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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste
Autoren: Jason Dark
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Besuch.«
    »Später. Weiß er denn von Jane?«
    »Bestimmt. Shao hat sich auch mit Sheila darüber unterhalten. Der wird informiert sein.«
    »Dann laß ihn schmoren.« Ich reichte Suko die Hand. »Wie lange ich bleibe, weiß ich selbst noch nicht. Ich rufe auf jeden Fall an und gebe dir Bescheid. Grüß Glenda noch mal von mir.«
    »Mach ich.«
    Vor dem Lift hob ich die Hand und winkte meinem Freund und Kollegen noch einmal zu. Dann stieg ich ein. Als die Lifttür sich schloß, hatte ich das Gefühl, Abschied vom Yard zu nehmen. Suko und Sir James waren so seltsam gewesen. Das war ich nicht von ihnen gewohnt.
    Um nach Seaford zu fahren, nahm ich meinen Leasing-Golf. Auf die Begegnung mit Jane war ich zwar gespannt, gleichzeitig spürte ich davor doch ein wenig Furcht. Ich glaubte nicht daran, daß es wieder so werden würde wie früher und konnte mir auch nicht vorstellen, daß Jane es so wollte.
    Über die Gefühle zu ihr war ich mir nicht im klaren. Bei meinen Überlegungen kam nichts heraus.
    Deshalb war es bestimmt besser, wenn wir allein waren und uns unter vier Augen unterhielten.
    Im stillen leistete ich Sir James und Suko Abbitte. Wie allerdings Glenda die Tatsache verkraften würde, stand auf einem anderen Blatt…
    ***
    Jane Collins schloß die Augen!
    Nicht etwa, weil ihr Sand oder Staub hineingeflogen wäre, nein sie wollte nicht glauben, was der Junge da in der Hand hielt. Sekundenlang hatte sie das Gefühl, einfach wegfliegen zu können, und sie nahm nicht einmal das harte Felsgestein wahr, auf dem sie hockte.
    »Was ist denn mit Ihnen, Miß?« hörte sie den Jungen fragen, schüttelte den Kopf und öffnete die Augen.
    Sie blickte nicht auf die Knochen, dafür auf das Kind. Der Junge mochte elf oder zwölf Jahre alt sein. Er hatte dunkelblondes Haar, trug einen Anorak, dessen Stoff gelb leuchtete, hatte ein nettes offenes Gesicht und hielt den rechten Arm ausgestreckt.
    Aus der kleinen Faust schaute der Knochen.
    Jane kannte sich aus. Der Knochen stammte höchstwahrscheinlich von einem Menschenarm. Er sah bleich und stumpf aus. Er mußte schon ziemlich lange am Strand gelegen haben, wo er der Witterung ausgesetzt war.
    »Hast du ihn gefunden?« fragte Jane, weil ihr nichts anderes einfiel.
    »Ja.«
    »Und wo?«
    »Nicht weit von hier am Strand.«
    Jane nickte. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Matthias.«
    »Das ist ein deutscher Name.«
    Der Junge nickte. »Wir kommen zwar nicht aus Deutschland, aber meine Mutter.«
    »Ach so.«
    Matthias drehte den Kopf so, daß ihm der Wind die Haare aus der Stirn blies. »Haben Sie Angst, Miß?«
    »Wieso?«
    »Weil Sie so aussehen.«
    »Nein, das nicht.« Jane rutschte von ihrem Sitzplatz und streckte sich. Sie schaute schräg über den Strand und sah die grauen Wellen, die schaumig im feuchten Sand ausliefen. Um diese Zeit war an der Küste kaum etwas los.
    Aber die Luft sollte im Frühjahr und im Winter tatsächlich am besten sein.
    Jane hatte vorgehabt, sich zu erholen und über alles nachzudenken. Es war ihr auch gelungen, gewisse Dinge zu verdrängen. Jetzt kam dieser Junge und zeigte ihr den Knochen, den er gefunden hatte.
    Nun, das konnte Zufall gewesen sein, aber wer ein Schicksal hinter sich hatte wie Jane Collins, der glaubte so leicht nicht mehr an Zufälle. Wie konnte man an einer englischen Küste Knochen finden?
    Das war so gut wie unmöglich.
    Sie ging auf den Jungen zu. Jane trug einen Ostfriesennerz, diese gelbblaue Gummijacke, die ihr bis über die Oberschenkel reichte. Über die Beine hatte sie Jeans gestreift, die Füße steckten in ebenfalls gelben Gummistiefeln. Für eine Strandwanderung war sie ideal angezogen.
    »Darf ich mal sehen?« fragte sie. »Den Knochen?«
    »Ja.«
    Matthias zog die Hand zurück. »Warum willst du ihn sehen? Ich habe ihn gefunden, er gehört mir.«
    »Das weiß ich doch, Matthias. Ich will ihn dir auch nicht wegnehmen. Ich möchte ihn mir nur anschauen. Schließlich bist du es gewesen, der zu mir gekommen ist, um mir den Fund zu zeigen.«
    »Das stimmt.«
    Jane ließ den Jungen in Ruhe. Der Strand war weit und leer. Sie und Matthias befanden sich als einzige Personen dicht am Meer. Erst ein Stück entfernt, hinter den Dünen und deshalb nicht zu sehen, begann der Ort Seaford.
    »Bitte«, sagte der Junge.
    Jane bedankte sich mit einem Nicken, als sie den Knochen entgegennahm. Er war sehr leicht, leichter als Holz von der normalen Länge. Sie hielt ihn umklammert, wog ihn, legte ihn auch in die Linke und runzelte die
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