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043 - Der Teufelskreis

043 - Der Teufelskreis

Titel: 043 - Der Teufelskreis
Autoren: Paul Wolf
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gehabt, daß du mir etwas vorspielst.“
    Sie ging auf diese Spitze nicht ein und fuhr fort: „Ich habe ein Engagement im Realization. Es gibt bekanntere Bühnen am Broadway, ich weiß, aber man muß klein anfangen. Und für eine Schauspielerin, die noch keinen Namen hat und auf die große Chance wartet, ist das Realization gerade richtig. Dort tauchen immer wieder Talentsucher auf, und schon viele haben von dort ihren Weg nach oben gemacht.“
    „Ich werde dir die Daumen drücken“, versprach Dorian.
    Sie zupfte ihn an den Brusthaaren.
    „Sei nicht albern!“ verlangte sie. „Ich will ja keinen Monolog über meine beruflichen Probleme halten. Das war doch nur die Einleitung. Ich habe im Realization eine eigene Garderobe, in der niemand außer mir etwas zu suchen hat. Es steht sogar ein Bett darin, weil ich oft nach der Vorstellung gar nicht mehr nach Hause gehe. Es ist recht gemütlich dort, und man könnte es schon einige Tage aushalten.“
    „Ich nicht“, erklärte Dorian.
    „Wirklich, Dorian, wenn du dich auf der Flucht befindest, dann gibt es für dich keinen sichereren Ort als meine Garderobe. Dort findet dich bestimmt niemand.“
    Er lächelte und tätschelte ihr den nackten Po.
    „Ich werde mir dein Angebot ernsthaft überlegen“, versprach er. „Vielleicht komme ich darauf zurück.“
    „Ich könnte dich sofort hinbringen“, bot sie ihm an. „Heute ist keine Vorstellung. Da ich einen Schlüssel für den Schauspielereingang habe, könnte ich dich unbemerkt hineinschmuggeln.“
    „Ich werde es mir überlegen“, sagte er wieder.
    Sie schwang sich aus dem Bett. „Wie du meinst. Ich nehme erst einmal ein Bad.“
    Sie warf ihm noch eine Kußhand zu und verschwand dann durch die Verbindungstür ins Badezimmer. Dorian wartete, bis er das Rauschen des in die Badewanne einfließenden Wassers hörte, dann griff er nach dem Telefon und wählte die Nummer von Mortons Büro in der Chrystie Street. Als sich die Tonbandstimme meldete, legte er sofort wieder auf und rief in Mortons Atelier an.
    Schon nach dem ersten Läuten wurde abgehoben, und eine ihm vertraute Stimme meldete sich.
    „Tim, hier ist Dorian“, sagte Dorian gedämpft in die Sprechmuschel. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, Sie zu erreichen.“
    „Und ich bin erst erleichtert!“ erklärte Morton. „Was ist denn los mit Ihnen, Dorian? Hat Ihnen York nicht meine Nachricht überbracht?“
    „Doch. Und ich habe die Verabredung auch eingehalten“, erwiderte Dorian. „Ich war um Punkt sechs im Blue Vanilla.“
    „Was haben Sie denn dort, in Gottes Namen, gemacht?“
    Dorian mußte zuerst den Kloß hinunterschlucken, der ihm plötzlich in der Kehle steckte, bevor er sagen konnte: „Ich habe natürlich auf Ihre Kontaktperson gewartet - wie es vereinbart war.“
    Es entstand eine kurze Pause, dann meldete sich Morton wieder. „Dorian, Sie müssen sich irren. Vom Vanilla war keine Rede. Ich habe Sie gebeten, heute Abend um sechs zu mir ins Atelier zu kommen. Und ich habe absichtlich York als Überbringer der Nachricht gewählt, weil er geistesgestört und deshalb vor den Dämonen sicher ist.“
    „Dann verstehe ich nicht, wie er mir eine falsche Nachricht überbringen konnte“, meinte Dorian. „Ich bin sicher, daß auf dem Zettel das Vanilla als Treffpunkt stand. Mir ist schleierhaft, wie es den Dämonen gelang, den Text zu verändern. Das wäre nur möglich gewesen, wenn York den Zettel für kurze Zeit aus der Hand gegeben hätte … Moment mal! Mir fällt gerade ein, daß York mir die Nachricht nicht überreicht hat. Als ich danach griff, ließ er den Zettel einfach fallen und rannte davon. Danach lag der Zettel etliche Sekunden auf der Erde. Glauben Sie, daß dieser Zeitraum den Dämonen gereicht hat, um den Text zu verändern?“
    „Verdammt!“ fluchte Morton. „So muß es gewesen sein. Wo sind Sie jetzt, Dorian?“
    „In einem Apartment in der River East Street, bei einem Mädchen, das mich im Vanilla aufgelesen hat. Durch ihre Hilfe konnte ich den Krüppeln mit knapper Not entkommen. Ich glaube nicht, daß ich mich in akuter Gefahr befinde.“
    Morton seufzte. „Inzwischen hat sich allerhand ereignet. Die Dämonen sind bereit, sich mit den Krüppeln an den Verhandlungstisch zu setzen. Sie haben mir sogar zugesichert, den Mörder Jimmys auszuliefern.“
    „Gratuliere!“ sagte Dorian mit belegter Stimme.
    „Einfach wird es nicht sein“, fuhr Morton fort. „Ich mache mich auf ein hartes Ringen
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