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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erforschen. Rußland ist doch verdammt weit weg.«
    »Die USA auch«, erinnerte Zamorra. »Australien und Neuseeland sind für euch beide recht neutrales Gebiet.«
    Der blonde Commander nickte. Jemand klopfte an die Tür. »Wer ist da?«
    »Come in«, rief Enders dazwischen.
    Ein Ordonnanzoffizier trat ein. Er schleppte ein Tablett mit Gläsern und einer schwarz etikettierten Flasche mit goldgelbem Inhalt. »Bitte, Gentlemen«, sagte er und zog sich wieder zurück.
    »Begrüßungsdrink«, sagte Enders. »Ich denke, es ist in Ihrem Sinne, Commander.«
    Siccine hob die Brauen.
    »Sie sind mir ein wenig zu selbständig, Mister Enders«, sagte er. »Sie denken zuviel mit. Ich werde allmählich überflüssig.«
    »Sehen Sie, Sir, ich lege es eben darauf an, so schnell wie möglich das Kommando zu bekommen.«
    »Ehe Sie das Kommando über die ANTARES erhalten, sprenge ich das Schiff«, sagte Siccine. »Es ist mein Kreuzer seit einem Dutzend Jahren. Werden Sie Kommandant auf jedem beliebigen anderen Boot, und ich schreibe Ihnen alles in Ihre Beurteilung, was Sie nur wollen. Aber als mein Eins-O sind Sie mir noch entschieden lieber. Greift zu, Freunde. Es ist Selbstbedienung angesagt.«
    Zamorra griff nach der Flasche. »Daniel’s«, stellte er fest. »Ihr versteht zu leben, ihr verflixten Seesäcke.«
    »Manchmal lassen wir auch die schlappen Landratten an unserem Luxusleben teilhaben, Zamorra. Wir haben noch ein paar Flaschen im Vorrat.«
    »Nicht mehr lange«, prophezeite Zamorra und schenkte den Whiskey ein. Sie prosteten sich zu.
    Lieutenant MacMill räusperte sich. »Sir …«
    »Ach ja, Sie gibt’s ja auch noch. Sorry, MacMill. Sie bleiben also dabei, ganz normale Munition verfeuert zu haben? Keine atomaren Sprengsätze?«
    »Ich weiß doch, was in meine Geschütze kommt, Sir!« entrüstete sich der Feuerleitoffizier.
    Zamorra pfiff leise durch die Zähne. »Ihr habt Atom-Munition an Bord?«
    Siccine zuckte mit den Schultern. Er beantwortete die Frage nicht. »Okay, MacMill. Aber dann verstehe ich nicht, weshalb die Explosion so verheerend war. Selbst wenn die Pulverkammern bis an den obersten Rand gefüllt waren, hätte es nicht so krachen können.«
    »Vielleicht hatte das Schiff zusätzlich zu den Segeln Motoren an Bord, und wir haben die Treibstofftanks erwischt …«
    »Auch recht unwahrscheinlich. Wir werden sehen. Jedenfalls haben Sie und Ihre Leute schnell und präzise geschossen und möglicherweise größeren Schaden abgewendet. Meine Befragung sollte kein Vorwurf sein, MacMill.«
    »Danke, Sir. Kann ich gehen?«
    »Wegtreten, MacMill.«
    Der Lieutenant verschwand.
    »Tja, damit seid ihr arbeitslos geworden«, sagte Siccine und wies aus dem Fenster auf die See hinaus. »Ich hatte befürchtet, eure Unterstützung gegen ein Gespensterschiff zu brauchen … aber das hat sich ja nun erledigt.«
    Zamorra nickte.
    »Betrachten wir es als Urlaub«, sagte er. »Wie lange dürfen wir bleiben?«
    »So lange, wie ihr wollt«, sagte Siccine. »Enders zeigt euch euer Quartier. Ich muß mich jetzt erst mal um mein Schiff und um die Such- und Bergungsaktion da draußen kümmern. Vielleicht hat es doch noch zufällig Überlebende gegeben.«
    Nicole schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte sie. »Dort draußen lebt niemand – außer deinen Leuten, William.«
    »Woher willst du das so genau wissen?« stieß Siccine hervor.
    »Ich weiß es eben«, erwiderte Nicole. »Sie sind alle tot – wenn sie jemals gelebt haben.«
    ***
    »Sagen Sie – meinen Sie das wirklich im Ernst, das mit den Gespenstern, Sie und der Commander?« fragte Lieutenant Enders, als er Zamorra und Nicole die Tür zu ihrer kleinen Kabine öffnete, in der das Gepäck bereits untergebracht worden war. Es war der Größe nach offenbar eine Offizierskabine.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wir haben entsprechende Erfahrungen machen müssen«, sagte er. »Ich verstehe Ihre Skepsis, und ich wünsche Ihnen, daß Sie nicht eines Tages eines Besseren belehrt werden.«
    »Auch ’ne Antwort«, brummte Enders unzufrieden und trollte sich.
    Sie richteten sich ein. Viel auszupacken hatten sie nicht; daß es keine Gala-Abende mit Smoking und Abendkleid geben würde, war ihnen von Anfang an klar gewesen. Daß die Kajüte nicht eine der größten und die Betten schmal waren, störte sie nicht. Sie kamen mit wenig aus. Schließlich befanden sie sich auf einem Kriegsschiff. Und das befand sich in der Tasman-See, zwischen Australien und Neuseeland.
    Gestern hatten
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