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Titel: 04
Autoren: Fred
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besorgt um seine Luftröhre als um den Stoff seines Anzuges.
    „Regt Euch nicht auf, begann Tina.
    „Ahhh, ahhhh", machte ich und zeigte auf das Ding auf dem Tisch.
    „Der UPS-Mann hat es gebracht", fuhr sie fort. Jessica und ich starrten sie an.
    „Ehrlich", sagte sie.

    „Der UPS-Typ hat das gebracht?", quiekte Jessica und deutete ebenfalls mit dem Finger auf das Buch der Toten.
    „Und eine Schachtel von deiner Mutter", ergänzte Tina eifrig-
    „Lieber Himmel, ich will gar nicht erst sehen, was in der anderen Schachtel ist!"
    „Ich dachte, wie . ." Jessica warf Sinclair einen Blick zu, dessen Gesicht so unergründlich wie immer war. Seine schwarzen Augen aber glänzten auf eine Weise, die mir eine Gänsehaut machte. „Ich dachte, es wäre für immer verschwunden."
    „Mist, Mist, Mist", murmelte ich. Es war offen - offen! - und ich schlug es zu.
    „Mist! Schau nicht hinein. Mist! Warum hast du es dir angesehen?"
    „Ach, du weißt schon, jeder Plan hat seine Schwachstel e." Sinclair lächelte, aber er sah dabei nicht sehr glücklich aus. „Nächstes Mal hast du mehr Glück, und damit meine ich: Wag es ja nicht, es noch einmal zu versuchen."
    Lange Bede, kurzer Sinn: Um Halloween herum hatte ich im Buch der Toten gelesen und war für eine Weile verrückt geworden. Wirklich verrückt. So verrückt, dass ich meine Freunde
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    gebissen und sie verletzt hatte. Auch heute noch, drei Monate danach, schämte ich mich immer noch so furchtbar für mein Verhalten, dass ich kaum daran denken konnte. Ich hatte mich selbst bestraft, indem ich für einen Monat K-Mart-Sneakers trug, aber selbst das schien nicht angemessen meine Reue zu zeigen.
    Ein Gutes hatte die Geschichte wenigstens gehabt: Jetzt erwachte ich aus meinem tiefen, dunklen Schlummer schon am Nachmittag, anstatt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ins Koma zu fallen. Aber das war kein guter Tausch gewesen, zumindest aus meiner Sicht. Deshalb hatte ich das Buch der Toten in den Mississippi geworfen und war froh, als ich es endlich los war.
    Sinclair hatte die Neuigkeit mit kalter Wut aufgenommen, und auch Tina war nicht gerade zufrieden mit mir gewesen. Ein historisches Dokument, unbezahlbar, ein Werkzeug, um in die Zukunft zu sehen, von unschätzbarem Wert, blablabla. Er hatte mich zwar nicht aus dem Bett geworfen, aber er hielt mir Vorträge, die ganze Nacht lang, während wir Sex hatten. Und auch wenn er es nicht gezeigt hatte: Er war sehr wütend. Das wusste ich, weil ich nämlich seine Gedanken lesen kann, auch wenn er das nicht weiß (- noch nicht). Es war wirklich schlimm gewesen. Aber damals hatte ich gedacht, ich hätte einen kleinen Preis dafür gezahlt, das Buch der Toten los zu sein.
    Und jetzt war es zurück.
    „Mist", sagte ich noch einmal, weil mir beim besten Wil en nichts anderes einfiel.
    „Nun", sagte Jessica und starrte auf das Buch, „ich habe gute Neuigkeiten."

    „Dies ist eine wirklich gute Fälschung?"
    „Nein. Ich habe gerade meinen letzten Häkelkurs beendet. Jetzt kann ich George eine neue Masche zeigen."
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    „Oh." Es gelang mir, den Blick von dem Buch loszureißen. „Das sind wirklich gute Neuigkeiten. Sehr gute sogar."
    „Wie gefiel Euch Euer Grab?", fragte Tina höflich.
    „Versuch nicht, das Thema zu wechseln."
    „Aber es ist so verführerisch."
    „Was sollen wir jetzt bloß damit machen?"
    „Jessica hat damit angefangen, das Thema zu wechseln. Und ich dachte, wir stellen es zurück in die Bibliothek."
    „Wo es hingehört und wo es von Anfang an hätte bleiben sol en", fügte Sinclair sanft hinzu.
    „He, mein Haus, meine Bibliothek, mein Buch."
    „Wohl kaum", sagte er genervt.
    „Außerdem ist es unser Haus", sagte Jessica, was nett war, weil sie die Hypothek bezahlte. Was Sinclair bezahlte, waren eher Almosen als Miete, und ich bezahlte gar nichts. Einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf meines alten, von Termiten zerfressenen Hauses hatten wir für die Anzahlung des Herrenhauses verwendet.
    „Es ist gefährlich", sagte ich, obwohl es sinnlos war. Ich wusste, wann ich geschlagen war.
    „Es ist ein Werkzeug, und wie bei jedem anderen auch kommt es darauf an, wie man es benutzt." Sinclair erhob sich. „Ich bringe es in die Bibliothek."
    „Neinneinnein." Ich legte meine Hand auf seine Schulter und drückte. Es war, als wollte man einen Felsblock bewegen. „Setz dich brav wieder hin, ich bringe es in die Bibliothek. Ich verspreche auch, es auf dem Weg dahin nicht in den Fluss zu werfen."
    Nach einem
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