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0400 - Jenseits-Melodie

0400 - Jenseits-Melodie

Titel: 0400 - Jenseits-Melodie
Autoren: Jason Dark
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hingesetzt.«
    »Meine Chancen nähern sich dem Nullpunkt.«
    »Wieso?«
    »Vor einigen Tagen habe ich an der Copacabana zahlreiche Girls gesehen. Die Schönsten der Schönen sind mir über den Weg gelaufen. Aber glaube nur nicht, daß sich eine für mich interessiert hätte.«
    »Du wirst eben alt. Außerdem sind die beiden am Nebentisch auch nicht mehr ganz jung. Ich schätze sie auf…«
    Mich interessierten Bills Ausführungen plötzlich nicht mehr, denn mir war etwas aufgefallen, das es eigentlich nicht geben konnte. Die Melodie.
    Als Bill etwas sagen wollte, hob ich die Hand. Er schwieg und schaute mich schräg an.
    Ich aber lauschte. Der Stimmenwirrwarr war für mich nebensächlich geworden, denn ich wollte so viel wie möglich von dieser Melodie mitbekommen. Es war ein Klavierstück. Ich kannte es, wenn ich es auch so gespielt noch nie vernommen hatte.
    »Was ist denn, John?«
    Ich erwachte wie aus seinem Traum. »Verdammt, Bill, ich… ich kenne die Melodie.«
    »Und?«
    »Sie hat etwas zu bedeuten, glaub mir. Ich habe sie schon einmal gehört, das war damals sehr wichtig für mich gewesen.«
    »Und wer hat da gespielt?«
    »Ich weiß nicht mehr genau. Laß mich lieber noch einige Zeit zuhören. Okay?«
    »Wenn deine Seligkeit davon abhängt, bitte.« Der Reporter verstand mich und die Welt nicht mehr.
    Ich lauschte den Klängen. Das mußte ich so intensiv durchleben, noch stand nicht mit hundertprozentiger Sicherheit fest, daß es sich um die Melodie handelte, die ich meinte. Außerdem wollte ich mich vor meinem Freund Bill nicht blamieren.
    Je mehr Zeit verging, um so sicherer wurde ich mir. Ja, das genau war sie. Es gab keinen Zweifel, und fast automatisch fielen mir die Augen zu. Ich »schaute« hinein in eine andere Welt, ein anderes Land, in dem die Uhren anders liefen und das auf eine gewisse Art und Weise einmalig war. Ich sah mich selbst in diesem geheimnisvollen Land. Manchmal als Gefangener, dann wieder als einen Menschen, der sich frei bewegen und Kontakt zu außergewöhnlichen Wesen bekam, die man als Geister, Feen und Elfen bezeichnete.
    Das Land, das sich vor meinem geistigen Auge auftat, war Aibon.
    Und die Melodie, die ich hörte, hatte damals jemand gespielt, den ich als den roten Ryan kannte…
    ***
    Der rote Ryan!
    In gewisser Hinsicht hatte er mich an Pan, den griechischen Hirtengott erinnert, denn auch er hatte seine Melodien auf einer Flöte gespielt und damit gelockt.
    Genau dieses Lied, das mir jetzt zu Ohren kam, hatte der rote Ryan auf seiner Flöte intoniert. In dieser Wirtschaft hörte ich es als Klavierstück, deshalb hatte ich mich nicht sofort erinnert.
    Für mich gab es nur diese Melodie. Sie umfing und umschmeichelte mich. Ich lauschte ihren Klängen, denn ich konnte mir etwas darunter vorstellen. Das grüne, weite Land mit allen seinen Geheimnissen, Hochburg der Druiden. Ein Gebiet voll mit Rätseln, die auch in meinem Leben eine Rolle spielten. Und dann dieses Lied.
    So weich, so harmonisch – einfach friedlich…
    Ich schluckte und wollte mich beschweren, denn jemand hatte mir etwas Hartes dicht über der Gürtelschnalle gegen den Leib gedrückt. Sofort öffnete ich die Augen und sah noch Bills ausgestrecktem Zeigefinger, den er soeben zurückzog.
    »He, John, träumst du?«
    Ich schaute ihn etwas verwirrt an. Mein Lächeln fiel ein wenig dümmlich aus, ebenso wie die Antwort. »Ja, ich habe geträumt.«
    »Das ist mir auch aufgefallen. Und weshalb hast du so plötzlich angefangen zu träumen?«
    Er bekam die Antwort nicht sofort. Ich drückte mich aus meinem Stuhl hoch, stützte den Ellbogen auf den kleinen Tisch und wischte mit der Hand über meine Stirn.
    »Es lag an dieser Melodie…«
    Bill deutete zur Theke hinüber. »Die Platte, die der Wirt aufgelegt hat?«
    »So ist es.«
    »Und?«
    »Ich kenne das Lied.«
    Mein Freund lächelte. »Das ist zwar toll, ich kenne es auch, aber mir würde es nie in den Sinn kommen, auf diese Melodie hin so abzufahren, wie du es getan hast.«
    Automatisch trank ich einen Schluck Bier. »Das kann ich mir vorstellen. Du verbindest damit auch sicherlich nicht das, was ich damit in Zusammenhang bringe.«
    »Und das wäre?«
    »Aibon!«
    Jetzt war der Reporter überrascht. Er wußte nicht, was er erwidern sollte, und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Was verbindest du denn alles damit? Ich meine, außer Aibon oder so.«
    »Gib acht, ich will es dir erzählen.«
    Bill hörte gespannt zu, was ich ihm zu sagen hatte. Er vergaß sogar
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