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041 - Der Tod schleicht durch London

041 - Der Tod schleicht durch London

Titel: 041 - Der Tod schleicht durch London
Autoren: A.F.Morland
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Sie die Absicht haben, mich daran zu hindern, Clive Hogan zu sehen, sorge ich dafür, daß Sie die längste Zeit Leiter dieses Männerheimes waren, haben wir uns verstanden?«
    Ron Carpendale hustete. »Sie brauchen doch nicht gleich mit so schweren Geschützen aufzufahren, Miß Bonney. Ich habe nicht gesagt, daß ich Sie nicht zu Hogan lasse. Ich sagte lediglich, daß ich die Möglichkeit hätte, es Ihnen zu verwehren.«
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie von dieser Möglichkeit Abstand nehmen würden.«
    »Ich will in Ihrem Fall gern eine Ausnahme machen«, lenkte der Leiter des Männerheimes ein.
    »In zwanzig Minuten bin ich bei Ihnen.«
    »Ich werde Sie erwarten«, versprach Ron Carpendale.
    Und nun war sie hier, trat ein in dieses düstere Haus, das erfüllt war von einem penetranten Gestank, und suchte Carpendales Büro auf. Er saß an einem schäbigen Schreibtisch, und als er sich erhob, sah Vicky Bonney, daß er überdurchschnittlich groß war.
    Auf den ersten Blick sah er wie dreißig aus, auf den zweiten Blick aber wie fünfzig. Er hatte dichtes, sandfarbenes Haar, ein breites, nichtssagendes Gesicht und gesunde große Zähne.
    »Miß Bonney?« fragte er zaghaft.
    »Ja, hier wäre ich.«
    Er lächelte verlegen. »Es tut mir leid, daß ich am Telefon…« Er wies auf den Apparat. »… so unfreundlich war. Aber Damenbesuche darf ich für gewöhnlich hier nicht dulden. Was glauben Sie, was da los wäre? Das reinste Sodom und Gomorrha würde aus diesem Männerheim im Handumdrehen werden. Bitte nehmen Sie Platz.«
    Er wollte sich setzen, da aber Vicky stehenblieb, blieb er es auch.
    »Wie geht es Hogan?« erkundigte sich Vicky.
    »Er hat über vierzig Grad Fieber.«
    »War schon ein Arzt bei ihm?«
    Carpendale nickte. »Dr. Penrose. Er hat ihm etwas gespritzt, aber das Fieber will nicht runter.«
    »Phantasiert er noch?«
    »Ja, lauter verrücktes Zeug. Ich habe ihn deshalb in ein Einzelzimmer legen lassen. Sonst macht er noch das ganze Heim rebellisch.«
    »Würden Sie mich zu ihm führen?«
    »Selbstverständlich, Miß Bonney«, sagte Ron Carpendale kriechend. »Und… ich hoffe, Sie werden Mr. Peckinpah gegenüber nichts Nachteiliges über mich sagen. Sie können natürlich mit jeder Unterstützung von meiner Seite rechnen.«
    Der Name Tucker Peckinpah hatte Carpendale erstaunlich schrumpfen lassen. Vicky Bonney nahm an, daß der Industrielle das Männerheim mit regelmäßigen Zuwendungen unterstützte.
    »Ich darf vorausgehen«, sagte er devot und kam um seinen Schreibtisch herum.
    Vicky verließ mit ihm das Büro. Über eine abgetretene Treppe gelangten sie in den ersten Stock. Oben angelangt, blieb der Leiter des Männerheims kurz stehen.
    »Mir kommt vor, als hätte Hogan den Verstand verloren. Aber im Fieber sagen die Leute ja manchmal die tollsten Dinge.«
    »Welche Tür?« fragte Vicky Bonney.
    Etwa zwanzig Türen gab es. Carpendale wies auf jene, die ihnen am nächsten war. Er wollte sie bis an Hogans Bett begleiten, doch Vicky sagte ihm, sie wolle mit dem Mann allein sein.
    Das war Carpendale sichtlich angenehm. Er öffnete die Tür für sie und sagte: »Wenn Sie etwas brauchen, stehe ich Ihnen zur Verfü- gung.«
    »Danke, Mr. Carpendale«, sagte Vicky kühl.
    »Sehen Sie bei mir noch mal kurz rein, wenn Sie gehen, damit ich Bescheid weiß?«
    »Kann ich machen«, sagte Vicky Bonney und betrat das Zimmer.
    Sie schloß die Tür hinter sich und blickte auf den Mann, der mit rotglühenden Wangen im Bett lag.
    Er atmete heftig, als hätte er eine lange Strecke in kurzer Zeit laufend zurückgelegt. Der Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Vicky trat langsam näher.
    Der Schüttelfrost ließ Clive Hogan heftig mit den Zähnen klappern. Aus weit aufgerissenen, glasigen Augen starrte er Vicky an.
    Sein Gesicht verzerrte sich, aber nur die linke Hälfte, die rechte schien gelähmt zu sein. Seiner Kehle entrang sich ein Laut, der sich wie ein tierhaftes Knurren anhörte. Feindselig klang es.
    Vicky Bonney beugte sich über ihn. Seine Ausdünstung war unangenehm. »Mr. Hogan!« sagte das blonde Mädchen eindringlich.
    »Mr. Hogan, können Sie mich verstehen?«
    Die Antwort war wieder ein aggressives Knurren.
    »Verstehen Sie, was ich sage?«
    Knurren…
    »Mein Name ist Vicky Bonney. Sie haben hohes Fieber, Mr. Hogan. Man sagte mir, Sie hätten phantasiert. Von einem uniformierten Polizisten sollen Sie gesprochen haben, der sich in ein Skelett verwandelte, in ein Skelett mit Schlangenfingern.
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