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041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

Titel: 041 - Um Mitternacht im Leichenhaus
Autoren: Larry Brent
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es sich gewünscht hatte. Es waren noch mindestens zwei oder drei
Besprechungen in den nächsten Tagen notwendig. »Er will einen Trend
durchsetzen, der mir widerstrebt«, sagte er. Seine dunklen Augen blickten mit
einem Mal ernst. »Ich habe meine Vorstellungen, und davon weiche ich nicht ab.
Allein mein Name verkauft sich, noch ehe die Gesellschaft überhaupt den ersten
Film gesehen hat. Das sollte sich der Herr Produzent vor Augen halten. Aber
deswegen lass ich mir noch keine grauen Haare wachsen. Ein anderer Produzent
hat mir angeboten, für ihn eine neue Western-Serie zu drehen. Ich soll aus
einem Angebot von achtzehn Titeln die drei besten auswählen. Ich mache mich
gleich an die Arbeit. Und du ruhst dich aus! In einer Stunde ist ja auch das
Mädchen wieder im Haus. Ich werde sie dann hilfreich unterstützen und
versuchen, dir und Karen den Abend so nett wie möglich zu machen .«
    Er küsste sie noch einmal und ging.
    Judy hörte, wie er die Treppen zu seinem Zimmer hochstieg und blickte aus
dem Fenster, hinauf zu dem trüben, regnerischen Himmel. Es dämmerte bereits, und
es wurde ihr so richtig bewusst, dass es heute eigentlich gar nicht richtig Tag
geworden war.
    Während sie vor sich hindöste spürte sie, wie sie innerlich zur Ruhe kam.
Ernest hatte recht, in drei, spätestens vier Tagen, würde sie alles hinter sich
haben und die Anspannung von ihr abfallen.
    Das Gespräch mit ihrem Mann hatte ihr gut getan.
    Das, was sie gehört und gesehen zu haben glaubte, war nichts anderes als
ein böser Traum. Sie war ein wenig labil, überreizt, nervös. Damit nicht das
wieder eintrat, wovor der Arzt sie gewarnt hatte, musste sie sich schonen.
    Das Telefon läutete wieder.
    Wie ein Zentnergewicht bewegte Judy ihren rechten Arm zur Seite, ließ die
Hand eine Weile auf dem Hörer liegen und den Apparat noch einmal klingeln, ehe
sie abhob.
    Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn.
    Sie meldete sich mit einem leisen »Hallo« und wartete auf eine bestimmte
Stimme, eine zwingende Stimme!
    »Hallo, Judy!« Es war Ed Sullivan, ihr Regisseur!
    Erleichterung machte sich in Judy breit. Sie hätte aufjubeln können, war so
glücklich, dass sich ihre Stimmung förmlich auf die Worte übertrug, die aus
ihrem Mund sprudelten. »Ich könnte dir um den Hals fallen, Ed«, endete sie.
    »Womit habe ich das verdient? Du wirst gleich weniger begeistert sein, wenn
ich dir sage, dass ich dich anrufe, um mit dir noch heute Abend einen Termin
auszumachen .«
    »Das macht nichts, Ed. Ich kann mich frei machen, das heißt ...« ,lenkte sie ein, und wurde für den Bruchteil eines
Augenblicks nachdenklich. Doch dann schwenkte sie sofort wieder um. »...
Natürlich klappt es. Wann soll ich kommen ?«
    »Nach zwanzig Uhr, im Hotel City
Palace, okay?«
    »Okay!«
    Sie atmete noch einmal laut, ehe der Hörer auf der Gabel lag. Sullivan am
anderen Ende der Strippe vernahm dieses Geräusch noch.
     
    ●
     
    Das kühle und regnerische Wetter herrschte auch in Salisbury, wo in einigen
Tagen das große Einweihungsfest beginnen sollte.
    Das neue Theater war fast fertig. An diesem späten Abend, die Uhren in den
verlassenen Geschäftsstraßen zeigten wenige Minuten vor acht, waren die
Arbeiter noch damit beschäftigt, dem Innern den letzten Schliff zu geben.
    Nur einen Kilometer vom Theater entfernt stand das Leichenhaus der kleinen
Stadt, versteckt hinter einer alten, verwitterten Mauer, mit einem düsteren
Innenhof und einigen alten Kastanienbäumen. Das große, morsche Holztor, durch
das die Autos der Begräbnisinstitute fuhren, war immer nur angelehnt.
    Das Haus befand sich am äußersten Rand des Friedhofes, der sich hinter der
Mauer anschloss. Eine dunkle Gestalt näherte sich vom Ende der Straße her. Es
war ein Mann, gekleidet in einen altmodischen Fischgrätmantel – mit hochgeschlagenem Kragen, um sich vor dem kühlen Wind zu schützen. Der
einsame Spaziergänger passierte den Lichthof einer abseits stehenden
Straßenlaterne. Sein Gesicht wurde aus dem Schatten gerissen, den der
breitkrempige, speckige Hut verursachte.
    John Taylor war etwa fünfzig Jahre alt, aber er wirkte älter, war
ungepflegt und unrasiert. Den größten Teil seines Lebens hatte er hinter
Gefängnismauern verbracht. Es war ihm nicht gelungen, wieder Anschluss an die
Gesellschaft zu finden. Kleine Diebstähle, Hehlereien und Zechprellereien waren
zum Inhalt seines Lebens geworden, und man hatte ihn immer wieder geschnappt.
    Taylor fuhr sich mit der Rechten über
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