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0398 - Die Töchter von Atlantis

0398 - Die Töchter von Atlantis

Titel: 0398 - Die Töchter von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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rieselte, so sehr gefielen mir diese Berührungen.
    Zahlreiche Männer – so berichteten es die Legenden – waren dem Zauber fremder Nixen erlegen, und ich stand dicht davor, mich in diesen Kreis einzureihen, denn ich sah sie nicht als die Feindinnen an, wie sie mir Myxin immer beschrieben hatte. Für mich waren es liebe, nette Geschöpfe, zauberhafte Wesen, die mich umgarnen wollten und es auch taten.
    Während Sina mich streichelte, flüsterte mir Isabell Verlockungen ins Ohr. »Willst du mit uns gehen? Willst du der Welt ade sagen und in ein fernes Reich kommen, wo es nur das Glück gibt? Das Glück, mit uns Wesen zusammen sein zu dürfen? Bist du dazu bereit, Fremder?«
    Ich hörte die suggestiv gesprochenen Worte und konnte mich nicht gegen sie wehren, obwohl sie mich noch nicht restlos überzeugt hatten. »Was würde dann geschehen?« fragte ich und legte wie spielerisch Sinas Hände auf meine Handflächen. Dass diese Mädchen Fischkörper hatten, störte mich nicht. Ich war ihrem Zauber erlegen.
    »Eine andere Welt wartet.« Isabell gab die Antwort. Siehatte sich hinter mich gedrängt, ihre Arme um meine Schultern gelegt und die Lippen dicht an mein Ohr gebracht. »Eine fremde, wunderschöne und geheimnisvolle Welt, John…«
    »Wo liegt sie?«
    »Fern von hier und doch so nah. Du musst nur mit uns gehen. Schau nach vorn. Siehst du das Wasser, auf das der Mond sein silberfarbenes Licht gießt? Das alles gehört uns. Das Wasser ist größer als das Land. Dort zu leben muss eine Ehre für dich sein, Liebster. Nicht jeder erhält die Chance, denn wir sind sehr wählerisch und suchen uns unsere Freunde aus. Hast du verstanden?«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und lockt es dich nicht? Locken dich nicht die Wellen, die unendliche Weite des Ozeans, die unser Reich ist? Du wirst hineintauchen. Man hält dich fest, kann dich zu einem König machen, und wir werden uns um dich kümmern.«
    Ich hatte Isabells Stimme als Flüstern in meinem rechten Ohr vernommen. Obwohl sie sehr leise gesprochen hatte, waren die Worte doch zu verstehen gewesen, und sie hatten auch ihre Wirkung nicht verfehlt. Mein eigenes Leben kam mir plötzlich nicht mehr so lebenswert vor. Ich hätte mir schon Watte in die Ohren stopfen müssen, um den Verlockungen dieser Sirenen zu entgehen, aber ich gehörte nicht zu Odysseus Gefährten und war außerdem nicht, wie er selbst, an einem Mast festgebunden, als er die Sirenen passierte.
    Auf mich verfehlten die Verlockungen ihre Wirkung nicht. Ein erstes Nicken deutete an, dass ich mich bereits unter ihrem Bann befand und auch nichts dagegen tat, mich davon zu befreien.
    »Dann komm doch!« lockte Isabell.
    Sina, die vor mir saß, nickte. Ihre Augen leuchteten. Keine Falschheit las ich in den Pupillen, die Lippen lächelten mich an.
    Auch sie wollte es wissen.
    »Das Meer,« sagte sie, »ist etwas Wunderbares. Die Menschen haben es bisher nur als Feind gesehen, tatsächlichaber ist es ein Freund. Ein sehr guter Freund, denn wir leben dort, und uns geht es gut, weil wir uns wohl fühlen. Willst du das auch?«
    »Ja.«
    »Dann zögere nicht länger.«
    Natürlich wollte ich noch Fragen stellen, aber meine Zunge kam mir vor, als wäre sie gelähmt. Ich war einfach nicht in der Lage, real und nüchtern zu denken. Die Stimmen der Nixen hatten einen Schleier über mein Bewusstsein gelegt, der alle widerspenstigen Gedanken kurzerhand wegfilterte.
    Das war unerklärlich, aber nicht schlimm.
    Ich wurde wieder an Myxin erinnert, der mich ansprach. Seine Stimme klang drängend. »John, bitte, hör nicht auf sie! Du begibst dich in Gefahr…«
    Das letzte Wort vernahm ich deutlich, auch wenn es mir vorkam, als würde sich der Sprecher meilenweit entfernt befinden. Ich saß auf dem Felsen zusammen mit den beiden Nixen und hatte das Gefühl, nur wir allein wären auf dieser Welt.
    Dennoch fand ich die Kraft, mich umzudrehen und Myxin anzuschauen.
    Dagegen hatte Sina etwas. Sie streckte schnell ihre Arme vor und legte beide Hände gegen meine Wangen. »Nicht doch, Liebster. Die Verlockungen deiner Welt müssen für dich schon Vergangenheit sein. Hörst du? Das ist Vergangenheit…«
    »Nein, ich…«
    »Doch, Liebster, doch. Du wirst in das Paradies eingehen. In unser Paradies. Du wirst Welten sehen, die du noch nie erlebt hast. Man wird sich dir öffnen. Viele warten auf dich. Alle sind nur Freunde, John. Nur Freunde, glaub es mir.«
    Ich spürte, dass ich träge wurde. Zwar konnte ich noch denken und überlegen, aber es
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