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041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

Titel: 041 - Um Mitternacht im Leichenhaus
Autoren: Larry Brent
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genau zu ihrer sportlichen Erscheinung passte.
»Schließlich steht es einer Frau besser an, Kleider und Wäsche für die Freundin
auszusortieren, nicht wahr ?«
    Diesem Argument konnte sich der Regisseur nicht verschließen.
    Sie besprachen noch die Einzelheiten. Ernest sollte Karen in die Bartmore -Villa an der Küste bringen, aber er konnte sich
nicht lange aufhalten. Ein Produzent erwartete ihn schon wieder im Hotel, damit
sie die Besprechung fortsetzen konnten.
    »Ich werde alleine zurechtkommen. Sorgt euch nicht um mich! Bitte, macht
euch nicht zu viele Umstände! Ihr habt schon genügend Zeit für mich geopfert«,
warf Karen ein.
    »Ich werde in spätestens zwanzig Minuten zurück sein«, sagte Judy.
    »Du bist nicht lange allein, Karen. Wir werden dann noch den ganzen Abend
für uns haben !«
     
    ●
     
    Judy verabschiedete sich mit einem Kuss von ihrem Gatten. Sie hatte den
eigenen Wagen dabei, der unter der Baumgruppe etwa zwanzig Meter hinter dem
Hauptportal des Friedhofes stand.
    Die Straßen in dem kleinen Ort waren um diese Nachmittagsstunde wie
ausgestorben. Der Regen wurde durch die kahlen Wipfel der Alleebäume
gepeitscht, die Wassermassen gurgelten in die Gullys, und der heftige Wind, der
vom Meer her wehte, zerrte und riss in den fast kahlen Wipfeln und fegte die
letzten ausgetrockneten Blätter davon.
    Bis zum Haus der Olanders benötigte Judy knapp
zehn Minuten.
    Das Grundstück schloss sich unmittelbar an die Allee an und war von einem
dunkelbraunen Eisenzaun umgeben. Zwei riesige Kastanienbäume standen direkt
hinter dem breiten Eingangstor.
    Sie parkte vor dem Tor, nahm den Schirm in die Hand, eilte über den
breiten, plattgewalzten Weg, schloss die Tür auf und betrat den großen Vorraum.
Stille und Dämmerung umgaben sie als sie die Treppen hinaufstieg. Judy fühlte
sich unbehaglich in dem leeren Haus. Das ehemalige Hotel hatte insgesamt
fünfundzwanzig Zimmer. Henry Olander hatte sie als
Schlaf-, Arbeits-, Gäste- und vor allem als Hobbyräume eingerichtet.
    Der unruhige Geist des ehemaligen Hausherrn spiegelte sich in den Dingen
wider, die ihn umgaben. Eine Zeitlang hatte er nur Aquarelle gesammelt, dann
wertvolle, seltene Folianten, alte Landkarten. Er richtete sich Zimmer ein, in
dem nur völkerkundliche Gegenstände untergebracht waren. Unheimliche Masken
hingen an den Wänden, Figuren und Wandbehänge aus Afrika, dem fernen Osten und
Japan. Mannsgroße Statuen aus Neuguinea standen wie zwei Tempelwächter vor
einem der Zimmereingänge.
    Aber Henry Olander hatte nie eine Sammlung
konsequent bis zum Ende durchgeführt. Sein rastloser Geist suchte stets nach
etwas Neuem. Was er ein wenig kennengelernt hatte, ließ er bald links liegen,
denn es interessierte ihn nicht weiter.
    Einige Türen standen offen. Judy konnte einen Blick in die Räume werfen und
sah die großen, dunklen, abscheulichen Masken an den Wänden. Das Zimmer machte
einen düsteren, bedrückenden Eindruck auf sie. Und dieser graue sonnenlose Tag
trug mit dazu bei, ihre Stimmungen und Gefühle zu beeinflussen.
    Sie warf einen Blick hinter sich, als müsse sie sich vergewissern, dass sie
wirklich allein in diesem Haus war. Mit einem Mal bereute sie es, dass alleine hierher
gekommen war.
    Wie von einem unsichtbaren Pfeil getroffen verhielt sie in der Bewegung.
    Da war ein Geräusch!
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.
    Der Wind rüttelte an den halb geschlossenen Fensterläden und pfiff in den
Wipfeln der Bäume, die das Haus umstanden. Mit voller Wucht schlug ein
Fensterladen gegen die Scheiben. Aufschreiend wirbelte Judy herum. Ein Windzug
streifte ihr Gesicht, als würde irgendwo eine Tür geöffnet. In dem getäfelten
Zimmer, das einen Teil der wertvollen Waffensammlung enthielt, war das Fenster
durch den Sturm aufgedrückt worden. Regen wurde hineingepeitscht und
durchnässte den echten Perser. Sie eilte in den düsteren Raum, um das Fenster
zu schließen. Da hörte sie Motorengeräusche und sah einen schwarzen Wagen, der
um die Straßenecke verschwand. Doch sie maß dem keine besondere Bedeutung bei.
    Es war ein Leichenwagen der Firma Hopkins
Brothers . Dieses Institut hatte die Beerdigungsformalitäten für Henry Olander übernommen.
    Judy beeilte sich, Karens Schlafzimmer aufzusuchen, um dieses Haus so
schnell wie möglich wieder verlassen zu können.
    Der große, breite Kleiderschrank reichte fast bis zur Decke.
    Judy öffnete die breite Mitteltür. Unbewusst registrierte sie, dass unten
am Türspalt einige
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