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04 - Spuren der Vergangenheit

04 - Spuren der Vergangenheit

Titel: 04 - Spuren der Vergangenheit
Autoren: Manfred Weinland
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Alejandros Oberarm. »Der kommt natürlich mit – was sonst?«
    12.
    Vergangenheit
    Bei ihrer Ankunft im Palast führte ihr erster Weg zu Ts’onots Vater, der ihnen seinerseits bereits entgegenkam. Zusammen mit Ts’onots Mutter, der die Erleichterung über die gesunde Rückkehr ihres Sohnes ins Gesicht geschrieben stand.
    »Ihr wart erfolgreich!«
    »Woher –«
    »Der Gesandte war bei uns und hat es berichtet – schon letzte Nacht«, sagte Ah Ahaual.
    Ts’onot begriff. Auch auf dem Heimweg hatten sie für eine Nacht ein Lager bei einer Quelle aufgeschlagen, und wieder war der Weiße bis zum Morgengrauen verschwunden gewesen. In dieser Zeit mochte er hier gewesen sein – für ihn mit seinen gottgleichen Kräften offenbar kein Problem.
    »Wo ist er jetzt?«, fragte Ts’onot. »Er verschwand, als wir in die Stadt einmarschierten.«
    »Dann könnte er bei den Handwerkern sein.«
    »Den Handwerkern? Ihr habt schon mit dem Bau der Maschine begonnen?«
    Ah Ahaual schilderte, wie sie in den Besitz der Pläne gelangt waren.
    »Was für eine eigenwillige Art und Weise«, kommentierte Ts’onot das Gehörte.
    Ah Ahaual nickte. »Die Wege der Götter sind für uns Sterbliche oftmals unverständlich – vielleicht ändert sich das, wenn wir ihnen erst näher gekommen sind. – Zeigst du mir jetzt den Himmelsstein, Sohn?«
    Ts’onot seufzte. »Du kannst ihn nicht sehen.«
    Ah Ahauals Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und bevor er aus Unwissenheit falsch reagieren konnte, ergänzte Ts’onot eilig: »Niemand kann ihn sehen, wenn der Weiße ihn nicht mit seinem Licht überströmt. Und selbst dann fällt es einem schwer.«
    »Du sprichst in Rätseln.«
    »Ich zeige es dir.« Der Chilam winkte einen der Krieger herbei. Unterwegs hatten sie sich darin abgewechselt, das wundersame Ding zu tragen. Nicht weil es schwer wog – das Gegenteil war der Fall –, sondern weil Ts’onot jeden, der die Beschwernisse der Expedition auf sich genommen hatte, auf diese Weise hatte belohnen wollen.
    Besonders glücklich wirkte der Krieger, dessen Arme bis zum Bizeps in Dunkelheit getaucht waren, allerdings nicht, als er vor seinen Herrscher trat.
    Ah Ahaual und Came blickten verständnislos – Ts’onots Mutter sogar erschrocken – auf das seltsame Phänomen, über das der Gesandte ihnen gegenüber offenbar kein Wort verloren hatte. Aber seit die Götter auf so drastische Weise in ihr Leben eingriffen, war eben nichts mehr, wie es einmal war.
    ***
    Die Tage vergingen.
    Die Arbeiten an den einzelnen Teilen der »Maschine« schritten voran und standen kurz vor ihrem Abschluss. Danach mussten sie nur noch in der richtigen Weise zusammengesetzt werden, sodass sie das Herz , das Ts’onot bei seinem Tauchgang geborgen hatte, umschlossen.
    Seit seiner Rückkehr verging kaum eine Stunde, die Ts’onot nicht in den Werkstätten zubrachte und der Vollendung der Einzelteile beiwohnte.
    Gold, Kristall und Jade waren heilige Materialien und einer Anstrengung wie dieser würdig.
    Je näher der Tag der Fertigstellung rückte, umso aufgeregter wurden alle, die in das große Werk eingeweiht waren. Oft besuchte auch Ah Ahaual die Werkstätten und kam dann ins Gespräch mit seinem Sohn. Dabei brachte der Herrscher zum Ausdruck, dass auch er keine genaue Vorstellung von dem hatte, was auf sie zukam.
    Einmal hatte Ts’onot gefragt: »Soll ich eine Zukunftsschau versuchen, die sich genau damit befasst?«
    Aber sein Vater hatte mit den Worten abgelehnt: »Das wäre ein Frevel, den die Götter uns nicht verzeihen würden!«
    »Warum glaubst du das?«
    Eine Antwort war Ah Ahaual ihm schuldig geblieben, aber seitdem rumorte es in Ts’onot, ohne dass er sich dessen selbst richtig bewusst wurde.
    Der Gesandte der Götter kontrollierte während der Entstehungsphase die Bauteile fast täglich und korrigierte, wo es ihm notwendig erschien. Auf Gespräche und die Funktionsweise der »Maschine« ließ er sich jedoch nicht ein.
    Dem Chilam wurde das zunehmend suspekt. Sein Argwohn erwachte mit noch nicht dagewesener Macht. Und als der Gesandte eines Tages ankündigte, alle Teile seien nun perfekt gelungen, sodass am folgenden Tag mit dem Zusammenbau begonnen werden könne, verselbständigte sich Ts’onots Gabe in der Nacht vor dem großen Ereignis in einer Weise, wie es zuletzt in der Grotte vor dem Überfall der Tutul Xiu geschehen war.
    Aus seinem Schlaf wurde ein Traum.
    Und aus dem Traum ein …
    … Albtraum!
    ***
    »Vater! Ich muss dich sprechen!«
    »Was ist
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