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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste
Autoren: Jason Dark
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oder Mauern, über die man bequem hinwegschauen konnte.
    In den südlichen Ländern hält man eine Siesta oder Mittagspause. Das war hier nicht der Fall. Ich hatte das Gefühl, als würden sich die Einheimischen schon für den Sommer rüsten, denn überall wurde gestrichen, geputzt und ausgebessert, denn man wollte die Schäden des letzten Winters beseitigen.
    Ich hatte vor Sir James noch die Adresse des Hotels bekommen, in dem Jane abgestiegen war.
    Es lag nicht weit von dem kleinen Fischerhafen entfernt, wo allerdings keine Fischerboote mehr lagen, sondern sich Bootsbesitzer ihre Liegeplätze gekauft oder angemietet hatten.
    Das Hotel sah aus wie ein Zweifamilienhaus. Es glich mehr einer kleinen Pension. Auch um das Gebäude herum war ein Garten angelegt worden. Ein weißer Zaun friedete ihn ein.
    Platz für meinen Golf hatte ich vor dem Grundstück. Als ich aus dem Wagen stieg und mir der Wind ins Gesicht blies, atmete ich zunächst einmal tief durch.
    Dann öffnete ich das Gartentor und schritt über einen gepflegten Plattenweg auf die Tür des kleinen Hotels zu. Auch sie war weiß gestrichen. Im Gegensatz dazu sahen die Scheiben zwischen den Rahmen direkt dunkel aus.
    Bevor ich schellte, hörte ich noch aus dem Innern ein typisches Brummen. Es ließ auf einen Staubsauger schließen.
    Nach dem Klingeln verstummte das Geräusch. Schnelle Schritte näherten sich der Tür, es wurde geöffnet.
    Eine kleine Frau, die ihr schwarzes Haar mit einem Tuch verdeckt hatte und eine bunte Schürze um die Hüften trug, schob ihre Brille auf die Nase, schaute mich an und lächelte, als ich freundlich grüßte.
    »Sie wünschen ein Zimmer, Sir?«
    »Auch das.«
    Sie blickte auf den kleinen Koffer an meiner rechten Hand. »Bitte, kommen Sie doch herein.«
    »Danke.«
    Das Haus war sauber. Ich trat mir auf der Matte den Schmutz ab und ging in eine breite Diele, die gleichzeitig so etwas wie eine Empfangshalle darstellte.
    Das Schild mit der Aufschrift »Bed and Breakfast« schaukelte über der kleinen Rezeption, dessen Theke mit Prospekten bedeckt war. Zwei Sessel waren hochgestellt worden und lagen mit ihren Sitzflächen auf der Platte eines viereckigen Tisches.
    Der Staubsauger stand mitten im Raum. Die Frau ging vor zur Rezeption und holte ein Anmeldeformular. »Ich bin übrigens Clara Wilson«, erzählte sie mir. »Meinem Mann und mir gehört das Hotel.«
    »Es sind noch Zimmer frei, nicht?« fragte ich nach einem Kugelschreiber greifend.
    Sie lachte. »Zu dieser Zeit immer. Aber Sie dürfen nicht ohne Voranmeldung im Sommer kommen. Da können Sie Pech haben.«
    »Das glaube ich.«
    Ich füllte den Zettel mit meinen Daten aus, unterschrieb und reichte ihr das Formular.
    »Drei Tage wollen Sie bleiben, Mr. Sinclair?«
    »Ja.«
    »Schön, ich freue mich. Dann möchte ich Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen, wenn es recht ist.«
    »Gern.«
    Clara Wilson lächelte. Ich trat zur Seite und ließ sie vorgehen. Die Holztreppe war sehr breit und dunkel gestrichen. Auf den breitesten Stufen standen Blumenkübel. Die Pflanzen bekamen auch genügend Licht, da der linke Treppenrand von einer vom Boden bis zum Dach hochwachsenden Fensterfront begleitet wurde.
    Wer hier als Gast wohnte, der mußte sich einfach in dieser freundlichen Familien-Atmosphäre wohl fühlen. Hier wurde er noch mit dem Namen angesprochen.
    Die Treppe endete in der ersten Etage. »Hier liegen auch unsere vier Zimmer.«
    »Sind alle belegt?«
    »Nein, die Hälfte jetzt.« Sie blieb vor einer dunkel gebeizten Tür stehen und öffnete.
    Ich trat über die Schwelle und nickte. Der Raum lag zum Garten hin. Ich konnte das Meer nicht sehen, dafür drang sehr viel Licht durch die große Scheibe an der gegenüberliegenden Seite der Tür.
    Eine kleine Dusche war ebenfalls vorhanden.
    Mrs. Wilson öffnete die schmale Tür zu diesem Raum und fragte: »Gefällt es Ihnen?«
    »Sehr.«
    »Das freut mich. Wenn Sie etwas möchten, Mr. Sinclair, Sie finden mich unten.«
    »Danke sehr.«
    Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen ging sie davon. Ich legte meinen Koffer in den Schrank, trat an das Fenster und schaute hinaus. Unter mir lag der Garten. Dort wuchsen sechs Obstbäume auf einer graubraun wirkenden Winterwiese. Auch die Bäume besaßen noch kahle Äste.
    Doch man konnte, wenn man genau hinschaute, schon die Knospen erkennen, die sich aus den Zweigen drückten.
    Hierher hatte sich also Jane zurückgezogen. Eine sehr nette, ruhige Gegend, in der sie möglicherweise trotz meines
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