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041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

Titel: 041 - Um Mitternacht im Leichenhaus
Autoren: Larry Brent
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auf dem Bürgersteig parkend, ließ er die Scheinwerfer und Rücklichter
seines Wagens brennen. Fröstelnd, die Schulter hochgezogen, überquerte er die
Straße.
    Die kahlen, schwarzen Bäume der Allee ragten wie knorrige überdimensionale
Finger in den nebelbepackten Himmel. Hinter den Stämmen zeichneten sich düster
die Umrisse vereinzelter Häuser ab. Dann – direkt vor ihm – eine lange, mit
einem schmiedeeisernen Gitterwerk versehene Mauer. Das Tor stand weit offen.
Larry vernahm Stimmen. Eine Autotür wurde zugeschlagen. Deutlich hörte er die
Bemerkung, die der Wind zu ihm herüber trug: »Ich schließe nur noch rasch das
Tor. Einen Augenblick, Darling!«
    Schritte knirschten auf einem Kiesweg.
    Larry Brent entschied sich blitzschnell. Das Haus der Bartmores lag vor
ihm. Genau wie Olander es beschrieben hatte. Er sah
den breiten, mit hellen Kieselsteinen bedeckten Weg vor sich. Hinter den
verzerrten Nebelschleiern zeichnete sich die Front des großen Hauses ab, eines,
wie es in diesem Baustil selten war. Eine alte Villa und ein Park, der sich wie
ein schützender Mantel angliederte und sie einhüllte. Larry huschte auf
Zehenspitzen zur Toreinfahrt und nutzte die unerwartete Chance, die sich ihm
bot, wobei der Nebel sein Verbündeter war. Ungesehen erreichte er das kahle
Buschwerk neben der Mauer unmittelbar hinter der Toreinfahrt und sah
schemenhaft eine Gestalt vor sich auftauchen. Es war ein Mann! Ernest Bartmore ! Der Regisseur verschloss das Tor. Zweimal knackte
der große Schlüssel, dann entfernte er sich.
    Der PSA-Agent wartete und lauschte.
    Schritte näherten sich dem Haus, die Garagentür wurde verschlossen. Im
ersten Stock gingen die Lichter an. Drei Fenster waren hell erleuchtet. Die
Silhouetten konnte X-RAY-3 kaum erkennen.
    Larry duckte sich und schlich langsam auf das Haus zu.
     
    ●
     
    Ernest Bartmore sah müde aus. Seine Frau wirkte
bleich und niedergeschlagen, und sie hatte den Schock im Theater noch immer
nicht überstanden. Sie verfiel immer wieder in leises Weinen, presste die Hände
vor das Gesicht, und ihre Schultern wurden durch das Schluchzen geschüttelt.
    Als sie sich wieder beruhigte, erhob sie sich, ging zum Fenster und riss es
auf. Der Nebel wehte in den geheizten Raum.
    Judy schüttelte sich. »Es ist wie im Haus von Henry, als ich aus der
Ohnmacht erwachte. Man hat mir etwas vor den Mund gepresst – jetzt erinnere ich
mich wieder. Es war wie bei einer Narkose, Ernest !«
    Der Regisseur trat an sie heran. »Du hast im Wagen geschlafen, das ist
richtig. Du bist vor Erschöpfung eingeschlafen ...«
    Sie schmiegte sich an ihn. Der kühle Wind fächelte in ihr erhitztes
Gesicht.
    »Morgen Abend wissen wir mehr, Darling«, flüsterte Ernest. »Dr. Fermon wird vorzeitig zurückkommen. Ich habe ihm ein Telegramm
geschickt .«
    Irgendwo im Haus knallte ein Stein gegen ein Fenster. Das Ehepaar wirbelte
herum. Ernest rannte in den Gang hinaus. Auf der anderen Seite des Flurs, genau
diesem Wohnraum gegenüber, befand sich Judys Zimmer.
    »Es ist jemand im Garten, Ernest. Er muss uns gefolgt sein !«
    »Unsinn«, widersprach ihr Mann. »Der Wind. Er hat von einem Baum einen
Zweig abgerissen. Doch ich werde nachsehen. Ich weiß, dass du Angst hast .«
    Er ging zum Schreibtisch in der Nische neben dem Fenster, riss eine Schublade
auf und griff nach der geladenen Waffe.
    »Bleib hier, Ernest !«
    »Ich bin gleich zurück .«
    »Ich habe Angst. Ich möchte nicht allein sein. Läute nach dem Hausmädchen !« Er sah sie groß an. »Judy! Das Hausmädchen ist nicht da.
Ich habe es dir doch vorhin im Wagen schon gesagt .« Sie schluckte. »Nicht da?«
    »Ich habe ihr freigegeben, weil sie morgen länger bleiben muss. Wegen des
Besuchs von Dr. Fermon .«
    »Ich war so schläfrig während der Fahrt. Wahrscheinlich war ich gerade
eingenickt, als du mir das gesagt hast .«
    Ernest schloss das Fenster und zog die Vorhänge zu. »Du setzt dich jetzt in
den Sessel hier und ...«
    Da war es wieder. Ein helles, klares Geräusch, das wie ein Pistolenschuss
durch das Haus drang.
    Judy presste sich an den Arm ihres Mannes. »Da ist jemand«, sagte sie, was
völlig überflüssig war, und sie fühlte die alte Angst wieder in sich
aufsteigen.
    »In wenigen Minuten werden wir wissen, wer es ist, Darling .« Mit diesen Worten ließ er sie stehen. »Rühr dich auf
keinen Fall vom Fleck! Bleib in diesem Zimmer«, rief er noch von der Schwelle
her und ließ die Tür weit geöffnet. Sie hörte ihn die Treppen
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