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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verurteilt wurden. Und – jemand entfernte den Ring und nahm ihn mit sich! Darin sah ich unsere große Chance, denn mit diesem Ring kann ich die Sperre überwinden! Doch damals konnte ich den Ring selbst nicht am Finger ertragen, und keiner meiner Männer konnte es; nur Yannateh selbst. Deshalb mußte ich annehmen, daß sie es war, die auferstanden war und mit dem Ring die Insel verließ. Deshalb jagte ich Yannateh überall, doch ich fand sie nirgends unter den Toten, deren Schiffe ich zerschmetterte.«
    Zamorra schluckte. »Hätte es nicht eine andere Methode gegeben als den Kampf?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der Geisterpiratenkapitän. »Admiral, haben wir alle uns in den Jahrhunderten des verzweifelten Wartens und Hoffens verändert? Sind wir durch die Grausamkeit von Yannatehs Fluch selbst grausam geworden? Vielleicht, denn zu lange mußten wir warten, bis ein Ruf uns weckte und in die Welt der Lebenden zurücklockte.«
    »Tatjanas telepathische Unterhaltungen mit dem Delphin ›Fedor‹«, durchzuckte es Zamorra in einem Anflug von Hellsichtigkeit. Das war der zweite Faktor gewesen, der mit zu van Buurens Erscheinen beigetragen hatte. Denn auf dieselbe Weise hatte sich Yannateh ihm gezeigt …
    Und das nichtmenschliche Denken des Delphins … das unverständliche Denken in völlig fremden Begriffen, konnte das die Geister der uralten verbannten Piraten verdreht haben? Hatte es sie verwirrt und zu mordenden Piraten gemacht, als die sie vor ein paar Jahrhunderten galten?
    Es war eine Theorie, mehr nicht. Aber Zamorra ahnte, daß er eine endgültige Wahrheit hierzu niemals erfahren würde.
    Denn Henryk van Buuren leitete jetzt das Finale ein …
    ***
    Mit einem Beiboot ruderte Henryk van Buuren zur Insel hinüber. Nur Zamorra war bei ihm. Düster lag das Schiff hinter ihnen auf dem mondspiegelnden Wasser.
    Mehr als ein Zuschauer war der Professor nicht. Was zu tun war, mußte van Buuren selbst erledigen, und Zamorra hatte seinen Teil dazu beigetragen, indem er dem verzweifelt hoffenden Gespenst den Ring übergeben hatte.
    Der Ring brach die Sperre.
    Zamorra fühlte, wie sie vor ihm wich, diese Barriere, von der er selbst nichts gemerkt hatte, als er am Nachmittag mit Nicole hier war. Auf lebende Menschen wirkte sie ja nicht!
    Aus der Tiefe erhob sich ein kreischendes Skelett. Es fügte sich aus den brüchigen Resten zusammen, die Luc Bonnard gefunden, aber nicht zwischen den Fingern hatte halten können. Das Skelett formte sich zu einer Frau mit haßerfülltem Gesicht und weißen, pupillenlosen Augen – Yannateh!
    Zwei Gespenster standen sich gegenüber – zwei, die seit Jahrhunderten tot waren und die beide ihre Hölle durchlitten hatten, denn Satan hatte auch von Yannateh seinen Preis gefordert und sie an ihren eigenen Fluch gebunden.
    Und wieder schien Yannateh mit ihrer Magie stärker zu sein als der holländische Kapitän!
    Aber Zamorras Amulett zwang sie, auf ihre Schwarze Magie zu verzichten. Und Henryk van Buuren stieß mit dem Dolch zu.
    Jetzt, da er den Schatz wieder erreicht hatte, war der Fluch gebrochen! Und ein Untoter tötete eine andere Untote zum zweiten Mal.
    Damit war alles vorbei.
    Lautlos vergingen sie, und ebenso lautlos verschwand auf dem Meer das Gespensterschiff, um niemals wieder zurückzukehren.
    Der Schatz der Schwarzen Priesterin blieb, und auch Ring und Dolch, aber die Steine darin hatten ihren Glanz verloren. Merlins Stern spürte die Schwarze Magie nicht mehr.
    Es war vorbei …
    Fünfzehn Stunden später fanden Lieutenant Alworthy und seine Trooper Zamorra auf der Inselplattform. Nicole hatte die richtige Idee gehabt und dafür gesorgt, daß die ANTARES ihren Standort verließ und Neuseelands Nordinsel umrundete, um hier nach Zamorra zu suchen. Besonders wohl hatte Commander Siccine sich nicht dabei gefühlt, das russische Schiff allein zu lassen.
    Aber die Gefahr durch das Piratenschiff war gebannt.
    Zamorra wußte nicht, was auf die Seelen der Freibeuter wartete, die zahlreiche vermeidbare Morde auf sich geladen hatten. Aber er hoffte – daß sie endlich Frieden gefunden hatten. Sie, die durch den Fluch in böse Handlungen verstrickt worden waren, ohne selbst daran schuldig zu sein.
    Aber es war nicht mehr seine Sache. Er konnte nichts mehr tun. Er konnte nur endlich tun, was schon lange auf dem Programm gestanden hatte: Mit seinen Freunden endlich eine ungestörte Wiedersehensfeier abhalten.
    »Denn Wiedersehensfeier«, verkündete Boris Saranow mit wichtiger
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