Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0408 - Der Gespenster-Galgen

0408 - Der Gespenster-Galgen

Titel: 0408 - Der Gespenster-Galgen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Interesse daran haben, einen jungen Mann auf so spektakuläre Art und Weise hinzurichten? Wer ihn töten wollte, hätte es wahrlich einfacher haben können.
    Zudem gab es hier nicht die geringste Spur von einem Galgen. Selbst wenn das vertrackte Ding hier wirklich gestanden hätte, hätte es ein Loch im Boden geben müssen. Galgen schweben nun mal nicht frei in der Luft.
    »Hier ist etwas«, sagte einer der Gendarmen plötzlich.
    Habe ich’s nicht gesagt? teilte Caulettes Gesichtsausdruck seinem Vorgesetzten mit. Fountain zuckte mit den Schultern und ging hinüber. Der Gendarm, zu dem sich die anderen inzwischen neugierig gesellt hatten, teilte das Gras mit den Händen und zeigte auf ein Stückchen Erde. »Ein Blutfleck. Hier dürfte sie gelegen haben.«
    »Fotografieren und das Stückchen Erde samt Blutfleck mitnehmen. Blutgruppenuntersuchung. Sonst etwas?«
    »Nein, Chef.«
    »Nun, dann können wir unsere Zelte hier wohl abbrechen. Gut, das Mädchen war vielleicht hier, aber das ist auch alles. Ein Galgen hat hier nie gestanden, steht nicht und wird niemals stehen, bei Dantons Zopf!«
    Er stapfte zum Dienstwagen davon. Caulette folgte ihm.
    »Ich glaube nicht, daß das Mädchen das nur erfunden hat, Chef«, sagte er. »Und wenn sie jetzt versuchen sollten, die Kleine wegen Irreführung der Behörden…«
    »Nicht mal wegen Umweltverschmutzung«, fauchte der Kommissar. »Vergessen Sie’s einfach. Sie hat sich hier ihre Verletzung beigebracht, um sich interessant zu machen. Vielleicht hat er ihr hier den Laufpaß gegeben, der nette Junge. Akte zu, Deckel drauf. Wir haben uns einen Vormittag um die Ohren geschlagen für nichts, aber bei diesem Prachtwetter bin ich gar nicht mal böse drum…«
    »Wenn’s mal endlich regnen würde«, widersprach Caulette. »Sauwetter, verdammtes heißes…«
    Fountain warf sich auf den Beifahrersitz des Citroën CX. »Es gibt Menschen«, sagte er düster, »die sind mit nichts zufrieden…«
    ***
    Zu denen gehörte Gaston Mercier, Fotoreporter.
    Er hatte den heißen Draht. Daß Kommissar Fountain mit ein paar Gendarmen und der Spurensicherung ins Gelände ausrückte, hatte er mitbekommen, und ihm war auch klar, daß das keine Picknickvorstellung war. Also fuhr er hinterher, und aus sicherer Entfernung, um nicht einfach weggescheucht zu werden, knipste er per Teleobjektiv die fruchtlose Suchaktion, an deren Ende ein Erdklumpen eingetütet und abtransportiert wurde. Mit einem kleinen Richtmikrofon hatte er Wortfetzen aufgefangen, aus denen er sich etwas zusammenreimen konnte.
    Um mehr zu erfahren, suchte er die Graussons in ihrer Wohnung auf. Er hatte den Namen aufgeschnappt, im Telefonbuch nachgeschaut und wurde prompt fündig.
    Ebenso prompt flog er wieder raus. Pierre Grausson drohte ihm vom Rollstuhl aus Tod, Verderben, Pest und andere Nettigkeiten an, wenn er sich noch einmal in der Nähe des Hauses oder eines Familienangehörigen der Grausson-Sippe sehen ließe oder auch nur ein Sterbenswörtchen von der Geschichte in seinem Schmierblatt bringe.
    Da wußte Mercier, daß an der Story was dran war.
    Bei der Polizei lief er auf. Also schrieb er einfach drauflos. Mangels besserer Fotos brachte er das Bild vom Hügel und den durcheinander irrenden Gendarmen. Sein Redakteur nahm das Foto wieder heraus, der Artikel wurde gedruckt und erschien in der nächsten Ausgabe der Tageszeitung.
    Am Vormittag schrillte das Telefon in der Redaktion. »Geben Sie Ihrem Federfuchser zehn Jahre Urlaub in der Karibik, wenn der schon so blöd ist, aus einem Nichts einen Superfall zu konstruieren… für uns ist die Akte Grausson geschlossen! Feierabend, aus, Ende!« knurrte Kommissar Fountain.
    »Absolut keine Ermittlungen? Was war denn mit der Aktion gestern?« wollte der Redakteur wissen.
    »Irreführung der Behörden«, knurrte Fountain und legte auf.
    Der Redakteur kaufte sich seinen Fotoreporter Gaston Mercier. Auf einen Zehnjahresurlaub schickte er ihn zwar nicht, stauchte ihn aber zusammen, daß er die Engel im Himmel Halleluja singen hörte und garantiert nicht daran dachte, ein zweites Mal dermaßen flüchtig zu recherchieren.
    Zu der Grausson-Sache mußte er noch ein paar Fakten bekommen. Wenn Kommissar Fountain so energisch dementierte, war der Hund viel dicker, als er zuerst ausgesehen hatte…
    Und von angedrohtem Tod, Verderben, Pest und anderen Nettigkeiten hatte sich Mercier eigentlich noch nie wirksam abschrecken lassen.
    ***
    Schemenhafte Gestalten traten aus den Schatten hervor.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher