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0421 - Ein Gangster will New York beherrschen

0421 - Ein Gangster will New York beherrschen

Titel: 0421 - Ein Gangster will New York beherrschen
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Chance wahrzunehmen, einen Fall zu klären, und eine solche Chance bot sich jetzt.
    »Ich verspreche nichts, Harper«, knurrte ich. »Aber ich werde kommen.«
    »Okay, ich bin einverstanden. Aber Sie müssen allein kommen, sonst lasse ich mich nicht blicken.«
    »Ja«, sagte ich. »Wo ist der Treffpunkt?«
    »Am Hafen. Kennen Sie die Piers der United Fruit Company?«
    »Ja.«
    »Gegenüber liegen die Anlagen des Downtown Athletic Klub. Am Eingang Morris Street erwarte ich Sie. Sagen wir in einer halben Stunde!«
    »Einverstanden.« Ich hängte auf.
    Was mochte dahinterstecken? Ich rief mir alle Einzelheiten des Gesprächs mit Lee Harper in die Erinnerung zurück. Jetzt sah es wirklich so aus, als habe er die Wahrheit gesagt.
    Die Piers der United Fruit liegen am Südzipfel von Manhattan, etwas oberhalb vom Battery Park. Von meiner Wohnung bis dorthin war es nur ein Katzensprung. Langsam rollte ich den West Side Highway hinunter. Ich bog in die Morris Street ein. Da war das Klubgebäude mit der Leuchtschrift auf der Fassade. Ich parkte und ging zu Fuß weiter. Die Gegend war menschenleer. Nur ein fernes Brausen war zu hören. Da war der Eingang. Niemand war zu sehen.
    Ich vergrub die Hände in den Manteltaschen und ging weiter. Es kam ein Drahtzaun, der die Sportanlagen abschloss. Alte Bäume standen hier. Vom Fluss her wehte ein scharfer, feuchter Wind. Harper war nirgendwo zu sehen. Ich kehrte um. Meine Schritte hallten auf dem Pflaster.
    Sollte Harper mich belogen haben? Ausgeschlossen. Dazu hatte er keinen Grund: Also war ihm etwas dazwischengekommen. Aber was?
    Die Leuchtschrift, ein überdimensionaler Baseballspieler, zuckte in regelmäßigen Abständen auf. In ihrem Licht sah ich Harper. Er lehnte auf der anderen Straßenseite an der Mauer, die den Battery-Park-Tunnel begrenzt. Seltsamerweise rührte er sich nicht.
    Ich begann zu laufen.
    »Harper«, rief ich.
    Er sah in meine Richtung, aber er rührte sich nicht. Ich sprang über die Absperrung der Grünanlagen und erreichte ihn mit ein paar Sätzen.
    »Harper«, wiederholte ich.
    Er taumelte unter meiner Berührung und rutschte mir entgegen. Ich fing ihn auf, spürte, wie der glatte Anzugstoff mir durch die Finger glitt.
    »Was ist passiert?«
    Seine Augen waren weit auf gerissen. Mühsam setzte er zum Sprechen an. Ich musste mein Ohr dicht heranbringen, um ihn zu verstehen.
    »Ich habe ihn gefunden«, keuchte er. »Aber er war schneller.«
    »Der Mörder?«
    »Ja, der Mörder!«
    »Der Name, Harper, wie ist der Name!«
    Sein Gesicht nahm vor lauter Bemühen einen fast törichten Ausdruck an.
    »Accatone«, stöhnte er. Sein Kopf fiel vornüber; ein Zucken ging durch den Körper, dann erschlaffte er.
    Ich ließ ihn zu Boden sinken und sah meine Hände an. Sie waren rot. Jetzt sah ich auch das Messer, das in seinem Rücken steckte.
    Lee Harper war tot. .
    ***
    Es gab wenig Zuschauer, als die Mordkommission des FBI den Tatort untersuchte. Scheinwerfer wurden aufgebaut; die Experten sahen sich nach Spuren um; sogar ein paar Reporter hatten sich eingefunden. Es hatte zu regnen begonnen. Die Männer trugen Gummimäntel, die im Licht der Neonlampen glänzten.
    Phil stand neben mir, als die Blitzlichter aufflammten und die Leiche fotografiert wurde. Er hatte den Hut in die Stirn gezogen und die Hände in den Taschen vergraben.
    »Und du bist sicher, dass du richtig gehört hast? Er hat wirklich Accatone gesagt?«
    »Er hat es so klar formuliert, dass daran kein Zweifel besteht! Accatone, das ist der Mann, der ihn ermordete!«
    »Das ist ein Ding. Mister High wird sich dafür interessieren!«
    »Ja, wenn er den Accatone meint, an den ich denke!«
    Accatone - ein berüchtigter Name. Seit Jahren geisterte er durch unsere Akten, ohne dass wir auch nur eine Vorstellung hatten, wer sich dahinter verbarg. Nur seine Taten kannten wir: Morde.
    Accatone war ein Killer, ein Einzelgänger von der gefährlichsten Sorte. Er arbeitete mit der Präzision eines Roboters und hinterließ niemals irgendwelche Spuren. Nur durch einen Zufall waren wir auf ihn gestoßen.
    Das war vor fünf Jahren gewesen. Damals war ein Geschäftsmann in der Bronx ermordet worden. Gewisse Anzeichen sprachen dafür, dass der Mord von einem Syndikat ausging, das versuchte, die Geschäftsleute dieses Viertels zu Tributzahlungen zu erpressen. Als Bandenverbrechen fiel der Fall in die Zuständigkeit des FBI. Es war uns gelungen, ein Mitglied des Syndikats zu erwischen und zum Sprechen zu bringen. Daraufhin
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