Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
040 - Die Faust Gottes

040 - Die Faust Gottes

Titel: 040 - Die Faust Gottes
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Buschgruppen. Zwar hatten die Spuren der Mordbestien wieder in den Wald hinein geführt, doch die Furcht erschuf ihre Konturen und Schatten hinter jeder möglichen Deckung.
    Der Himmel hellte sich ein wenig auf. Dafür schwebten Dunstschwaden aus dem hohen Gras. Als würde die Erde ausatmen, oder als würde das Schattenreich die grausamen Gegner jeden Moment vor ihnen ausspucken wollen.
    Matt und Aruula steuerten eine kleine Erhebung an, einen Felsbrocken oder Kraterwall - hinter dem hoffentlich nicht nur der Tod lauerte.
    Es war eine mit hohem Gras bewachsene Geröllhalde. Der Himmel mochte wissen, wie sie hierher kam. Der Trümmerhaufen eines uralten Bauwerks vielleicht, oder eine Grabstätte. Über schroffe, im Gras verborgene Gesteinsbrocken kletterten sie auf die Haldenkuppel. Beide keuchten, verharrten von Zeit zu Zeit, um sich umzublicken und zogen einander hoch, wenn einer in eine Trümmerspalte abrutschte.
    Auf dem höchsten Punkt der Kuppe - ihr Durchmesser betrug höchstens achthundert Fuß - duckten sie sich ins Gras und spähten zurück zum Waldhang. Kein Verfolger jagte durchs Buschland, kein verräterischer Schatten bewegte sich an den Rändern der Buschhaine.
    »Lausche.« Matt zwang sich zu langen tiefen Atemzügen. »Vielleicht kannst du sie aufspüren, wenn sie in der Nähe sind…«
    Aruula beugte sich zwischen ihre Knie und versuchte ihren aufgewühlten Geist zu sammeln. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich.
    Es war, als würde die Temperatur um sie herum schlagartig sinken. Sie fröstelte. Und dann bohrten sich Dutzende von Eiszapfen in ihr Hirn. Der Wille zu töten fiel über ihren Geist her, eine Gier zu verschlingen - unstillbar und fast so klar, als würde sie ihrem eigenen Geist entspringen. Aruula schrak hoch. »Sie müssen ganz nah sein…« Ihr Mund war trocken, die Zunge schwer.
    Matt musterte sie aus schmalen Augen. Er sah ihren Schrecken. »Steck dein Schwert weg, nimm den Driller.« Nach allen Seiten flogen ihre Blicke. »Warum sehe ich nichts, wenn sie so nah sind…?«, flüsterte Matt.
    Im nächsten Moment sah er sie - drei hochgewachsene Gestalten galoppierten durchs hohe Gras! In einer Reihe, jede vielleicht achtzig Fuß von der anderen entfernt! Wie aus dem Nichts waren sie aufgetaucht!
    »Da!« Aruula stieß ihn an. Ihr ausgestreckter Arm deutete in die entgegengesetzte Richtung. Auch von dort preschten drei Angreifer heran. Die sechs mussten sich im Wald geteilt und dann am Waldrand entlang einen Bogen um sie geschlagen haben.
    »Runter vom Hügel!«, rief Aruula. »Ins Gras!« Sie sprang auf und stolperte die Geröllhalde hinunter, Matt hinterher. Er sah, dass die Angreifer sofort ihre Richtung änderten, um ihnen den Weg abzuschneiden.
    Keine Chance… Die Einsicht lähmte ihn für Sekunden. Kein Entkommen -wir erschießen sie oder sie fressen unsere Herzen…
    In diesem Moment hielt er sie noch für Tiere, aber schon im nächsten erkannte er die Waffen, die im Rhythmus des wilden Galopps neben ihren Köpfen aus dem Gras auftauchten - speerartige Klingen mit zwei Spitzen. Wie große Fleischgabeln sahen sie von weitem aus. Und dann konnte er auch ihre klauenartigen Hände sehen, ihre grünliche Schuppenhaut, ihre Reptiliengesichter, die runden Augen darin.
    Vom letzten Steinwall der Trümmerhalde aus hechtete Matt sich ins Gras.
    »Weiter!« Er schob Aruula vor sich her. »Weg vom Hügel!« Sie robbten ein Stück ins Grasland hinein. Der Boden vibrierte. Das Gestampfe schneller Schritte galoppierte heran. Grunzen und Fauchen erfüllte die Luft. Matt drückte sich flach ins Gras. Nicht weit vor ihnen erklang Rascheln und Fauchen; das Gras teilte sich.
    »Zurück!«, zischte Aruula. Auf allen Vieren krochen sie rückwärts dem Trümmerhügel entgegen, die Driller mit den Fäusten umklammert. Wie der Boden vibrierte! Und wie unerbittlich sich das gierige Fauchen näherte!
    Für Sekundenbruchteile huschte ein grünschuppiger Kopf durch Matts Blickfeld - feuchte Nüstern, gebleckte Zähne, Augenhöhlen scheinbar ohne Augäpfel. Auch die Doppelklinge sah er - blankes Metall. Und dann schoss das Wesen an ihnen vorbei.
    Sie pressten sich auf den Boden. Erinnerungen blitzten durch Matts Kopf: das Südland ganz zu Beginn seiner Odyssee, die Echsenreiter in Rom… Sahen die nicht genauso aus, Grün und schuppig? Wie kommen die hierher…?
    Plötzlich war Stille. Matt blickte hinter sich. Aruula kauerte auf den Knien, den Oberkörper auf die Schenkel gepresst. Lauschte sie?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher