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0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas

0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas

Titel: 0391 - Sein Alibi zerbrach wie Glas
Autoren: Sein Alibi zerbrach wie Glas
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Leuten, die keinem Menschen trauen. Er war genau der Typ, der Wohnungsschlüssel unter der Fußmatte verbarg und das Spargeld unter die Matratze steckte, weil ihm eine Bank nicht sicher genug erschien.
    Ich tastete die Jacke ab, ob eventuell irgendetwas im Stoff eingenäht war. Dann nahm ich mir die Schuhe vor, und mit einem Blick stellte ich fest, dass eine Naht unregelmäßig und unfachgemäß zusammengenäht war.
    Und trotzdem fand ich nichts! Meine Hoffnung wurde zerstört. Erst beim Absatz hatte ich mehr Glück. Die unterste Gummischicht ließ sich leicht zur Seite drehen.
    Phil stieß einen überraschten Pfiff aus. »Donnerwetter«, sagte er. Ich förderte einen kleinen Gepäckschlüssel aus dem Versteck zutage. Es war für ein Fach in der South Ferry Station. Das verrieten uns die Initialen SPS, die auf dem Schlüsseloval eingeprägt waren.
    Wir ließen die Kollegen zurück und sprangen in den Jaguar, der uns zum South, Ferry brachte.
    ***
    South Ferry ist der südlichste Zipfel von Manhattan, er wird von der Upper Bay eingeschlossen und ist von Brooklyn durch den East River getrennt. Es schien uns jetzt, als wäre noch ein ganzer Ozean dazwischen. Eine halbe Stunde später gingen wir durch die blitzende Bahnhofshalle zu den Wänden mit den Schließfächern.
    Der flache Schlüssel, den wir in Brentwoods Schuh gefunden hatten, trug die Nummer SFS 742. Ich konnte den Kasten von der Treppe aus sehen. Neben »unserem« Fach öffnete gerade ein junger Mann ein Schließfach und legte eine Aktenmappe hinein. Sorgfältig schloss er die Tür wieder ab und merkte sich die Nummer.
    Wir waren misstrauisch und ließen den Mann nicht aus den Augen.
    Wartete hier jemand auf Brentwood? Oder wartete der Mörder auf uns?
    Der junge Mann sah sich noch einmal um und ging dann hinaus.
    Eine alte Frau machte sich jetzt in der Gegend des Fachs 742 zu schaffen. Sie tat so, als ob sie dem Betrieb zuschaute.
    In dem fahlen Licht der Neonröhren wirkte ihr Gesicht fast faltenlos, aber es war gelblich-braun, verlebt und alt.
    Phil legte seine Hand auf meinen Arm.
    »Schau dir bloß die Schuhe an«, sagte er leise.
    »Und die Schuhgröße!«, zischte ich zurück. Die alte Frau hatte einwandfrei Männerschuhe an.
    In dem Moment trat ein seriöser, grau melierter Gentleman auf die Schließfachwand zu. Er trug graue Hosen, einen schwarzen Mantel, Handschuhe, Homburg und Regenschirm und sah aus wie ein englischer Lord aus einem Reklamefoto.
    »Zu schön, um wahr zu sein«, murmelte in diesem Augenblick Phil, als hätte er meine Gedanken erraten.
    Ich kaufte mir an dem Zeitungsstand eine Times, um nicht so auffällig herumzustehen. Über ihren Rand hinweg sah ich, wie der Gentleman an der alten Frau vorbeiging, kurz zögerte, als würde er nach seinem Fach suchen, und dann auf .die rechte Wand zuging.
    Wir hielten den Atem an. Es war nicht mehr viel Betrieb in den Räumen. Der Berufsverkehr hatte nachgelassen, die Nachtschwärmer waren noch nicht da. Der Gentleman sah sich um. In seiner Hand klimperten ein paar Schlüssel. Dann trat er vor die Schließfachwand und schlosg schnell, aber nicht hastig, das Fach direkt neben der Nummer 742 auf.
    Es war das Fach, das eben noch der junge Mann verschlossen hatte.
    Der Gentleman nahm die schwarze Aktenmappe aus dem Fach und schloss es wieder ab. Er sah sich kurz um, holte einen anderen Schlüssel aus der Tasche und schloss unser Fach auf. Die Frau hatte sich inzwischen langsam den Treppen genähert. Gebannt starrten wir auf die dunklen Handschuhe, die das Fach öffneten, in dem Gerrett Brentwood, der Schatten, etwas versteckt hatte.
    Die Aluminiumtür schwang auf.
    Das Fach war leer.
    Der Gentleman schlug die Tür wieder zu, steckte den Schlüssel ein und wollte sich einem weiteren Fach züwenden.
    In dem Moment entdeckte uns die Frau. Sie bekam einen Hustenanfall. Keuchend klammerte sie sich an das Treppengeländer. Der Gentleman zögerte eine Sekunde, dann lief er mit großen Schritten auf die hintere Treppe zu.
    Ich setzte ihm nach. Phil blieb bei der Frau.
    »Sorry, Sir«, sagte ich, als ich ihn erreicht hatte. Er blieb stehen. »Haben Sie vielleicht noch einen Moment Zeit?« Ich stellte mich zwischen ihn und die Treppe. Von der anderen Seite sah ich zwei Männer in die Halle kommen. Ich zeigte meinen FBI-Stern.
    »Können Sie sich ausweisen?«, fragte ich den Gentleman.
    »Was soll das?«, fauchte er mich an.
    Ich blieb ruhig.
    »Nur Routine. Sie haben eben zwei Schließfächer geöffnet, das
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