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04

04

Titel: 04
Autoren: Fred
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langen Moment setzte er sich. Ungelenk nahm ich das Buch (es war sechzig Zentimeter hoch, dreißig Zentimeter breit und fünfzehn Zentimeter dick), und es durchfuhr
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    mich ein Schauer. Es war warm. Die Bibel der Vampire, in menschliche Haut gebunden, mit Blut geschrieben und voller Prophezeiungen, die niemals falsch waren. Das Problem war nur: Wenn man zu lange darin las, wurde man verrückt. Nicht so, als habe man nur mal einen schlechten Tag oder PMS. Eher so, als wollte man seine Freunde tätlich angreifen und seinen Freund vergewaltigen.
    „Ich gehe in den Keller", beendete Jessica die lange Stille. „Ich zeige George die neue Masche."
    „Warte." Ich hievte das Buch hoch.

    „Ich will es ihm aber jetzt zeigen, damit er üben kann."
    „Ich habe gesagt, du sollst warten, dumme Gans. Du sollst nicht mit ihm alleine sein, schon vergessen?"
    „Er hat mir noch nie wehgetan. Er schaut noch nicht einmal in meine Richtung. Nicht, seitdem er satt ist von deinem fiesen Königinnenblut."
    „Dennoch", sagte Sinclair und nahm jetzt, da er das Buch abgegeben hatte, das Wall Street Journal wieder auf, „solltest du nicht alleine mit ihm bleiben, Jessica. Niemals."
    Ihr finsterer Blick traf nur die Zeitung, die Sinclair sich vor das Gesicht hielt.
    Fast hätte ich gelacht. Weggetreten! Mit mir machte er dasselbe.
    „Lass mich das Ding nur schnell in der Bibliothek ablegen." Ich wankte zur Tür - es war nicht einfach, so etwas zu tragen und gleichzeitig zu reden.
    „Dann komme ich mit dir. Alles ist besser als das hier."
    „Das ist eine kühne Behauptung", stellte Tina fest und rührte in ihrem Kaffee.
    „Vor allem, wenn man bedenkt, dass Ihr erst kürzlich Eure Stiefmutter besucht habt."
    „Sehr lustig", sagte ich und machte mich auf den Weg in die Bibliothek.
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    „Das war das allerekligste Ding, das ich je gesehen habe", sagte ich fröhlich, als ich die Treppe hinunterging.
    „Und das aus deinem Munde. Schließlich trinkst du doch jede Woche Blut."
    „Igitt, erinnere mich nicht daran. George, Schatz, bist du wach?"
    Der Keller war riesig und ging über die ganze Länge des Herrenhauses. Unter anderem hatten wir hier schon enthauptete Leichen aufbewahrt und eine Party veranstaltet, bei der Körperbutter eine wichtige Rolle gespielt hatte.
    George fanden wir am anderen Ende in seinem Zimmer, fleißig an einer endlosen Wollkette häkelnd. Himmelblau, dieses Mal.
    Aufmerksam blickte er auf, als wir eintraten, und fuhr dann mit dem Häkeln fort. Es war unheimlich, wie normal George mittlerweile aussah. Er war groß und hager, mit der Figur eines Schwimmers, schulterlangen goldbraunen Haaren und dunkelbraunen Augen. Als er noch verwilderter war, hatte man kaum den Mann unter all dem Schmutz erkennen können. Jetzt, da er sich ausschließlich von meinem Blut ernährte, konnte man kaum den wilden Vampir unter dem Mann erkennen.
    Er war zu dünn, aber er hatte den knackigsten Hintern, den ich je gesehen hatte, auch wenn mein Herz Sinclair (und seinem Hintern) gehörte. Seine Augen hatten die Farbe von Lehm, und manchmal sah ich in ihnen seine Intelligenz aufblitzen. Vielleicht war es auch nur Wunschdenken.
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    Er schien nur mich zu mögen, was verständlich war, denn ich war die Einzige gewesen, die ihn und seine Kumpel, die Biester, nicht hatte pfählen wollen.

    Die anderen waren in einem Haus in Minnetonka untergebracht. Um sie kümmerte sich ein anderer Vampir. Die anderen Biester hatten nichts anderes im Sinn, als auf allen vieren zu krabbeln und Blut aus Eimern zu trinken.
    Nicht so George.
    Ich wusste nicht recht, was ich mit den Biestern machen sollte, daher auch meine großartige, allumfassende Leben-und-leben-lassen-Einstellung, was diese Frage betraf. Der Widerling, der sich vorher um die Biester gekümmert hatte, war ein großer Freund von Experimenten gewesen - so wie auch die Nazis. Und am allerliebsten hatte er frisch auferstandene Vampire ausgehungert.
    So waren die Biester entstanden: wild, nicht menschlich, und mit dem Sprechen taten sie sich ebenfalls schwer. Und mit dem Gehen. Und mit . . wie dem auch sei . . sie waren Monster, aber es war nicht ihre Schuld . . das echte Monster war schneller gewesen und hatte sie drangekriegt.
    Alles, was ich jetzt machen konnte, war, mich um sie zu kümmern. Und George musste ich nur unterhalten. Er war nicht wie die anderen und wollte nur alle paar Tage mein Blut trinken. Und er konnte aufrecht gehen.
    Das gab mir zu denken.
    „Check it out, Baby", sagte
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