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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie sich noch in Frankreich befunden. Sie hatten sich ein paar Tage Urlaub gegönnt und waren an der Loire entlang gefahren, um überall dort eine Rast einzulegen, wo es ihnen gefiel. An das Gespensterhaus aus der Vergangenheit dachten sie schon fast gar nicht mehr; der Fluch war gebrochen, und die mörderischen Geister aus der Vergangenheit, die man total aus der Erinnerung zu verdrängen versucht hatte und die doch zurückgekehrt waren, um die Lebenden zu knechten, gab es nicht mehr. [1]
    Und als sie dann ins Château Montagne zurückkehrten, erwartete sie der Anruf. Nach langer Zeit meldete sich Commander Siccine wieder. Über eine Funkbrücke war er von seinem Schiff aus direkt mit seinem alten Freund und Kampfgefährten Zamorra in Verbindung getreten und hatte ihn gebeten, schleunigst in die Tasman-See zu kommen, weil hier ein mutmaßliches Gespensterschiff sein Unwesen treibe. »Das ist doch ein Fall für dich, Zamorra«, hatte er gesagt. »Pack dein Mädel ein, klemm dir den Koffer unter den Arm und ab ins Flugzeug. Ich sorge dafür, daß die NATO eure Tickets zahlt.«
    Solchen Argumenten hatte Zamorra sich noch nie verschließen können. Wenn andere die Reisekosten übernahmen, waren Nicole und er gleich noch einmal so gern unterwegs. So sahen Zamorra und Nicole sich an, nickten gleichzeitig und sagten spontan ihr Kommen zu.
    »Du wirst dich allerdings recht züchtig kleiden müssen, Nici«, erinnerte Zamorra seine Partnerin, die sich derzeit einer erfreulich aufregenden Freizügigkeit befleißigte und auf Kleidung verzichtete, wann immer sich eine Gelegenheit bot. »Immerhin wirst du die einzige Frau unter einer halben Hundertschaft Männern sein, die seit ein paar Wochen isoliert auf See unterwegs sind und die man nicht unnötig aufreizen sollte …«
    »Männer?« Nicole sah Zamorra interessiert an. »Eine halbe Hundertschaft? Wie interessant. Es wird mir ein Vergnügen sein, sie ein wenig aufzumuntern …«
    »Untersteh dich!« drohte er. »Der einzige, den du aufmuntern darfst, bin ich!«
    »Egoist …«, hielt sie ihm vor. »Geliebter Egoist …«
    Wenig später waren sie unterwegs. Von Lyon, Frankreich, flogen sie über Bombay, Indien, nach Sidney, Australien. Von da ging es hinüber nach Neuseeland, wo ein Militärhubschrauber sie aufnahm und an Bord der ANTARES kamen. Sie gerieten gerade in das Gefecht zwischen dem Kreuzer und dem Objekt ihres Interesses hinein.
    Und das war jetzt zerstört worden.
    Aber Nicole hatte auf ein eigenartiges Gefühl hingewiesen, daß damit noch nicht alles erledigt sei. Auch Zamorra war unsicher. Die Explosion, die sie vom Hubschrauber aus beobachtet hatten, war ungewöhnlich stark gewesen. Hatte es sich um ein Täuschungsmanöver gehandelt? Was überhaupt steckte hinter diesem Segler, der doch kein Geisterschiff sein konnte, weil sich Gespenster von irdischen Waffen nicht beeindrucken ließen?
    Das Ende der Fahnenstange hatten sie noch nicht erreicht, glaubte inzwischen auch Zamorra. Wenn Commander Siccine anderer Ansicht war, war das seine Sache, aber vielleicht würde er sein blaues Wunder erleben. Zamorra war entschlossen, ihn rechtzeitig zu warnen. Irgend etwas geschah hier, das noch nicht eindeutig zu erklären war. Es war gut, daß der Commander den Dämonenjäger Zamorra herbeigebeten hatte.
    Zamorra ließ sich auf die Pritsche fallen. Er lehnte sich an die Kajütenwand und überlegte. Was sollten sie jetzt anfangen? Siccine hatte sie erst einmal verabschiedet. Es war klar, daß er jetzt erst einmal zusehen mußte, seinen Kreuzer wieder flott zu bekommen.
    Nicole trat an das kleine Bullauge. Das runde Fenster war nicht groß genug, um einem Menschen Durchlaß zu gewähren, aber es ließ sich öffnen, weil es hoch genug über der Wasserlinie lag.
    »Da hinten ist ein Schiff«, sagte sie.
    Zamorra erhob sich wieder und trat hinter sie. Am Horizont war ein Fleck zu erkennen, die Silhouette eines nicht gerade sehr kleinen Schiffes. »Ob das die NIKOLAI GOGOL ist?« überlegte er.
    Nicole schwieg eine Weile. Dann wandte sie sich um.
    »Vielleicht, vielleicht nicht. Aber an Bord befindet sich mindestens ein Telepath.«
    ***
    Lieutenant Alworthy und seine Männer waren zurückgekehrt – ohne Ergebnis. Es gab keine Überlebenden des Dreimast-Seglers. Sie hatten auch keine Trümmer des Piratenschiffes bergen können – obgleich Holz normalerweise an der Wasseroberfläche schwimmt, waren die wenigen verbliebenen Teile unmittelbar vor den zufassenden Händen der
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