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0416 - Der Supermutant

Titel: 0416 - Der Supermutant
Autoren: Unbekannt
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Sonnenlichtes gerichtet, das die Marmorquadern des Tempelvorplatzes wie in Blut gebadet erscheinen ließ. Eine Hand legte sich auf die Schulter des Hohenpriesters.
    „Herr ...!"
    Die Stimme klang mitfühlend, leise und zitterte leicht. Linsner-Kiess wandte sich um und blickte in das faltige Gesicht von Harlon Poth. Harlon Poth ...!
    Einst hatte er als Hohepriester über vier bewohnte Planeten und anderthalb Milliarden Menschen regiert. Dann waren Missionare einer fremden Welt gekommen und hatten ihre Glaubensgemeinschaften gegründet. Harlon Poths Fehler war es gewesen, neben dem Baalol-Kult eine Religion zu dulden, die immer mehr Anhänger gewann. Als der Hohe Baalol davon erfuhr, setzte er Poth ab und schickte einen härteren Mann ins VinglanSystem. Poth aber wurde schwer bestraft. Niemand erfuhr, welche Strafe ihm zuteil geworden war - und er selbst sprach nicht darüber. Aber als er ein Jahr später Balto Linsner-Kiess als Weihepriester zugeteilt worden war, hatte sich der einstmals vor Kraft strotzende, lebenslustige Fünfzigjährige in einen menschenscheuen Greis verwandelt. Harlon Poth mied den Kontakt mit den anderen Priestern. Nur ausgerechnet zwischen ihm und dem fanatischen Linsner-Kiess bildete sich so etwas wie ein inniges freundschaftliches Vertrauensverhältnis heraus.
    „Was gibt es, Poth?" fragte der Hohepriester freundlich.
    In dem Greisengesicht zuckte es. Die trüben kurzsichtigen Augen blickten unstet umher.
    „Ein Kurier des Hohen Baalol, Herr", flüsterte er.
    „Herr, Sie sollten sich nicht länger gegen die Weisungen des Hohen Baalol auflehnen. So etwas geht niemals gut."
    Eine Zornesfalte grub sich in die Stirn über Linsner-Kiess' Nasenwurzel.
    „Weisungen des Hohen Baalol, ha! Wie kann ich seine Weisungen respektieren, wenn er sich zu einer Marionette dieses Ribald Corellos herabwürdigen läßt!"
    „Gegen den Supermutanten gibt es keine Auflehnung", entgegnete HarIon Poth eindringlich.
    „Seine Geisteskraft ist übermächtig, und ich sage Ihnen, Herr, es ist nicht schandbar für den Mächtigen, sich unter den Übermächtigen zu stellen."
    Balto Linsner-Kiess lachte verächtlich.
    „Es gibt keine stärkere Macht im Universum als den Baalol-Kult, Poth. Was kann schon ein einzelner Mutant gegen die Geisteskraft von Millionen und aber Millionen Antimutanten ausrichten? Nichts, sage ich Ihnen.. Soll ich mich etwa von einem Feigling zu sich herabziehen lassen?"
    Harlon Poth trat einen Schritt zurück und machte die Geste der Beschwörung.
    „Möge der Frevel nicht auf Sie zurückfallen, Herr." Seine Augen verschleierten sich. „Der Hohe Baalol verhängt furchtbare Strafen über diejenigen, die sich ihm widersetzen."
    Der Hohepriester spürte, wie das Grauen ihn beschleichen wollte. Doch er schüttelte das Gefühl sofort ab. Seinen silberglänzenden Umhang zusammenraffend sagte er: „Führen Sie mich zu dem Kurier des Hohen Baalol, Poth!"
    Der Weihepriester nickte. Schlurfenden Schrittes ging er seinem Vorgesetzten voran zu dem Antigravlift, der auf die Kraftfeldstraße unter dem Tempel führte. Keiner der beiden Männer verlor ein Wort, als sie zwischen den achteckigen Pyramiden dahinglitten. Nach wenigen Minuten tauchte die Kristallpyramide vor ihnen auf, der höchste Bau von Garsinath und im Zentrum der Tempelstadt gelegen.
    Die Strahlen der Sonne Drofronta tauchten purpurrot in das achtflächige Kristallgefüge ein und verwandelten sich dort in ein Meer aller Spektralfarben, die zuckend und gleißend hin und her huschten, als fänden sie den Weg ins Freie nicht.
    Die. Farbensinfonie erlaubte dem menschlichen Auge kein Erkennen von Konturen oder Details, aber die Kraftfeldstraße trug Balto Linsner-Kiessund Harlon Poth zielsicher zum Portal. Für einen Außenstehenden sah es aus, als tauchten die beiden Baalol-Priester in das funkelnde Farben- und Lichtermeer ein und lösten sich darin auf. In Wirklichkeit passierten sie ein höchst profanes Panzerschott aus importiertem Terkonitstahl, nachdem die Taststrahlen mehrerer Individualtaster ihre Identität festgestellt hatten.
    Im Innern der Kristallpyramide herrschte die nüchterne, ganz auf Sachlichkeit abgestimmte Atmosphäre einer hochtechnisierten Befehlszentrale.
    Von hier aus wurden Politik und Wirtschaft des Planeten Galaner gelenkt, wurden die einhundertfünfzig Millionen akonischer Siedler regiert.
    Das Arbeitszimmer des Hohenpriesters befand sich in der Spitze der Pyramide, gleichsam symbolisch seinen Rang unterstreichend. In
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