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0427 - Zurück aus dem Grab

0427 - Zurück aus dem Grab

Titel: 0427 - Zurück aus dem Grab
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra. »Hausdurchsuchung, zum zweiten.«
    Er ging langsam auf die Marmortreppe zu.
    Irgendwo in der Nähe rauschten mächtige Schwingen eines großen Vogels.
    ***
    Es war ungewöhnlich, daß Deputy Wright noch Dienst machte. Aber an diesem Tag schien er den Weg nach Hause einfach nicht finden zu wollen. Und das lag sicher nicht daran, daß er die wenige Arbeit seines verschwundenen Vorgesetzten mit zu erledigen hatte. Der hatte sich auch nie überschlagen und Überstunden machen müssen.
    Im Gwinnett-County passierte doch nie etwas.
    Die anderen Beamten hatten längst Feierabend. Auf den Highways Autofahrern nachzujagen, die zu schnell fuhren, war auch keine Beschäftigung, die täglich anstand. Wright war der einzige, der sich noch im Büro aufhielt.
    Wenn ihn jemand beobachtet hätte, wäre er erstaunt gewesen.
    Wright saß an dem Schreibtisch, hinter dem eigentlich sonst Sam Spices seinen Papierkrieg führte, hatte die Ellenbogen auf die Tischplatte und das Kinn in die Handflächen gestützt. Vor ihm lag ein Schnellhefter. Das Zimmer war dunkel; das Mondlicht reichte gerade aus, die Umrisse des Mannes hinter dem Schreibtisch erkennen zu lassen.
    Wright bewegte sich nicht.
    Seine Augen waren geöffnet. Sie schimmerten leicht, wenn ein Lichtschein sie kurzfristig streifte.
    Plötzlich wurde die Bürotür geöffnet.
    Das Licht flammte auf.
    Wright blinzelte nicht einmal. Er hob nur den Kopf und sah der Besucherin entgegen.
    Stygia war nicht mehr nackt wie noch kurz zuvor in den Tiefen der Hölle; ihr Körper glühte auch nicht mehr oder war von Flammen umzüngelt. Die gefalteten Schwingen waren verschwunden. Statt dessen trug sie wieder das hautenge, schwarze, hoch geschlitzte Kleid und die schwarzen Stiefel. Langsam trat sie an den Schreibtisch.
    »Nun, Wright?«
    »Ich habe die Unterlagen, Miß Knight«, sagte der Deputy. »Hier… aber es sind nur Kopien.«
    Stygia griff danach. Sie öffnete den Hefter, den der Deputy aus Blossoms Wagen geholt hatte, und warf einen Blick darauf. Dann nickte sie. »Verbrennen Sie sie«, ordnete sie an. »Wir brauchen diese Sachen nicht mehr.«
    »Was ist mit diesem Fremden? Zamorra?«
    »Kümmern Sie sich um ihn, Wright. Er hat sich nicht an Ihre Anweisung gehalten. Er ist wieder auf Eagle Crest.«
    »Soll ich ihn festnehmen?«
    Stygia verzog das Gesicht.
    »Schießen Sie ihn über den Haufen«, sagte sie kalt. »Nur als Toter wird er nicht mehr gefährlich.«
    »Ich verstehe«, sagte Wright.
    Er erhob sich hinter Spices Schreibtisch. Mit geübtem Griff überprüfte er seine Dienstwaffe. Er machte sich keine Gedanken über den Befehl, den Stygia ihm erteilt hatte. Er würde ihn ausführen, mehr nicht. Sie hatte ihn im Griff. Er konnte sich ihren Anweisungen nicht widersetzen, seit sie ihm den Willen geraubt hatte.
    Bevor er ging, legte er die Kopien aus Blossoms Mercedes in das kleine Waschbecken und zündete sie an. Reglos sah er zu, wie das Papier zu Asche verbrannte, dann spülte er die Aschenreste fort.
    Draußen wartete der Dienstwagen auf ihn, mit dem er nach Eagle Crest fahren würde.
    Um zu töten.
    ***
    Zamorra betrat das Haus. An dem Schloß war nichts getan worden; die geschmolzenen Schlüsselreste steckten noch immer, bemerkte er, als er das Licht einschaltete. Wieder versuchte er Magie festzustellen. Aber er spürte nur einen ganz schwachen Hauch, dort, wo Will Ransome den Spuren nach verschwunden war. Das war alles. Ansonsten war in dem gesamten Gebäude nichts zu registrieren. Und diesen schwachen Hauch bemerkte Zamorra auch nur, weil er das Amulett jetzt eigens darauf ›programmierte‹.
    Hier war Ransome verschwunden, nur wohin er versetzt worden war, ließ sich auch jetzt nicht feststellen.
    Das Haus war magisch ›tot‹.
    Eigentlich hatte Zamorra sich mehr erhofft. Er hatte geglaubt, in der Dunkelheit würden die finsteren Kräfte erwachen. Aber offensichtlich war das diesmal nicht der Fall.
    »Vielleicht werden wir auf die Geisterstunde warten müssen«, sagte Nicole. »Hast du es mit dem Dhyarra-Kristall versucht?«
    »Noch nicht.« Zamorra lehnte sich an den Wagen. »Wollen doch mal sehen, ob wir den Drahtzieher nicht mit einem kleinen Trick aus der Reserve locken können.«
    Er holte den Koffer aus dem Wagen und öffnete ihn.
    »Du verbeißt dich förmlich in dieses Haus«, sagte Nicole. »Hast du vergessen, daß es da drüben diesen kleinen Totenacker gibt?«
    »Nein, aber auch nicht, daß hier ebenfalls ein Mensch verschwunden ist. Und ich habe gern
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