, die er über seinen bloßen Oberkörper gezwängt hatte. Erst als er sich reckte und zur Tür schaute, sah ich auch die unter seinem Bauch hängende graue Hose. Der auf der Oberlippe wachsende Tatarenbart ließ ihn noch finsterer erscheinen.
    Frauen entdeckte ich keine. Die Gäste konnte man als international ansehen. So war das heute auf den Schiffen und besonders bei Trampern. Da fuhren Schwarze, Weiße, Japaner oder Chinesen mit.
    Möglicherweise waren die meisten Männer harmlos, aber jeder von ihnen sah irgendwie gefährlich aus. Nun ja, sie hatten einen verdammt harten Job, da legte man keinen Wert auf feine Kleidung.
    Das Licht wirkte wegen seiner gelblichbraunen Farbe irgendwie unnatürlich. Träge Rauchschwaden zogen fahnengleich durch die Kaschemme.
    Nur dort, wo die Flügel des Ventilators sie berührten, wurden sie durcheinandergewirbelt.
    Auch das Mobiliar paßte sich der Umgebung an. Es war aus dickem Holz gefertigt und hielt so manchem Schlag stand. An den Tischen saßen die Gäste, tranken Wein, Bier oder scharfen Agavenschnaps dazu.
    An der Theke standen nur wenig Gäste. Aber allesamt hatten sie die Köpfe gedreht und starrten uns an.
    Der Mann, der uns hergebracht hatte, bewegte seinen langen rechten Arm und wies mit einer pendelnden Handbewegung zuerst auf Suko, dann auf mich. »Das sind die beiden vom Schiff.«
    »Ach so«, antwortete jemand.
    Ein anderer wollte wissen, ob wir nach dem Grund unseres Besuchs gefragt worden wären.
    »Nein, das habe ich nicht getan.«
    »Habt ihr euch nicht gewundert?« sprach der dicke Wirt von der Theke herüber.
    »Worüber?«
    »Ich meine auf dem Schiff.«
    »Das schon«, gab ich zu. »Man hat es eben nicht gern, wenn Leichen verschwinden.«
    Einige Männer lachten. Den Grund kannten wir noch nicht. Vier Leute standen plötzlich auf, so daß wir auf eine bestimmte Stelle blicken konnten.
    »Habt ihr etwa die beiden gesucht?« fragte der Wirt.
    Wir sahen genauer hin und erkannten trotz der dicken Rauchschwaden die beiden Toten vom Schiff, die man auf Stühle gesetzt und mit Stricken gefesselt hatte…
    ***
    Jorge vergaß seinen Mund zu schließen, deshalb drang das salzige Wasser über seine Lippen, und er mußte diesen ersten Schwall schlucken, ob er wollte oder nicht.
    Die verdammte Schlangenhand hielt seinen Körper vom Schenkel bis zur Schulter fest.
    Chancen, diesem Griff zu entgehen, hatte er nicht. Wenn die Finger es wollten, würden sie ihn gnadenlos erdrücken.
    Die Hand zog ihn dem offenen Meer entgegen und damit auch in die Tiefe. Jorge hielt die Augen weit geöffnet. Es schien ihm, als würde er durch eine gläserne Wand gezogen, die an Dunkelheit immer mehr zunahm. Sein Herzschlag hatte sich verdoppelt. Noch nie in seinem jungen Leben hatte er eine so große Angst verspürt, und er dachte daran, daß er elendig ertrinken würde.
    Furchtbar…
    Die Angst fraß ihn fast auf. So merkte er kaum, daß er herum und zur
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