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0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

Titel: 0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
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Er zuckte die Achseln.
    Gus sprang einen knappen Schritt vor und schlug Jeff mit der Waffe ins Gesicht. Der Mann hatte keine Zeit, sich zu ducken. Aber mit schneller Bewegung riss er das Messer heraus und stach zu. Doch Gus stand schon wieder zwei Schritte entfernt.
    »Lass fallen!«
    Der Sicherungsflügel klickte. Jeff blieb keine andere Wahl. Das Messer polterte hart auf den Fußboden. Gus winkte mit der Luger. Jeffs Schuhspitze gab der Klinge einen Stoß. Sie schlitterte auf Gus zu. Der Gorilla ließ sich auf die Knie nieder und hob sie auf. Seine Augen blieben auf Jeff gerichtet. Dann stand Gus auf und schob sich das Messer in die Tasche.
    »Wo ist der Wagen?«
    Jeff nahm die Schlüssel und warf sie Gus vor die Füße.
    »Leg sie auf den Tisch!«, forderte der Gorilla.
    Jeff gehorchte. Während er sich bückte, arbeiteten seine Gedanken fieberhaft. Eine Sekunde würde ihm genügen. Eine Sekunde, während der Gus seine Aufmerksamkeit abschweifen ließ. Doch der war auf der Hut. Als ob er Jeffs Gedanken erraten hätte, fasste er sich an den Kopf, dort, wo ihn der Schlag getroffen hatte, und begann zu grinsen.
    »Wo steht er?«
    »Fünfhundert Yards weiter oben.« Jeff konnte es sich nicht verkneifen, die Richtung falsch anzugeben. Gus steckte die Schlüssel in die Tasche.
    In diesem Augenblick klopfte es an die Tür.
    Beide Männer waren überrascht, das hatten sie nicht erwartet. Gus warf einen fragenden Blick zu Jeff hinüber und erkannte im gleichen Augenblick, dass auch der andere nicht wusste, wer da klopfte. Befehlend legte er einen Finger vor den Mund. Ein paar Sekunden war nur das Atmen der beiden Männer zu vernehmen. Sie blickten sich an, bereit, sich aufeinander zu stürzen.
    Jeff hatte am meisten zu verlieren, und er entschloss sich als erster.
    »Herein!« Gleichzeitig warf er sich mit einem Satz nach rechts. Gus wagte nicht, zu schießen. Er huschte hinter die Tür. Aber die Mündung seiner Waffe zeigte immer noch genau auf den jungen Mann. Die Tür schwang auf. Ein Girl, nicht älter als zwanzig Jahre, machte zwei Schritte in den Raum hinein. Sie sah Jeff unter dem Tisch liegen und missverstand die Situation.
    »Entschuldigung, ich wollte…« Sie sprach den Satz nicht mehr zu Ende. Der Zufall hatte ihren Blick nach links, hinter die Tür, gelenkt. Mitten im Satz erstarrte sie, ihre Stimme wurde leise. Die linke Hand presste sich auf den Mund, die Augen waren schreckgeweitet.
    Gus sprang um die Tür herum und drängte das Girl brutal zur Seite. Den Blick immer noch auf Jeff gerichtet, ging er rückwärts auf den Gang hinaus. Im letzten Augenblick zog er den Zeigefinger durch.
    Doch Jeff lag nicht mehr am gleichen Platz. Der Schuss fuhr in die Dielenbretter und riss lange Späne heraus. Das Girl kauerte draußen im Gang an der Wand und schrie. Gus stürzte die Treppen hinab. Jeff war ihm hart auf den Fersen, aber er hütete sich, dem Gorilla zu nahe zu kommen. Er war stets darauf bedacht, den anderen eine halbe Treppe vor sich zu lassen. Hinter ihm klang das gellende Kreischen des Mädchens. Es zerrte an seinen ohnehin ramponierten Nerven.
    Gus nahm die Haustür, Jeff stürmte in den Hinterhof, schwang sich über eine Mauer. Drei Höfe weiter erreichte er wieder die Straße. Er kochte vor Wut. Er würde es Gus noch heimzahlen, davon war er überzeugt.
    Gus und die Rotblonde würden noch Dollars ausspucken, bis ihnen davon schlecht wurde. Sie würden… Er zwang sich zur Ruhe. Er konnte sich jetzt keinen Fehler leisten. Vorsichtig schlich er zurück zur Bowery. Doch unterwegs wurde er aufgehalten.
    Die heulenden Sirenen eines Streifenwagens scheuchten ihn in eine Ecke. Er duckte sich und dachte daran, dass die fünfhundert Dollar von Joe Basser noch immer in jenem Zimmer lagen. Aber er hatte die schwarzbraune Brieftasche nicht bemerkt. Vielleicht hatte der blöde Kerl mit der Luger sie gefunden und eingesteckt.
    Er hatte geglaubt, für die nächsten vierzehn Tage genügend Geld zu besitzen, um sich die dringend notwendige Ruhepause zu gönnen. Er fühlte, dass er dem Ende zusteuerte, wenn er nicht bald Gelegenheit erhielt, unterzutauchen.
    ***
    Eine Stunde lang verharrte er in seiner Ecke. Erst als die ersten Schatten der Dämmerung in die Häuserschluchten fielen, wagte er sich wieder aus seinem Versteck. Bedrückt und verzweifelt wie noch nie schlich er der Bude zu, in der er hauste. Er besaß keine vierzig Cent Bargeld mehr. Die Beute aus dem Chrysler würde ihm höchstens zwanzig Dollar einbringen.
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