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0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

Titel: 0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
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pirschte mich zur Straße zurück.
    »Wir werden eine Weile warten«, sagte ich zu Phil.
    Im ersten Stock ging das Licht hinter einem Fenster an. Schatten huschten über die Mauer auf der anderen Seite der engen Gasse. Vorhänge wurden zugezogen, aber das Fenster blieb offen.
    Plötzlich erscholl ein markerschütternder Schrei aus dem offenen Fenster im ersten Stock.
    Ich warf meine Zigarette weg und riss Phil mit mir. Ein Tramp, der gerade an der Mündung der Gasse vorbeiwankte, machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich eilig nach der anderen Seite. Offenbar befürchtete er Verwicklungen.
    ***
    Die Schritte der rotblonden Frau klapperten über den Boden. Die Tür flog hinter ihr dröhnend ins Schloss. Wie von Furien gehetzt, hämmerten die Absätze die Treppe hinunter.
    Jeff richtete sich langsam auf. Auf seinem Gesicht lag die Anspannung der letzten Sekunden. Von seinem linken Arm tropfte Blut. Er riss sich Jacke und Hemd herunter. Erleichtert atmete er auf, als er die Schramme bemerkte. Er zerrte ein Taschentuch heraus, band es sich um den Arm und streifte dann das Hemd wieder über.
    Sein Blick fiel auf die Handtasche. Er nahm sie vom Boden auf und wühlte darin herum. Eine kleine Geldbörse war mit einem Kettchen am Bügel befestigt. Jeff drückte den Verschluss auseinander, leerte den Inhalt in seine Hand und schob alles in seine Tasche. In einem Seitenfach fand er ein paar Scheine, die er ebenfalls in seine Tasche stopfte. Zum Schluss nahm er die Wagenschlüssel an sich.
    Jeff hielt sich nicht länger in dem Zimmer auf. Über die Treppe ging er nach unten, gelangte auf den Hof, umrundete den Block und quetschte sich hinter das Steuer des Chrysler. Während er anfuhr, überlegte er sich, wie er aus dem Wagen noch Geld machen konnte, aber ihn zu verkaufen, schien ihm doch ein bisschen zu riskant.
    Jeff fuhr hinunter zu den Piers am East River. Zwischen zwei Lagerhäusern fand er den ruhigen Platz, den er suchte. Er plünderte das Handschuhfach aus, holte von der Ablage am Heckfenster noch ein paar Gegenstände und schlug alles in die Wolldecke ein, die auf dem Rücksitz lag. Den Schlüssel ließ er stecken. Mit seinem Bündel über der Schulter ging er in Richtung Bowery davon.
    Er wusste genau, dass die rotblonde Frau nie wagen würde, ihn als den Mann zu bezeichnen, der den Chrysler ausgeraubt hatte. Vielleicht erstattete sie nicht einmal eine Diebstahlsanzeige.
    Vorsichtig wich Jeff jeder blauen Uniform aus. Durch versteckte Durchgänge und enge Gassen suchte er seinen Weg. Endlich erreichte er das Haus in der Bowery, dass ihm Unterschlupf gewährte.
    Erschöpft ließ er sich auf das schäbige Bett fallen. Das Bündel schob er darunter. Unter dem Kopfkissen holte er eine halb volle Flasche hervor. Gierig setzte er sie an den Mund. Der Alkohol rann gluckernd durch seine Kehle und verschaffte ihm trügerische Ruhe. Plötzlich überfiel ihn ein erschreckender Gedanke.
    Hastig langte er in seine Brusttasche. Sie war leer.
    Seine Lippen begannen zu zittern, seine Hände zu flattern. Gestern hatte er darin fünfhundert Dollar verstaut, von denen er noch keinen Cent ausgegeben hatte. Es war das Geld, das ihm Joe Basser für das Halsband geboten hatte. Er musste es verloren haben, und das konnte nur in der Bude oben in Harlem geschehen sein. Hastig gönnte er sich noch einen Schluck und verbarg die Flasche dann wieder unter dem Kopfkissen, ehe er sich auf den Weg machte. Alle Vorsicht vergessend, strebte er wieder den Docks zu, wo er den Chrysler abgestellt hatte.
    ***
    Der Wagen stand noch da, wie er ihn verlassen hatte. Auch der.Schlüssel steckte noch. Jeff musste sich zwingen, nicht wie ein Rasender den Weg nach Harlem hinter sich zu bringen. Die letzten fünfhundert Yards ging er zu Fuß. Er lockerte das Messer in seiner Gesäßtasche, als er die abgetretenen Stufen hinauf stieg.
    Die Tür stand offen, sie war immer noch nicht abgeschlossen. Das machte ihn sorglos. Er stieß sie vollends auf, trat iü den Raum und drückte sie hinter sich zu.
    »Nett, dich zu sehen!«, sagte eine Männerstimme.
    Hinter der Tür auf einem Stuhl saß Gus. Die schwere Luger mit dem kantigen Korn zeigte auf Jeff. Der Mann hatte ein siegesgewisses Grinsen aufgesetzt. Seine Augei} funkelten vor Bosheit und Rachgier. Jeff begann zu frösteln. Der Gorilla erhob sich, aber er kam dem jungen Mann nicht zu nahe. Jeff spürte, dass er keine Chance hatte, doch er gab nicht auf.
    »Wo ist der Wagen?«
    Jeff zwang sich, ruhig zu bleiben.
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