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0421 - Report eines Neandertaler

Titel: 0421 - Report eines Neandertaler
Autoren: Unbekannt
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richtete er sich halb auf und fügte hinzu: „Sie kommen wieder! Ich - ich spüre sie deutlich. Sie wollen, daß ich etwas tue, aber ich kann sie nicht gut genug verstehen. Bitte, lassen Sie mich bewachen. Ich weiß nicht, zu welchen Handlungen ich vielleicht getrieben werde, wenn ..."
    Er brach ab. Auf seiner Stirn perlten Schweißtropfen. Imaginäre Flammenlanzen schienen sein Gehirn zu durchbohren, es in Teile zu zerschneiden, die keine Verbindung mehr zueinander hatten.
    Unwillkürlich erhob sich der Parapsi-Mechaniker und wich zurück, als Alaska Saedelaere sich auf dem Bett herumwarf und grobe Verwünschungen ausstieß.
    Die Rechte fuhr empor, zu einer Faust geballt, als wollte sie dem ganzen Universum drohen. Der Unterkiefer des Transmittergeschädigten zitterte und Schaum trat vor seine Lippen. Das linke Bein zuckte plötzlich unkontrolliert, als wäre es ein selbständiger Körper.
     
    *
     
    Kiner Thwaites empfand Sorge und Mitleid. Er sann verzweifelt darüber nach, wie Alaska geholfen werden könnte, wie wenigstens seine schlimmsten Schmerzen zu lindern seien. Doch das alles hatten bereits der Cybormed von sich aus getan. Jedes Mehr wäre mit großer Wahrscheinlichkeit schädlich gewesen. In einem plötzlichen Entschluß riss der Parapsi-Mechaniker die schwarze Folie von Saedelaeres Gesicht. Für länger als eine Sekunde hielt er dem Anblick des kalten und irgendwie lebendig wirkenden Feuers stand, das unter der Maske hervordrang, die bis knapp über Alaskas Nasenwurzel reichte. Dann deckte der Professor das Grauen wieder zu und sank keuchend auf einen Sessel.
    Nach einiger Zeit vermochte er wieder klar zu denken. Das, was er gesehen hatte, war zwar nur eine Randerscheinung des Ganzen gewesen, dennoch kam Kiner Thwaites zu dem Schluß, daß das, was in Alaskas Gesicht herumtobte, auf eine eigentümliche Art etwas Lebendiges sein musste ...
     
    *
     
    Thwaites hatte seine beiden Stellvertreter zu sich kommen lassen, Männer von zweiunddreißig Jahren mit kurzem Bürstenschnitt und dem kindlich wirkenden Gesichtsausdruck derer, die sich am Anfang eines glücklichen reichen Lebens glauben.
    Reich mochte es werden, sann Kiner Thwaites, reich an Sorgen, Mühsal und Konflikten - und an Arbeit. Glücklich würde es erst dann werden, wenn sie einsahen, daß Glück nicht etwas ist, das man wie ein Geschenk vom Leben erwarten kann, sondern der Preis zahlloser Rückschläge und immer wieder neuer Anfänge - einer mit Weisheit gemischten Selbsterkenntnis, etwas; das im Menschen selbst wachsen musste.
    Der Parapsi-Mechaniker nickte zu seinen Gedankengängen. Dann wies er auf den aktivierten Kontrollschirm.
    Die beiden jungen Parapsi-Mechaniker traten dicht an den rechteckigen, drei mal anderthalb Meter großen Schirm heran. In Trivideo-Übertragung sahen sie einen Mann auf einem Konturbett liegen. Arme und Beine wurden von elastischen Bändern gefesselt, und der Kopf lag unter einem Kugelhelm aus gelblich-grün gefärbtem Panzerglas verborgen.
    Dennoch waren hin und wieder grellweiße Lichtblitze zu sehen sowie tiefrote quirlige Gebilde, die unter dem Glas tobten.
    Einer der beiden Männer wurde blass.
    „Mein Gott!" stieß er hervor. „Das ist Alaska Saedelaere, nicht wahr?"
    Kiner Thwaites nickte.
    „Er ist es, aber ich fürchte, er ist es nicht allein", murmelte er.
    „Übrigens trägt er trotz des Filterhelms seine Gesichtsmaske; ich habe nicht gewagt, sie ihm abzunehmen."
    „Dann dürfte nichts zu sehen sein", warf der andere Mann ein.
    „Normalerweise nicht", bestätigte Thwaites.
    „Diese >Koronastrahlung<, wie ich sie vorläufig benannt habe, begann nach Saedelaeres eigener Aussage unmittelbar nach der erhöhten Sonnenaktivität. Als er hier eingeliefert wurde, hatte er sich einigermaßen beruhigt. Dann aber begann er plötzlich zu toben. Inzwischen habe ich Erkundigungen eingezogen und weiß, daß dieser Zeitpunkt mit einem erneuten starken Energieausbruch auf der Sonne zusammenfiel ..."
    Er blickte seine Stellvertreter erwartungsvoll an.
    Der Erste wölbte nachdenklich die Brauen und rief dann enthusiastisch aus: „Hyperenergie! Saedelaere reagiert auf den hyperenergetischen Anteil der Sonnenstrahlung, sonst könnten die beiden Ereignisse nicht zusammengefallen sein!"
    „Können wir ihn irgendwie gegen Hyperenergie abschirmen?" fragte der Zweite.
    „Wie stellen Sie sich das vor?"
    „Nun, indem wir unseren Kliniktrakt unter einen HÜ-Schirm legen."
    Kiner Thwaites schüttelte den
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