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0400 - Jenseits-Melodie

0400 - Jenseits-Melodie

Titel: 0400 - Jenseits-Melodie
Autoren: Jason Dark
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das Trinken und schaute auch kaum auf, als die blonde Bedienung uns den bestellten Appetithappen auf den Tisch stellte.
    Das Gesicht meines Freundes hatte einen ungläubigen Ausdruck angenommen, der auch dann nicht verschwand, als ich meine Erzählungen beendet hatte. »Nein«, sagte er, »nein, das kann ich einfach nicht glauben. Tut mir leid, John, du hast dich da in etwas hineingesteigert, das ich dir nicht abnehmen kann. Ich will daran nicht glauben.«
    »Aber ich.«
    »Bist du dir ganz sicher, daß dir kein Irrtum unterlaufen ist?« bohrte er weiter.
    »Ja.«
    Bill hob die Schultern und packte den mit Lachs gefüllten Blätterteig in eine Serviette ein. Er probierte den ersten Bissen und nickte erfreut. »Das schmeckt gut.«
    Auch ich aß, enthielt mich eines Kommentars, weil ich mit meinen Gedanken woanders war. Selbst das Lachen der Frauen am Nebentisch störte mich kaum. Ich hatte nicht einmal gesehen, daß sich zwei halbseidene Aufreißertypen zu den beiden gesetzt hatten.
    Bill hatte zuerst angefangen zu essen, schluckte den letzten Bissen und nickte mir zu, bevor er seinen Mund mit einem großen Schluck Bier endgültig freispülte.
    »Und du bist noch immer der Meinung, daß es die Melodie ist, die du in Aibon gehört hast.«
    »Das bin ich.«
    »Dann brauchten wir nur eines zu tun. Den Wirt oder Pächter hier zu fragen, woher er die Platte hat.«
    »Das hatte ich auch vor. Kennst du die Scheibe denn?«
    »Die Melodie, meinst du?« Bill hob die Schultern. »Nein, die habe ich noch nie gehört. Jedenfalls jagt sie nicht gerade wie ein Torpedo durch die Charts.«
    Ich stand auf. Der Kellnerin sagte ich, daß wir gleich zurückkämen und sie nicht abräumen sollte.
    »Natürlich.«
    Wir mußten uns bis zur Bar hin vordrängen, denn an der Theke standen die durstigen Gäste in Dreierreihen. Die gefüllten Biergläser wurden über die Köpfe der Vorderen hinweggereicht, und so mancher bekam einige Tropfen auf den Kopf.
    Eine Frau beschwerte sich, weil wir an ihr vorbeiwollten. »He, hier ist kein Platz mehr.«
    »Keine Sorge, Sie behalten ihn«, lächelte ich, bevor ihr Begleiter, ein schwarzköpfiger Kleiderschrank im weißen Anzug und mit vielen Goldringen an den Fingern, sauer werden konnte.
    Wir bauten uns dort auf, wo an einem Ende der Theke die Türen zu den Toiletten lagen. Als einer der schwitzenden Keeper in unsere Nähe kam, rief Bill ihn scharf an, sonst hätte er gar nichts gehört.
    »Sagen Sie, Mister, wo finden wir hier den Wirt?«
    »Der ist nicht da.«
    »Und wer zeigt sich für die Musik verantwortlich?« fragte ich.
    »Wir alle.« Die Antwort klang ehrlicher. Dann drehte sich der Mann weg und bediente weiter.
    Wir gaben ihm zwei Minuten. »Ich kann ja verstehen, daß der Knabe unter Streß steht«, sagte ich, »aber ich bin es auch.« Vor mir befand sich eine Holzklappe, die ich nur anzuheben brauchte, um hinter die Theke zu gelangen.
    Und das gefiel dem Keeper gar nicht. Plötzlich waren seine Gäste nicht mehr wichtig. Er schnellte mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht auf uns zu und machte den Eindruck, als wollte er uns im nächsten Moment an die Gurgel fahren.
    »Hier hat niemand etwas zu suchen, auch Sie nicht. Verschwinden Sie oder ich…«
    Mein halbhoch gehaltener Ausweis stoppte seinen Redefluß.
    Plötzlich wurde der Mann nervös. »Das hätten Sie auch gleich sagen können. Aber Sie haben kein Glück. Hier wird kein Stoff gehandelt…«
    »Es geht uns um die Musik.«
    »Wieso? Die Scheiben und Kassetten sind alle rechtsmäßig bezahlt worden. Da können Sie uns nichts…«
    »He, Freddy! Halte hier keine Volksreden. Wir haben Durst.«
    »Das sind zwei Bullen!«
    »Verdammt, die sollen sich zum Teufel scheren.« Der Schreier war der Knabe im weißen Anzug.
    »Können Sie uns die Platte oder Kassette zeigen?«
    Freddy schaute mich an und nickte. Er brauchte nur nach hinten zu greifen. Es war eine LP. Sie trug den Titel »Unbekannte Meister«.
    Gespielt wurden die Melodien von einem Pianisten namens Hans Conrad, der sich aber Hanco nannte. Er sah so ähnlich aus wie der Richard Clyderman aus Paris, jedenfalls besaß er den gleichen verträumten Ausdruck in den Augen, nur waren Hancos Haare dunkel. Auch das Plattencover kam der Musik entgegen. Es war in pastellfarbenen, weichen Tönen gehalten. Beige und ein leichtes Braun überwogen, und der zusammen mit dem Künstler abgebildete weiße Flügel verschwamm innerhalb der wolkig gehaltenen Farben.
    »Kennen Sie den Interpreten?«
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