Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas

0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas

Titel: 0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas
Autoren: Sein Alibi zerbrach wie Glas
Vom Netzwerk:
sich nichts. Ich läutete noch einmal.
    »Jerry, sieh mal«, flüsterte Phil und wies zur Tür. Unter der Tür drang ein schmaler Streifen Licht hervor.
    »Da brennt eine Lampe«, sagte ich und klopfte kräftig gegen die Holzfüllung. Es dröhnte durch das Treppenhaus, aber niemand öffnete. Wir sahen uns an. Irgendein Geräusch kam aus der Wohnung.
    »Musik?«, sagte Phil zweifelnd. Dann lauschten wir und tatsächlich: In der Wohnung von Susan Spencer spielte leise ein Radio.
    Ich drückte langsam die Klinke herunter, die Tür war nicht verschlossen.
    »Hallo!«, rief ich noch unnötigerweise, denn es konnte niemand antworten. Auch nicht der Mann, dem der Arm gehörte, der durch die halb geöffnete Tür sichtbar wurde.
    Der Mann war tot. Er lag quer über dem roten Bastläufer in dem schmalen Flur des Apartments, und die schmale Hand umklammerte ein weiches Band aus rotem Leder.
    Sorgfältig untersuchten wir die ganze Wohnung, es war außer uns niemand mehr da. Ich ging in den Wohnraum, der nach dem üblichen 80-Dollar-Schema eingerichtet war: Bettcouch, Tisch, zwei Stühle, zwei Sessel, niedriger Schrank, billiger Teppich und zwei Faibdrucke von den Rocky Mountains. Auf dem Schränkchen standen zwei gerahmte Fotos, einmal eine Gruppe Girls vor einem Gebäude, und das andere Mal ein junger Mann mit Brille, deren breite Bügel verrieten, dass es sich um eine Hörbrille handelte. Er trug ein weißes Turnhemd, Seidenshorts und Leinenschuhe. In der Hand hielt er ein weißes Blatt Papier, das eine Art Urkunde zu sein schien, aber ich konnte nicht entziffern, was darauf stand.
    Ich ging zum Telefon, das in einer Ecke auf einem schwarzen Tischchen stand, fasste mit dem Taschentuch den Hörer an und drehte die Scheibe mit dem Kugelschreiber. Der Mordkommission gab ich in knappen Worten die erforderlichen Einzelheiten an. Als ich gerade anhängen wollte, sagte mein Kollege noch: »Sind Sie unter dieser Telefonnummer zu erreichen, Jerry?«
    »Ja, gibt es noch etwas?«
    »Vorhin wurde eine Meldung für Sie durchgegeben. Ich werde der Sache nachgehen, wenn es wichtig ist, rufe ich Sie an.«
    »Okay«, sagte ich und legte den Hörer auf. Phil hatte sich über den toten Mann gebeugt. Er lag auf dem Rücken. Aber wir konnten erkennen, wer es war.
    Es war der Mann, den sie den Schatten nannten. Gerrett Brentwood, von hinten erschossen, vermutlich mit einem 38er Revolver.
    »Armer Kerl, er hat diesmal anscheinend mehr gesehen als gut für ihn war«, sagte ich und sah auf die hagere, ausgehungerte Gestalt hinunter. Phil hatte in den Taschen des Toten nur eine alte Zeitung, etwas Kleingeld und einen Ausweis gefunden.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte ich. »Er müsste doch etwas Persönliches bei sich haben. In seiner Bude wird ja auch nichts liegen, wenn der Alte sie weitervermietet.«
    Es läutete. Ich machte auf. Es waren unsere Kollegen. Ich schickte einen sofort ins Hotel Sunny House. Er sollte Brentwoods Zimmer durchsuchen und dann zurückkommen.
    Die anderen machten sich hier an die Arbeit. Der Arzt bestätigte meine Vermutung. Brentwood war mit einer 38er erschossen worden, ungefähr vor einer Stunde war der Tod eingetreten.
    Fremde Fingerabdrücke fanden sich nicht. Weder im Zimmer, an den Klinken, am Telefon, an den Fotos, noch an dem roten Lederriemen, den der Tote umklammert hielt.
    Ich sah mir den schmalen Streifen an.
    »Sieht aus, als gehört er zu einem Damenschuh«, sagte ich. Phil nickte.
    »Sieht hier nach einem Fachmann aus, alle Fingerabdrücke sorgfältig abgewischt, sogar die der Wohnungsinhaberin.«
    »Vielleicht war der Mörder hier öfter zu Besuch, er wusste nicht mehr, was er alles angefasst hatte.«
    Phil nickte. Die Kollegen hatten Aufnahmen von dem Mann gemacht und untersuchten jetzt die ganze Wohnung.
    Plötzlich läutete das Telefon. Ich packte den Hörer und sagte: »Hallo?«
    Am anderen Ende der Leitung hörte ich heftigen Atem, aber keine Antwort.
    »Hallo, wer spricht?«, rief ich noch einmal. Ich hörte ein leises Klick, und die Leitung war tot.
    Ich starrte den Hörer in meiner Hand an. Hatte ich eben den Mörder an der Strippe gehabt?
    Sergeant Bronner kam aus dem Badezimmer. Er hielt ein Paar rote hochhackige Damenschuhe in der Hand, in der Art von Sandaletten mit dünnen Lederriemen. Einer der Riemen war abgerissen. Der zweite Schuh war in Ordnung.
    »Wo haben Sie die Schuhe gefunden?«, fragte ich Bronner.
    »In dem Kasten über der Wasserspülung.«
    »Also nicht schwer zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher