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04 Verhaengnisvolles Schweigen

Titel: 04 Verhaengnisvolles Schweigen
Autoren: Peter Robinson
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Kassettenrecorder?«, fragte Banks.
      »Kassetten? Du weißt verdammt genau, dass sie keine haben.«
      »Eben.«
      »Was: Eben?«
      »Ich höre beim Fahren gerne Musik. Das weißt du genau. Ich kann dabei besser denken.«
      »Ich nehme an, jetzt willst du mir auch welche aufdrängen?«
      Banks war immer wieder überrascht, dass ein so belesener und kultivierter Mensch wie Gristhorpe nicht das geringste Interesse an Musik hatte. Für Klänge war der Superintendent völlig taub, selbst die engelhafteste Arie von Mozart bedeutete für seine Ohren nur Schmerz.
      »Wenn du keine Musik willst, fahren wir ohne«, sagte Banks und musste lächeln. Ihm war klar, dass er auch nicht würde rauchen können. Gristhorpe war militanter Nichtraucher - nachdem er zwanzig Jahre lang täglich ein Päckchen konsumiert hatte.
      Banks fuhr auf das Kopfsteinpflaster des Marktplatzes, bog nach links in die North Market Street und fuhr dann weiter in Richtung der Hauptverkehrsstraße von Swainsdale, die parallel zum Fluss durch die Talsohle führte.
      Gristhorpe knurrte und klopfte auf die Apparatur neben dem Armaturenbrett. »Wenigstens hast du dich mit dem Polizeifunk ausgestattet.«
      »Was hast du da vorhin gesagt?«, fragte Banks. »Das ist nicht die erste Leiche, die in Swainshead gefunden wurde?«
      »Das war vor deiner Zeit.«
      »Wie fast alles.« Banks bog scharf nach Westen ab, bald waren sie außerhalb der Stadt und fuhren an den Flussauen entlang.
      Gristhorpe öffnete sein Fenster und atmete geräuschvoll die frische Luft ein. »Ein Mann mit eingeschlagenem Schädel«, sagte er. »Es war Mord, ohne Zweifel. Und wir haben ihn nie aufgeklärt.«
      »Was war passiert?«
      »Eine Gruppe Pfadfinder hat die Leiche in einem alten Minenschacht am Berghang gefunden, ein paar Kilometer nördlich des Dorfes. Der Doc meinte, sie hätte dort schon über eine Woche gelegen.«
      »Wann war das?«
      »Vor ungefähr fünf Jahren.«
      »War es ein Einheimischer?«
      »Nein. Das Opfer war ein selbständiger Ermittler aus London.«
      »Ein Privatdetektiv?«
      »Genau. Er hieß Raymond Addison. Er arbeitete allein. Wahrscheinlich einer der Letzten seiner Zunft.«
      »Hast du herausgefunden, was er da oben wollte?«
      »Nein. Wir haben natürlich sein Büro durchsucht, aber in keiner der Akten gab es eine Verbindung zu Swainsdale. Scotland Yard hat alle seine Freunde und Bekannten befragt - waren nicht viele -, aber sie haben nichts rausgekriegt. Wir dachten, er könnte auf Urlaub gewesen sein, aber wer fährt im Februar zur Erholung nach Yorkshire?«
      »Wie lange war er denn schon im Dorf?«
      »Er war ziemlich spät an dem Tag angekommen und hatte sich im Gästehaus eines Typen namens Sam Greenock einquartiert. Der hat uns erzählt, dass Addison außer ein paar Bemerkungen über das Wetter kaum was gesagt hat. Nach dem Abendessen machte er sich, dick eingepackt gegen die Kälte, zu einem Spaziergang auf. Das war das letzte Mal, dass ihn irgendwer lebend sah. Wir stellten Nachforschungen an, aber Fehlanzeige. Als er rausging, war es natürlich schon dunkel, und selbst die alten Männer, die bei jedem Wetter auf der Brücke rumhängen und quatschen, waren zu dem Zeitpunkt schon reingegangen.«
      »Und so weit du herausfinden konntest, hatte er überhaupt keine Verbindung zu der Gegend?«
      »Keine. Und du kannst mir glauben, wir haben keinen Stein auf dem anderen gelassen. Entweder wusste wirklich niemand was, oder, was wahrscheinlicher ist, irgendjemand hat uns absichtlich etwas verschwiegen. Addison war früher beim Militär, deshalb haben wir auch ehemalige Armeekumpels überprüft, all solche Sachen. Schließlich sind wir von Haus zu Haus gegangen und haben das gesamte Dorf befragt. Nichts. Der Fall ist immer noch ungeklärt.«
      Banks nahm den Fuß vom Gaspedal, denn sie kamen durch Helmthorpe, einem der größten Dörfer des Tals. Dahinter war ihm die Landschaft nicht mehr vertraut. Obwohl das Tal dank eines Gletschers von teilweise titanischen Ausmaßen breiter war als die meisten anderen, schien es sich, je näher man dem Kopf kam, leicht zu verengen. Außerdem stiegen die Wiesen an den Hängen steiler hinauf. Hier gab es keine der langen Kalksteinnarben, die für den östlichen Teil Swainsdales so typisch waren, die Hügel erhoben sich entschlossen und besaßen auf ihren abgerundeten Gipfeln eine moorige Heidelandschaft.
      »Und das ist nicht alles«,
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