Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas

0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas

Titel: 0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas
Autoren: Sein Alibi zerbrach wie Glas
Vom Netzwerk:
ich weiß, was du denkst. Er ist oft dabei, wenn irgendwo ein Verbrechen geschieht, und jedes Mal ruft er die Polizei an, aber nie will er etwas gesehen haben.«
    »Ich glaube, wenn er einmal etwas Wichtiges sieht, dann lebt er nicht mehr lange.«
    »Kann schon sein«, meinte ich, »komischerweise haben auch die Gangster eine Art Respekt vor dem Verrückten, obwohl sie genau wissen, dass er schon zweimal im Irrenhaus war.«
    »Vielleicht liegt es daran, dass die Aussage eines Geistesgestörten nichts wert ist. Deshalb kümmern sie sich nicht um ihn.«
    »Vielleicht kann er uns doch einen Hinweis geben«, sagte ich und legte den schmalen Ordner mit der Aufschrift Gerrett Brentwood, genannt der Schatten, vor mich auf den Schreibtisch. Dann klopfte es.
    Der Mann, der hereinkam, war ungefähr 50 Jahre alt, schwer und klobig gebaut, mit schütteren graublonden Haaren und buschigen Augenbrauen. Seine Augen waren hell und durchsichtig. Sie musterten zuerst den Raum, dann uns.
    »Ich vermute, Sie sind Mister Ted MacKeever«, sagte ich und stand auf. Er nickte, kam ein paar Schritte in den Raum hinein und blieb vor einem Stuhl stehen. Seine kräftigen Hände umspannten die Lehne. Der Mann sagte: »Er ist tot, nicht wahr?«
    Es war eine Feststellung, und mir fiel auf, dass seine Stimme fest und sicher klang.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«, fragte Phil, aber Ted MacKeever schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, nur seine verkrampften Hände verrieten seine Erregung.
    »Ich will nicht herumsitzen, ich will Jeffs Mörder fangen!«, sagte er endlich leise.
    »Haben Sie denn eine Ahnung, wer es sein könnte?«, fragte ich. »Hat Ihnen Ihr Bruder etwas geschrieben, hat er Namen genannt?«
    »Nein, Jeff war ein feiner Kerl, er war durch und durch ehrlich. Und wir kennen hier niemanden in York, der uns übelwollte.«
    »Was werden Sie jetzt tun?«
    »Was ich tun werde?« Er sah uns erstaunt an. »Wir wollten hier den Laden aufmachen. Wir hatten uns in Kalifornien das Geld zusammengespart, um hier einen Drugstore aufzumachen. Jeff war vorausgefahren, ich konnte noch nicht weg. Jetzt ist Jeff tot, aber ich werde weitermachen!«
    Ich nickte und deutete auf die Akte, die vor mir lag. »Wir haben eine Theorie. Wenn sie stimmt, werden Sie es sehr schwer haben.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wir haben den Verdacht, dass die Harlan Street von einer Gangsterbande beherrscht wird. Aus verschiedenen Vorfällen schließen wir, dass die Gangster sich von den Geschäftsleuten der Straße bezahlen lassen.«
    »Bezahlen lassen?« Seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Sie bieten ein Geschäft an: Entweder du zahlst jeden Monat eine Gebühr an uns, oder wir schlagen dir die Bude zusammen.«
    »Aber das ist Erpressung, das ist ganz gemeine…« MacKeevers Hände lösten sich von der Stuhllehne und ballten sich zu Fäusten. »Das würde ich nie mitmachen, nie!«
    »Vermutlich dachte ilhr Bruder ebenso. Er musste es mit dem Leben bezahlen. Ich glaube nicht, dass die Gangster ihn töten wollten, aber sein Herz überstand die Misshandlungen nicht. Schon dreimal sind Geschäftsleute in der Harlan Street auf diese Weise zusammengeschlagen worden. In allen Fällen schwiegen sie und waren durch nichts zu einer Aussage zu bewegen. Die Gangster hatten ihr Ziel erreicht.«
    »Jeff hätte nicht geschwiegen.«
    »Er muss ihnen sehr lange Widerstand geleistet haben, denn die Gangster haben seine ganze Einrichtung demoliert, ohne dass er nachgab.«
    »Aber wieso haben Sie nicht… ich meine…«, er starrte mich an.
    Ich sagte ernst: »Solange wir nicht von den Opfern selbst unterstützt werden, können wir kaum etwas ausrichten. Nur deshalb schildere ich Ihnen die Tatsachen und Vermutungen, die wir bisher erfahren und angestellt haben.«
    »Ich habe keine Angst!« Ted MacKeever richtete sich auf. »Wollen Sie uns helfen?«, fragte ich.
    Seine durchsichtigen Augen hefteten sich auf mich. »Nicht Ihnen, Sir. Ich will Jeffs Mörder fangen.«
    »Das wird uns gelingen, wenn Sie uns helfen«, sagte ich überzeugt. »Aber es wird nicht leicht sein. Wir haben es mit rücksichtslosen Gangstern zu tun.«
    »Okay«, sagte MacKeever nur.
    »Gut«, sagte ich, »entwerfen wir also einen Plan!«
    ***
    Wir saßen zwei Stunden zusammen, dann hatten wir die Einzelheiten festgelegt.
    Ted MacKeever sollte den Laden übernehmen. Ich würde als Verkäufer bei ihm arbeiten. Phil würde als Lieferant einer Firma täglich mindestens einmal vorbeikommen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher