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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan
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Phil.
    »Richtig«, bestätigte das Mädchen. »Aber ich bekam sie erst heute abend in die Hände. Ich hatte mir ein paar Schuhe vom Schuster geholt. Er wickelte sie in diese Zeitung ein. Als ich sie zu Hause auspackte, fiel mein Blick auf dieses Bild. Und da wurde mir plötzlich alles klar…«
    Aus ihren schönen Augen liefen zwei große Tränen langsam die Wangen herab. Dennoch blieb ihre Stimme fest und deutlich, als sie fortfuhr:
    »Diese Waffe, die ist nicht sehr häufig, nicht wahr?«
    »Nein«, gab ich zu. »Jedenfalls bei weitem nicht so verbreitet wie etwa eine 38er Smith & Wesson. Warum?«
    »Man kann sie auch kaum mit einer anderen verwechseln — oder?« fragte sie.
    Ich zeigte auf das Bild: »Miß Mitchell, der Lauf ist kantig, wie man deutlich sehen kann, oben läuft eine schmale Ventilationsschiene entlang, und im Boden des Kolbens kann man sie sogar mit einem Schlüssel abschließen, damit Unbefugte sie nicht benutzen können. Auf dem Bild hier kann man sogar den Schlüssel erkennen. Es gibt kaum eine Waffe, die man mit dieser verwechseln könnte.«
    Sandra Mitchell preßte die Lippen hart aufeinander. Plötzlich ließ sie sich auf die Pritsche fallen, verbarg den Kopf zwischen den Händen und schluchzte leise vor sich hin. Ratlos sahen Phil und ich uns an.
    »Was«, ertönte auf einmal eine rauhe Männerstimme, »was ist mit Harry passiert?«
    Wir drehten uns um. Johnny Miller stand weit vorgebeugt am Tisch und stierte aus unnatürlich geweiteten Augen auf das Bild in der Zeitung.
    »Ach«, kam es tonlos von seinen Lippen, als er die Bildunterschrift gelesen hatte, »ach, Harry ist tot? Tot? Harry?«
    Erst in diesem Augenblick fiel uns wieder ein, daß wir es ihm ja noch gar nicht gesagt hatten. Stumm nickten wir, als uns sein fragender Blick traf. In diesem Augenblick richtete sich Sandra Mitchell wieder auf. In ihrem Gesicht glänzten die feuchten Spuren der Tränen im Licht der Stehlampe.
    »Wer ist das?« fragte sie leise.
    »Johnny Miller«, sagte ich. »Der Bruder.«
    Mit einem Kopfnicken zeigte ich auf das Bild. Sandra blinzelte, als sie gegen die Tränen ankämpfte. Dann nahm sie plötzlich Johnnys Hand.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte sie leise. »Ich wußte doch nicht —«
    Sie brach hilflos ab. Johnny Miller ließ sich auf einen Stuhl zurücksinken. Er schien das Mädchen gar nicht gehört zu haben.
    »Miß Mitchell«, sagte ich, »diese Zeitung erklärt uns gar nichts.«
    »Nein«, gab sie zu. »Natürlich nicht. Sie können ja nicht wissen, was ich am Sonntag auf dem Bahnhof gesehen habe.«
    »Sie waren auf dem Bahnhof? Auf der Penna Station?«
    »Sicher. Ich kam doch mit demselben Zug. Und als der Zug einlief, sah ich Danny hinter einer Gepäckkarre verschwinden. . Er hatte eine Pistole in der Hand.«
    »Woher kennen Sie Danny Blancher eigentlich?«
    »Wir —« sie machte eine lange Pause, dann riß sie trotzig den Kopf hoch: »Wir wollten heiraten. In drei oder vier Jahren, sobald ich mit dem Studium fertig war.«
    Ein paar Herzschläge lang blieb es still. Unser alter Doc ließ sich neben dem Mädchen auf der Pritsche nieder und tätschelte unbeholfen ihre linke Hand.
    »Sniff habe ich durch Danny kennengelernt«, fuhr Sandra Mitchell fort. »Ich habe .Danny geliebt. Ich wäre für ihn durchs Feuer gegangen. Ich wußte nicht, daß er ein Mörder ist. Ein skrupelloser, brutaler Mörder. Ich habe es nicht gewußt. Obgleich ich es hätte spüren müssen. Aber'ich war ja so blind.« Wir wagten nicht, sie zu unterbrechen. Nach einer Weile zeigte sie wieder auf das Bild in der Zeitung:
    »Diese Waffe hatte Danny Blancher in der Hand, lange bevor er Harry Miller überhaupt zu Gesicht bekam!«
    »Was?« schrie Phil und sprang auf. »Diese?«
    Sandra Mitchell nickte ein paarmal. Tonlos kam es von ihren blassen Lippen:
    »Ich habe es selbst gesehen. Und wenn Danny behauptet, was in der Zeitung steht, nämlich daß dieser junge Mann ihn mit dieser Waffe hier bedroht hätte, so daß er hätte schießen müssen, dann lügt Danny. Denn er selbst hatte diese Waffe in der Hand, bevor er diesen jungen Mann zu Gesicht bekam.«
    »Er hat meinen Bruder kaltblütig umgebracht«, stieß Johnny Miller rauh hervor. »Er hat ihn einfach umgebracht! Aber warum denn? Warum denn?«
    Seine Stimme überschlug sich. Ich drückte meine Zigarette aus.
    »Dafür, Johnny«, sagte ich leise, »dafür gibt es nur eine Erklärung: Er selbst hat Bob Evans getötet. Und er erschoß Ihren Bruder, weil er wirklich
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