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0421 - Report eines Neandertaler

Titel: 0421 - Report eines Neandertaler
Autoren: Unbekannt
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der Ausdruck >Pseudonova< treffender, denn wir haben es ja nicht mit einem echten Prozess der Sternentwicklung zu tun, sondern mit einer willkürlichen Manipulation des solaren Energiehaushalts."
    Er schloss: „Wir haben uns damit abzufinden, daß wir in absehbarer Zeit das Antitemporale Gezeitenfeld deaktivieren müssen, um das Solsystem in die Gegenwartsebene zurückzubringen. Anders lassen sich die Bewohner der solaren Planeten nicht evakuieren."
    „Fünfundzwanzig Milliarden Menschen ...", murmelte Perry Rhodan dumpf.
    Er schloss die Augen und sah innerlich den Sonnensatelliten vor sich, wie ihn die Besatzung der SUN DRAGON beschrieben hatte. Er dachte an die gigantische Vernichtungskraft der terranischen Waffen, die dennoch nicht ausgereicht hatte, den Todessatelliten zu vernichten oder auch nur zu beschädigen. Vor seinem geistigen Auge wechselte das Bild. Das halb äffische halb menschliche Gesicht des Neandertalers Lord Zwiebus erschien, wie es ausgesehen hatte, bevor der Geist des Vorzeitmenschen von Umnachtung befallen worden war. Zweifellos stellte Zwiebus das wichtigste Bindeglied zwischen der zweihunderttausend Jahre zurückliegenden Vergangenheit und der Gegenwart dar. Möglicherweise schlummerte in seiner verschütteten Erinnerung ein Ansatzpunkt zur Überwindung der Gefahr. Doch es schien aussichtslos, jemals so weit vorzudringen. Lord Zwiebus befand sich in der Spezialklinik für Paramechanische Hyperpsychiatrie auf dem geheimen Medo-Planeten Tahun, wo die besten Fachärzte der Galaxis sich darum bemühten, seinen Geist der Finsternis zu entreißen.
    Verzweiflung spiegelte sich in Perry Rhodans Augen. Sein Geist versuchte sich gegen die Vorstellung zu wehren, daß fünfundzwanzig Milliarden Menschen ihr Heimatsystem verlassen sollten und, noch schlimmer, daß die Erde, die Wiege der Menschheit, sich in einen unbewohnbaren Schlackenhaufen verwandeln würde. Er ahnte, daß nicht nur die solare Menschheit ihre ungebrochene Kraft aus der uralten gefühlsmäßigen Bindung an ihren Ursprungsplaneten schöpfte. Versiegte dieser Quell unwiderruflich, dann würde auch der unsichtbare Strom versiegen. Die Menschheit würde in ihrer Masse zu einem resignierten Haufen werden, die keine höheren Ziele mehr kannte als die unmittelbar existenzbedingten.
    Er fühlte eine sanfte Berührung auf seiner Schulter und blickte auf.
    „Ich weiß, woran du denkst, Perry", sagte Waringer mit belegter Stimme. „Und mich quält in schlaflosen Nächten die gleiche Vorstellung. Aber wärst du ein Arzt und stündest vor der Entscheidung, einen Schwerkranken Menschen zu retten, der hinterher als Krüppel dahinvegetieren muss, oder ihn sterben zu lassen ..."
    Der Großadministrator richtete sich ein wenig auf.
    „Du sorgst dich unnötig, Abel. Selbstverständlich müssen wir die Menschheit evakuieren, wenn es nicht anders geht. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, welche Schlüsse ich über die Zukunft danach ziehe."
    Er leckte sich über die trockenen Lippen.
    „Manchmal frage ich mich, was die Menschheit heute wäre, hätten wir nicht vor rund anderthalb Jahrtausenden den Mond betreten und das gestrandete Raumschiff der Arkoniden vorgefunden ..."
    „Die Menschheit hätte sich wahrscheinlich noch im zwanzigsten Jahrhundert selbst vernichtet", erwiderte Waringer hart. „Du musst doch besser wissen als ich, wie dicht die Menschheit damals am Abgrund der atomaren Vernichtung stand ..."
    „So dachten wir damals", murmelte Rhodan.
    „Heute weiß ich es besser. Die atomaren Waffen jener Zeit waren verglichen mit den Waffen, die wir heute kennen - bloße Kinderspielzeuge. Gewiss, ungefähr zwei Drittel der Menschheit wären dem atomaren Inferno und dem darauffolgenden Chaos zum Opfer gefallen. Aber vielleicht hätte das die Überlebenden und deren Nachkommen geläutert und ..."
    „... und eine friedfertige Rasse ebenso feinsinniger wie nutzloser Philosophen aus ihnen gemacht ...", ergänzte der Hyperphysiker mit bissigem Sarkasmus.
    „Und das weißt du genauso gut wie ich. Ich halte es für einen Fehler, daß du dir vorwirfst, schuld an der heutigen Situation zu sein, weil du die Gelegenheit ergriffst, der Menschheit das Tor zu den Sternen aufzustoßen."
    Rhodan musste unwillkürlich lächeln, zum erstenmal seit vielen Tagen. Doch abrupt wurde er wieder ernst.
    „Du irrst dich, Abel. Ich habe nur laut gegrübelt."
    In seiner Stimme schwang Bitterkeit mit. „Was bleibt einem Mann wie mir noch, wenn er mit ansehen muss, wie
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