Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0427 - Zurück aus dem Grab

0427 - Zurück aus dem Grab

Titel: 0427 - Zurück aus dem Grab
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
noch einmal, ihn über sein Autotelefon zu erreichen.
    Nichts…
    Sie jagte den Shadow aus Atlanta hinaus. Etwas weniger als dreißig Meilen nordöstlich lag das kleine Nest Dacula, wo Blossom sich das Grundstück hatte ansehen wollen. Laura fuhr schnell. Sie ging das Risiko ein, wegen der Geschwindigkeitsüberschreitung einen Strafzettel bezahlen zu müssen. Nach nicht einmal einer halben Stunde erreichte sie Dacula.
    Sie brauchte nicht lange zu suchen. Schon von weitem sah sie das große Herrenhaus, das als dunkler Schatten weit vor den ersten Bauten der kleinen Ortschaft aufragte. Hier gab es noch nicht mal Straßenbeleuchtung. Die fing erst bei den ersten Häusern an. ›Eagle Crest‹, wie Haus und Landsitz genannt wurden, lag draußen und in tiefer Dunkelheit.
    Dennoch war der silbergraue Mercedes am Straßenrand zu sehen. Er parkte vor der schmiedeeisernen Toreinfahrt. Das Tor selbst war einen Spaltweit geöffnet. Laura Edwards stoppte ihren Dodge unmittelbar neben dem 500 SEL. Sie stieg aus und ging zum Mercedes hinüber. Der war nicht abgeschlossen, deutliches Zeichen, daß Blossom sich nicht sonderlich weit entfernt haben konnte. Wenn er den Wagen aus den Augen verlor, schloß er vorher grundsätzlich immer ab - sogar auf dem eigenen Grundstück, das von einem Wachdienst geschützt wurde.
    Hier gab’s den nicht. Eagle Crest war seit Jahren unbewohnt.
    Laura stieg ein. Sie sah das Lämpchen am Telefon blinken, das besagte, Anrufe seien gespeichert worden. Ihren ersten rief sie ab. Sich ihre Stimme noch ein paarmal mehr anzuhören, ersparte sie sich.
    Sie stieg wieder aus und kehrte zu ihrem Wagen zurück, aber nur, um die starke Stablampe zu holen. Die brauchte sie in der Dunkelheit, wenn sie nach ihrem Boß suchen wollte.
    Vielleicht war er irgendwie hier auf dem Grundstück gestürzt und hatte sich ein Bein gebrochen oder Schlimmeres? Das war der einzige Grund, den Laura sich für sein seltsames Verhalten vorstellen konnte.
    Sie schritt über die breite Allee hinter dem Tor, die direkt auf das Herrenhaus zuführte. Ihr Scheinwerferkegel strich links und rechts über die ungepflegten ehemaligen Rasenflächen, die jetzt wuchernde Wildnis waren. Plötzlich sah sie die Mauer, die gut zwei Dutzend Meter neben dem Weg verlief und die sie vorhin noch nicht bemerkt hatte.
    In der Mauer gab es ein weiteres Tor.
    Lauras Neugierde erwachte. Was befand sich hinter dieser Einfriedung?
    Verirren konnte sie sich hier nicht. Deshalb lief sie zu dem Tor hinüber und sah dann eine Art Friedhof im Mondlicht liegen. Etwa ein Dutzend Gräber lagen hier, wenn die Anzahl der Steine mit den Gräbern übereinstimmte.
    Auf dem schmalen Weg, der von einer dünnen Unkrautschicht überwuchert war, gab es plötzlich Spuren. Frische Spuren im flachen Gras! Hier war vor kurzem erst jemand gegangen.
    Blossom?
    Laura rief nach ihm und lauschte. Aber sie erhielt keine Antwort. Nur der Wind strich durch Baumkronen hinter ihr, und während sie das Geräusch vernahm, sah sie, daß die Bäume auf dem kleinen Privatfriedhof samt und sonders verdorrt waren.
    Laura folgte der Spur. Sie fühlte ein Kribbeln zwischen den Schulterblättern, das langsam zum Nacken hinaufkroch. Immer unbehaglicher fühlte sie sich, und dann endete die Spur plötzlich vor einer der Grabstellen.
    Hörte einfach auf!
    Im ersten Moment fiel es ihr nicht einmal auf, aber eine Drehung verriet ihr, daß man von hier aus einen prächtigen Blick auf das Herrenhaus hatte. Die Spur verriet, daß derjenige, der hier gegangen war, diesen Aussichtspunkt genutzt haben mußte, um den Anblick zu genießen.
    Aber dann war er nicht weiter gegangen!
    In seiner eigenen Spur konnte er auch nicht zurückgegangen sein. Dafür war sie nicht ausgeprägt genug. Es ließ sich leicht nachvollziehen, daß nur jener andere und jetzt Laura hier gewesen waren. An manchen Stellen war der nackte weiche Boden zu sehen, und auch dort führten nur Abdrücke von Männerschuhen in eine einzige Richtung.
    »Das gibt’s nicht«, flüsterte Laura entgeistert. Der Mann, der vor ihr hier gewesen war, konnte sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben!
    Aber anscheinend hatte er genau das getan, weil von dieser Stelle keine Spur mehr anderswohin oder gar zurück führte.
    Die Spur endete vor diesem Grab. Endgültig.
    Laura schluckte. Immer unheimlicher wurde ihr zumute, und plötzlich wurde die Angst in ihr riesengroß, daß sie an diesem seltsamen Ort ebenso spurlos verschwinden könnte wie Don
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher