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0421 - Willkommen im Fegefeuer

0421 - Willkommen im Fegefeuer

Titel: 0421 - Willkommen im Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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denn sie war es gewohnt, über diesen von hohem Gras eingerahmten Trampelpfad zu fahren.
    Sogar einen Hasen sahen sie. Das Tier rannte vor dem Wagen fluchtartig davon.
    Sie fuhren das Haus nicht direkt an. Um eine große Ulme herum rollten sie und stellten den Honda dann ab. Dort hatte Maynard anbauen lassen. Die Erweiterung bestand aus einem wetterfest gestrichenen Holzkasten.
    »In diesem Anbau hat mein Vater immer geschrieben«, erklärte Carol.
    »Bißchen düster, nicht?«
    »Nicht im Sommer. Er liegt zur Südseite hin. Das Sonnenlicht hat ihn sogar manchmal gestört.«
    Nach Sonnenschein sah es an diesem Tag nicht aus. Einhellgrauer Himmel lag über dem Land. Die Temperaturen bewegten sich um den Gefrierpunkt, doch geschneit hatte es nicht, obwohl Schnee angesagt worden war.
    Carol besaß einen Schlüssel. Sie holte ihn aus der Manteltasche und schloß eine hölzerne Tür auf, die in der oberen Hälfte verglast war. Beide betraten einen Raum, in dem es nach kaltem Pfeifenqualm roch. Der Schreibtisch stand direkt am Fenster. Zwischen Magazinen, Papieren und Kugelschreibern fiel die flache Schreibmaschine kaum auf. Ein Blatt steckte noch darin. Suko interessierte sich dafür, las nach und brauchte praktisch nur einen Satz flüsternd auszusprechen.
    Ich habe vieles falsch gemacht!
    »Hat das Ihr Vater geschrieben?« fragte er.
    »Ja«, antwortete Carol leise. Danach schluckte sie. »Klingt wie ein Abschied, nicht?«
    »So würde ich das nicht sehen.«
    »Doch, Inspektor. Ich habe auf der Fahrt hierher nachgedacht und bin zu der Überzeugung gekommen, daß sich mein Vater nicht mehr am Leben befindet. Er hat sich einfach zuviel vorgenommen. Ich fühlte, daß es ihn erwischt hat. Und ihr Freund hat ihn auch nicht mehr retten können. Das ist meine Ansicht.«
    »Es bleibt Ihnen frei, dies zu glauben, obwohl ich anderer Ansicht bin.« Sukos Blick glitt über die dunklen Regale. Sie waren bis zu den Rändern mit Büchern vollgestopft. Die Regale bis hinauf an die holzverkleidete Decke, wo ein runder Lampenring hing. Auf dem Glas klebten tote Fliegen.
    »Den Film finden wir hier nicht.« Carol stand an der zweiten Tür, die in das eigentliche Haus führte.
    »Hat Ihr Vater einen Vorführraum?«
    »Das nicht. Es ist nur so, er wollte kein Wohnzimmer haben. Dort steht die Leinwand.«
    »Dann gehen Sie vor.«
    Suko wurde durch einen schmalen Flur geführt. Auch das Licht konnte seine Düsternis kaum vertreiben. Ein paar Fotoshingen an den Wänden. Suko konnte sich den Besitzer des Hauses ansehen.
    Maynard oder S. S. Grower war ein Mann in mittleren Jahren. Er hatte bereits die Hälfte seiner Haare verloren. Die anderen wuchsen ihm bis weit in den Nacken. Auf der Oberlippe breitete sich der Schnauzer wie ein brauner Teppich aus. Die Augen des Mannes blickten ein wenig melancholisch.
    Das Mädchen lächelte. »Ja, das ist mein Vater.«
    »Ich dachte es mir.«
    Nach dem Flur betraten sie den Wohnraum. Er glich einem kleinen Kino. Sessel und Couch waren so hingestellt worden, daß der Blick des Sitzenden stets auf die Leinwand fiel.
    Einen Projektor entdeckte Suko ebenfalls, und er wunderte sich darüber. »Sagten Sie mir nicht, Carol, daß Ihr Vater mehr auf Video abfuhr?«
    »Er hatte beides. Film und Video.«
    »Was sehen wir uns an?«
    »Was möchten Sie?«
    Suko betrachtete sich den Apparat näher. Er sah, daß die Spule mit dem Streifen aufgelegt war. »Wenn es der Film ist, von dem sie gesprochen haben, Carol, nehmen wir die Leinwand.«
    »Gut.« Sie stand da und wirkte verkrampft. Dafür hatte Suko Verständnis. Wenn er jetzt den Streifen abspulte, würden die Erinnerungen bei Carol wieder zurückkehren. Und so etwas war böse.
    »Wenn Sie nicht zuschauen wollen, dann sehe ich mir den Streifen auch allein an.«
    »Lassen Sie mal. Ich schaue schon weg.«
    »Gut.« Suko erhoffte sich Aufschlüsse und Spuren. Er hatte diesen Vincent van Akkeren kennengelernt. Als Baphomet bezeichnete er sich, ein Günstling der Hölle und Herr des Fegefeuers. Suko wußte, daß es sich bei ihm um keinen Bluffer handelte. Dieser Mann war als Mensch schlimmer als mancher Dämon.
    Suko blickte nach links, wo in der Wand eine Tür offenstand. Direkt neben der Tür und sehr weit unten befand sich eine Steckdose.
    Stecker und Kabel hingen an einer Rolle über dem Apparat.
    Suko stellte die Verbindung her. »Dann wollen wir mal«, sagte er.
    »Ist es nicht zu hell?«
    »Ja, Sie haben recht.«
    »Ziehen Sie bitte die Vorhänge zu.«
    Das tat
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