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0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

0422 - Der Kopfjäger von Manhattan

Titel: 0422 - Der Kopfjäger von Manhattan
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Bereitschaftsdienst. Ich ließ ihn aus dem Aufenthaltsraum herunterkommen und bat ihn, Johnny Miller Gesellschaft zu leisten, bis Phil und ich wieder zurückkämen. Blanchers Adresse hatten wir ja schon seit Sonntag, und so setzten wir uns mitten in der Nacht in den Jaguar und fuhren hin.
    Unterwegs fragte Phil: »Was hältst du von der ganzen Geschichte von Johnny Miller?«
    »Wenn sie nicht wahr wäre, müßte er der einfallsreichste Lügner sein, der mir je vorgekommen ist.«
    »Hm«, brummte Phil. »Aber wenn dieser Blancher ihn wirklich außerhalb des Hauses gesehen hätte, warum hat es Blancher dann nicht der Polizei erzählt? Er muß sich als Privatdetektiv doch darüber im klaren sein, daß er mit seiner Aussage Johnny Miller praktisch vor dem Elektrischen Stuhl bewahren kann.«
    »Vielleicht weiß er nicht, welche Bedeutung seiner Aussage zukommt, Phil«, meinte ich, während ich mit meinen Gedanken ganz woanders war.
    Phil reichte mir eine Zigarette. Eine Viertelstunde später klopften wir an die beiden Zimmer, die Danny Blancher gemietet hatte. Wir bekamen keine Antwort. Phil probierte die Türklinke auf der rechten Seite, ich die der linken Tür. Beide waren abgeschlossen. Wir klopften stärker. Es rührte sich nichts.
    »Der Vogel ist doch nicht etwa ausgeflogen?« fragte Phil.
    »Er weiß, daß er die Stadt nicht verlassen darf, bis die beiden tödlichen Unfälle — wenn wir sie mal so nennen wollen — von der Staatsanwaltschaft endgültig untersucht sind. Wenn er jetzt flieht, hetzt er sich selber einen Steckbrief an den Hals.«
    »Das hat Johnny Miller auch nicht daran gehindert, das Weite zu suchen, Jerry.«
    »Stimmt. Na, uns bleibt nicht übrig als wieder zu verschwinden. Wir haben keinen Durchsuchungsbefehl und können uns also nicht gewaltsam Zutritt verschaffen.«
    Wir machten kehrt und fuhren zum Distriktgebäude zurück.
    »Vielleicht sollten wir ins Bett gehen und bis morgen früh alles auf sich beruhen lassen«, meinte Phil und gähnte.
    »Das ist ja gar nicht dein Ernst«, widersprach ich. »Wer weiß, was bis morgen früh schon wieder passiert sein kann. Außerdem haben wir heute nacht den Vorteil, daß noch niemand davon weiß, daß sich Johnny Miller gestellt hat. Morgen früh können wir es nicht mehr geheimhalten, und wenn es erst einmal die Rundfunksender in den Frühnachrichten gebracht haben, weiß es jeder, den es angehen könnte.«
    »Okay«, gab mein Freund zu »Also schlagen wir uns die Nacht um die Ohren, um so viel wie möglich zu klären, bevor alles an die Öffentlichkeit dringt. Ich möchte mal wissen, wie viele Nächte ich schon durcharbeiten mußte.« Wir ließen den Jaguar wieder im Hof vor der großen Halle der Fahrbereitschaft stehen und betraten das Distriktgebäude durch den Hintereingang. In der Eingangshalle brannte nur eine einzige Lampe am Auskunftsschalter, der Tag und Nacht pausenlos besetzt bleibt. Als der Luftzug von der Hintertür her durch die Halle fegte, wandte der Kollege am Schalter den Kopf:
    »Hallo! Wer ist da?«
    Sämtliche Lichter in der Halle flammten aufeinmal auf.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Steve«, witzelte ich. »Wir sind's. Keine Gangster, die das Distriktgebäude stürmen wollen.«
    »Gut, daß ihr kommt. Ihr habt Besuch.«
    Wir blieben überrascht stehen, sahen uns an, zuckten mit den Achseln und gingen zu Steve Dillaggio hin.
    »Besuch?« Ich sah auf meine Uhr. »Zwanzig Minuten vor eins? Willst du uns auf den Arm nehmen?«
    »Dann würde ich schon lieber euren Besuch auf den Arm nehmen«, meinte Steve und grinste anzüglich. »Der ist nämlich hübscher als ihr beide zusammen.«
    Er zeigte mit dem Daumen über seine Schulter hinweg quer durch die Halle zu der langgestreckten, modernen Couch für wartende Besucher. Ein junges Mädchen hockte dort mit auf die Knie gestützten Ellenbogen. Phil erkannte sie auf den ersten Blick.
    »Sandra Mitchell!« rief er leise. »Na, wenn das nicht die Nacht der Überraschungen ist!«
    Wir gingen zu ihr. Erst als -wir die letzten Schritte taten, hob sie den Kopf. In ihrem Gesicht standen Flecken hektischer Röte. Sie war blaß, wenn man von den rosa Flecken absah. Als sie aufstand, sah ich, daß sie ihre Hände so krampfhaft zu Fäusten geballt hatte, daß alles Blut aus den Fingern gewichen war.
    »Ich halte es nicht mehr aus«, stieß sie rauh hervor, noch bevor wir irgend etwas sagen konnten. »Ich halte es nicht mehr aus! Bitte, helfen Sie mir! Ich bin rauschgiftsuchtig! Helfen Sie mir!
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