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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste
Autoren: Jason Dark
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des Windes oder die krächzenden Schreie der Möwen. Auch aus der Höhle drang kein Flüstern mehr, die Ruhe der Küstenlandschaft lullte alles ein.
    Bis auf den Jungen.
    Als hätte man ihm einen Stoß gegeben, so sprang er plötzlich in die Höhe und ließ auch den Stein fallen, der mit einem dumpfen Laut im Sand landete.
    Er schaute noch einmal auf den leblosen Körper, schüttelte sich und rannte weg.
    Seine Flucht beschrieb die Panik, die in ihm steckte. Matthias konnte noch immer nicht richtig fassen, daß er es gewesen war, der Jane Collins niedergeschlagen hatte.
    Sie aber blieb liegen.
    Jane merkte nicht, daß sich etwas in ihrer Umgebung tat. Zunächst war es nur der Wind, der auffrischte, wie mit unsichtbaren Händen über den Strand fuhr und den feinkörnigen Sand aufhob, um ihn weit in die Dünen hineinzuschleudern.
    Auch dorthin, wo Jane Collins lag, denn die Hänge der Mulde gerieten in Bewegung, als wären sie ein Meer aus Sand, das allmählich kräuselnde Wellen warf.
    Und der Sand rollte auf Jane zu. Er kam dabei in Wellen, erreichte sie, ließ sich nicht aufhalten und wehte über ihren Körper. Es begann an den Beinen, gegen die von allen Seiten die feinen Körner geschleudert wurden und allmählich eine so dichte Schicht bildeten, daß sie einen Großteil bereits bedeckten.
    Damit hörte es nicht auf. Der Oberkörper bekam ebenfalls die feinen Körner mit. Der Wind wurde zu einem Feind des Menschen. Es schien, als wäre er der Helfer eines anderen, der dafür sorgen wollte, daß Jane Collins begraben wurde.
    Lebendig begraben…
    Und in der Höhle tat sich ebenfalls etwas. Genau dicht an der Öffnung bewegte sich jemand. Zwei hellere Punkte, rötlichgelb glänzend, schoben sich aus dem Hintergrund heran, drangen aber nicht aus der Öffnung, sondern blieben dort.
    Dafür tastete sich etwas anderes vor.
    Ein langer, zungenförmiger Gegenstand, der wie ein Schlauch ohne Öffnung aussah, peitschte aus der dunklen Höhle, drang wie ein schmaler Spaten in den feinen Sand ein und wühlte ihn dort mit kreiselnden Bewegungen auf, als wollte er etwas aus der Tiefe holen, das darin verborgen lag.
    Es blieb nicht bei diesem einen Gegenstand. Zwei andere gesellten sich ebenfalls hinzu. Auch sie schaufelten im Sand.
    Die erste Ladung traf Jane noch nicht, die zweite war schon besser gezielt, und die dritte wurde gegen ihren Kopf geschleudert.
    Dieser Volltreffer schien das Unheimliche, Unbekannte aus der Höhle mutiger zu machen und ihm noch mehr Kraft zu geben, denn der Sandboden wurde eine Armlänge tief aufgewühlt und die entsprechenden Massen in Janes Richtung geschleudert.
    Sie merkte nicht, daß sie getroffen wurde.
    Noch lagen Mund und Nase frei, sie konnte atmen, aber wie lange dauerte dieser Zustand an?
    In der Höhle hockte der Tod. Er sorgte dafür, daß Jane durch den Sand in den folgenden Minuten zugeschüttet wurde. Von den Beinen war schon nichts mehr- zu sehen. Auch ein Teil des Oberkörpers war verdeckt. Sie lag auf der rechten Seite. Ihr rechter Arm und die rechte Hand waren längst verschwunden.
    Jetzt nahm sich das oder der Unheimliche die linke Seite vor. Die drei Zungen wirkten wie sich schnellbewegende Peitschen. Sie schlugen, sie wühlten, sie schleuderten den Sand gegen ihr Opfer, so daß man sich schon ausrechnen konnte, wann Jane Collins nicht mehr zu sehen sein würde. Sie würde ersticken.
    Aus der Höhle hatte sie die Stimme vernommen. Von einer Verräterin war gesprochen worden und von der Rache, die dieser Verräterin widerfahren sollte…
    ***
    Ich hatte mich nicht erst durchzufragen brauchen. In diesem kleinen Ort fand ich den Strand sehr schnell. Die Leute, die mir unterwegs begegneten, grüßten sehr freundlich, und einmal kam mir auch ein dunkelblonder Junge entgegengelaufen, der naßgeschwitzt war und keuchte, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich.
    Im Osten sollten die Dünen liegen, hatte man mir gesagt. In der anderen Richtung lag Brighton. Bei klarem Licht konnte man die Stadt von einem erhöhten Standort aus sehen. Jetzt, bei diesem trüben Wetter, schmolzen Himmel und Meer zu einer grauen Masse zusammen. Kurz vor dieser Linie hob sich schwach der Umriß eines Fährschiffes ab, das in Richtung Frankreich fuhr.
    England und Frankreich hatten sich endlich entschlossen einen Tunnel unter dem Ärmelkanal her zu bauen, der beide Länder miteinander verband. Dann würde so manche Fährlinie eingestellt werden. Bis zu Beginn des nächsten Jahrtausends sollte dieses
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