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0416 - Der Supermutant

Titel: 0416 - Der Supermutant
Autoren: Unbekannt
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nennen.
    Ribald Corellos Monstrosität war geistiger Natur ...
     
    *
     
    Der Kinderkörper wurde von einem Aufstoßer geschüttelt. Ein wenig von der gelblichweißen Nähremulsion quoll aus den Mundwinkeln. Sofort war ein mechanischer Greifarm da und tupfte die Flüssigkeit mit einem saugfähigen Tuch ab. Leise Musik ertönte. Das Bewußtsein des Mutanten ließ sich willig von der unbeschreiblich zarten Melodie des „Schlafliedes für Kinder zwischen den Sternen" von Aiohan Dorami einlullen. Als der Gesang ertönte, erstarrte der kleine Körper in verinnerlichter Ekstase; inzestuöse Triebregungen regten das Nebennierenmark zur Ausschüttung großer Mengen Adrenalin an. Der Puls stieg auf hundertsechzig.
    Als der konservierte Gesang Gevoreny Tatstuns ausklang, rollten salzige Tränen über die pausbäckigen Wangen. Verlangend griffen die kleinen Hände ins Leere. Der kindliche Mund stammelte zärtliche Worte. Corello steigerte sich in ein Triebverlangen, das unerfüllbar war, unerfüllbar bleiben mußte und dennoch so unbezähmbar war, daß seine Ansprüche in einem Kompromiß die entstellte Erreichung der Triebziele erzwangen.
    Ribald Corellos Hände zitterten, als er auf einer kleinen Schaltkonsole nach einer bestimmten Taste suchte. Seine Gefühle waren zu aufgewühlt, als daß er die positronische Übertragungseinheit durch Gedankenimpulse hätte aktivieren können. Endlich fand er die Taste. Klinkend rastete sie ein. Schwaches Vibrieren des weichen Untergrundes verriet, daß in der zwei Meter starken Grundplatte des Schreins ein Aggregat anlief. Der Mutant wälzte sich an die abgeschrägte Seitenwand seines Schreins. Für einen Moment blickten die hellgrünen Augen durch die transparente Wand nach draußen. Sie sahen eine hochgewachsene Gestalt in leichter Raumkombination- mit marionettenhaften Bewegungen vorübergehen; doch was die Augen sahen, gelangte nicht ins Bewußtsein.
    Im Dach des Schreins klaffte ein Spalt, der zuvor nicht dagewesen war. Er verbreiterte sich schnell.
    Mit schwachem Gleitgeräusch schob sich die Unterseite eines länglichen Behälters über die Öffnung. Der Behälter schwebte in einem Antigravfeld, dessen Intensität minimal verringert wurde. Es gab einen dumpfen Laut, als die Unterseite auf dem Polster aufsetzte.
    Corello aktivierte die ausfahrbare Kopfstütze im Rückenteil seiner Kombination. Ein elastischer Stab glitt heraus, hielt im Nacken des Monstrums an. Zehn Klammern schnappten aus dem Oberteil des Stabes, bewegten sich fühlerhaft und legten sich dann zart und doch fest um die hintere Schädelpartie des Mutanten. Der Vorgang wirkte fast so, als legte eine Mutter ihre gespreizten Hände um den Hinterkopf ihres neugeborenen Kindes, dessen Hals den Schädel noch nicht zu tragen vermochte.
    Erst jetzt war Ribald Corello fähig, sich aus seiner horizontalen Lage zu erheben. Der riesige Kopf schwankte dennoch beständig, als die kurzen - aber relativ muskulösen - Beine den Körper hochstemmten. Die Hände unterstützten die Bewegung, indem sie sich in die Oberkante des länglichen Behälters krallten.
    Leicht schwankend verhielt der Mutant schließlich neben dem Sarg, denn es war ein Sarg -, in dessen rötlich-silberner polierter Oberfläche sich das kleine Gesicht verzerrt spiegelte. Corellos Augen funkelten im Feuer der Besessenheit, als er die Hand auf eine bestimmte Stelle des Sarges legte.
    Lautlos schwang der Deckel zurück.
    Corello hielt sich am Sargdeckel fest, während er den Kopf vorbeugte. Sein Blick schien sich an der jugendlich schönen leblosen Frauengestalt festzusaugen. Die Frau schwebte auf einem Kontur-Energiepolster. Ihr Haar war sorgfältig gekämmt. Die Haut schimmerte makellos rein.
    Das leichte, beinahe transparente Gewand brachte die vollendeten Konturen des wohlproportionierten Körpers voll zur Geltung. Die Augen waren geschlossen und erlaubten dadurch die Illusion, eine Schlafende vor sich zu haben. Eine Illusion, denn ein einziger Blick in die starren Augen hätte verraten, daß die Seele, der Geist - oder wie immer man es nennen will - den Körper verlassen hatte. Zwar sorgte eine permanente energetische Konservierung für die Erhaltung des Körpers, aber das entflohene Leben vermochte sie nicht wieder einzufangen.
    In Ribald Corellos kleinem Gesicht zuckte es. Der ganze Körper des Mutanten zitterte. Ein Schluchzen drängte sich durch die Kehle.
    Mit einem hohen Schrei ließ Corello den Kopf vornüber sinken. „Mutter ...!"
    Ein Sturm von
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