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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste
Autoren: Jason Dark
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Stirn.
    »Ist irgend etwas damit Miß?«
    »Nein, nein, das ist schon in Ordnung.«
    »Darf ich ihn zurückhaben?«
    »Bitte.«
    Der Junge nahm sein Fundstück so hastig an sich, als wäre es ungemein wertvoll.
    »Wo hast du ihn denn gefunden?« erkundigte sich Jane.
    »Nicht weit von hier.« Matthias deutete, ohne sich umzudrehen, hinter sich.
    Jane wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Der Wind hatte sich verstärkt. Manchmal fuhr er in Böen heran. Kann ich mir den Ort mal ansehen? »Würdest du mich hinführen?«
    Matthias senkte den Kopf. »Weiß nicht«, sagte er.
    »Bitte.«
    »Na ja, wenn Sie wollen. Es ist ja noch Zeit. Ich muß erst am Mittag bei meinen Eltern sein.«
    »Macht ihr hier Urlaub?«
    »Eigentlich nicht. Wir sind zwar hier, aber wir wohnen auch in London. Wir haben hier ein Haus.«
    Er hatte es ein wenig umständlich erklärt. »Mein Vater arbeitet oft hier. Er ist Wissenschaftler.«
    »Und was erforscht er?«
    Matthias lächelte. »Die Natur, glaube ich. Wir wohnen hier des öfteren, wirklich.«
    »Deine Eltern wissen nicht, daß du einen Knochen gefunden hast?«
    »Nein, ich war noch nicht bei ihnen.«
    »Hätte sich dein Vater dafür interessiert?«
    »Bestimmt.« Matthias schaufelte Sand mit einer Stiefelspitze hoch. »Ich werde ihm den Knochen auch zeigen.«
    »Ja, das ist gut.«
    Wie zwei Freunde wanderten die beiden Menschen am Strand entlang. Über ihnen lag ein grauer, weiter Himmel. Die Wolken sahen aus wie dicke Wattebäusche. Zwischen ihnen leuchteten hin und wieder mal helle Streifen, ansonsten war die Sonne völlig verdeckt.
    »Wir müssen nach rechts in die Dünen«, erklärte der Junge.
    »Gut.«
    Dort wurde der Weg beschwerlicher. Der Sand lag tiefer. Er hatte eine graue Farbe bekommen, die Steine nahmen zu. An manchen Stellen wuchs hartes Gras, dessen Halme sich im Winde bogen.
    Der Junge lief vor. Er bewegte seine Arme rhythmisch im Lauf, und der makabre Fund machte dabei die Bewegung mit. Schließlich erreichte er eine Hügelkuppe und rutschte hinab und war aus dem Sichtfeld der Blondine verschwunden.
    Auch Jane erreichte die Erhöhung. Von diesem Fleck aus konnte sie den Jungen sehen. Er hockte in einer kleinen Mulde, in der das harte Strandgras wuchs. Seinen Arm hatte er vorgestreckt, die Hand war in irgendeiner Höhle verschwunden, die Jane Collins nicht einsehen konnte.
    Dafür sah sie das Gesicht des Jungen.
    Es war angstverzerrt!
    ***
    Jane Collins kannte den Grund nicht, aber irgend etwas mußte sich in der Höhle versteckt gehalten haben, das dem Jungen diese Angst oder diese Schmerzen zufügte.
    Sie beeilte sich.
    Es waren nur wenige Yards bis zu ihrem Ziel. Dabei mußte sie den kleinen Muldenhang hinabrutschen. Ihre Stiefel wühlten den feinen Sand auf.
    Dann hörte sie Matthias schreien. Er bewegte sich, der oder das andere, das seine Hand festhielt, mußte soviel Kraft besitzen, daß es ihm auch gelang, den Jungen in die Höhle zu ziehen.
    Mit einem letzten Sprung erreichte Jane das Kind, bückte sich, schaute in die Höhle hinein, sah aber nichts und schnappte sich den Kleinen. Es war eine glücklose Aktion. Beide fielen zu Boden. Matthias kam auf Jane zu liegen.
    Dort blieb er keuchend und auch weinend. Jane rollte ihn von sich herunter, stand auf und schaute auf die rechte Hand des Jungen.
    Sie war leer! Der Knochen war verschwunden.
    Jane untersuchte den Jungen, ob er in Ordnung war. Er lag zwar noch im Sand, sein Gesicht war verzerrt, aber äußerlich verletzt kam er der ehemaligen Hexe nicht vor.
    »Man hat ihn mir weggenommen!« keuchte Matthias.
    »Wer war es?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Tut mir leid - wirklich. Ich kann es nicht sagen.«
    »Schon gut.« Jane drehte Matthias den Rücken zu. Endlich hatte sie Zeit, sich um die Höhle zu kümmern. Das Loch befand sich innerhalb der Muldenschräge. Sie wunderte sich, daß es noch nicht verschüttet worden war, da der Aufbau doch als weich und nachgiebig bezeichnet werden konnte.
    Ein wenig fürchtete sie sich davor, ihre Hand in die Öffnung zu strecken, deshalb näherte sie sich der Öffnung sehr vorsichtig und immer darauf gefaßt, sich schnell zurückziehen zu können.
    Wie tief die Höhle hinter dem Eingangsloch war, konnte sie nicht erkennen. Das Loch jedenfalls zeigte ungefähr die Größe eines Kopfes. Ein Kind hätte sich noch hineinzwängen können, ein Erwachsener kaum, dessen Schultern wären zu breit gewesen.
    Wer immer dem Jungen den Knochen abgenommen hatte, er war
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