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0390 - Der Fluch des Asmodis

0390 - Der Fluch des Asmodis

Titel: 0390 - Der Fluch des Asmodis
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wohl?« staunte Dorice. »Seit zwei Wochen versuche ich das Biest zu erwischen und ruhig zu bekommen. Aber immer wieder nervt es mich und raubt mir den Schlaf und läßt sich nicht erwischen.«
    Gryf lächelte. Er wußte, wie störend Grillenzirpen unterm Fenster sein konnte, wenn man Ruhe brauchte.
    »Du mußt einen Teich anlegen und einen Frosch ansiedeln«, empfahl Gryf. »Der wird die Grille schon erwischen und wegschnappen.«
    Sie löste sich aus seinem Arm und sah ihn vorwurfsvoll an. »Und dann habe ich statt dessen einen quakenden Frosch unter dem Fenster, wie?«
    »Ach das ist kein Problem«, sagte er. »Du nimmst eine Katze…«
    »Gryf!« protestierte sie. »Katzen fressen Mäuse, aber doch keine Frösche!«
    »Sag das nicht. Ich kannte mal eine Katze, die war geradezu drauf versessen. Der Bauernhof hatte einen Froschteich. Die Katze lauerte im Gras und imitierte das Zirpen von Grillen. Kam ein Frosch, um die vermeintliche Grille zu fangen, schnappte die Katze zu und verspeiste den Frosch. - Wirklich«, fügte er hinzu, als er den Unglauben in ihrem Gesicht sah.
    »Hm«, machte sie. »Okay, dann hätte ich also eine Katze. Und was soll ich damit? Dreimal im Jahr präsentiert sie mir ein halbes Dutzend Junge. Ich werde umkommen vor Katzen.«
    »Nur, wenn es einen Kater in der Nähe gibt. Aber wenn du die Katzen an einen Hund verfütterst…«
    »Gryf!« fauchte sie. »Hast du noch mehr solcher grausamer Vorschläge?«
    »Ja. Den Hund tust du in einen Löwen, und aus dem machst du ein Löwensteak. - Das ist nun mal der irdische Kreislauf vom Fressen und Gefressenwerden, vom Werden und Vergehen.«
    »Lernt man das, wenn man achttausend Jahre alt wird?«
    Gryf nickte grinsend. Er streckte die Hand aus. »Komm her«, sagte er. »Wir sollten es noch mal ohne dein T-Shirt ausprobieren.«
    Sie flog ihm förmlich in die Arme. »Du bist unmöglich«, flüsterte sie eng an ihn geschmiegt.
    Gryf widersprach nicht. Er hatte jetzt Besseres zu tun. So entging ihm, daß nicht nur die Grille verstummt war, die er mit seiner Para-Kraft zum Einschlafen gebracht hatte, sondern daß auch die Vögel plötzlich schwiegen.
    Totenstill war es draußen geworden…
    Etwas reckte sich und kroch durch dunkle Höhlengänge dem Abendrot entgegen.
    Es war erwacht. Es spürte die Nähe eines Opfers.
    Und es reagierte, wie es seine Pflicht war. Es machte sich auf, das Opfer zu töten und seine Kraft aufzusaugen.
    So, wie schon bei den fünf anderen.
    Opfer Nr. 6 wartete und war ahnungslos.
    ***
    Dorice fühlte sich so wohl wie noch nie zuvor. Diesmal hatten sie es nicht einmal bis ins Schlafzimmer geschafft. Gryf rollte sich zur Seite, bekam beide Weingläser zu fassen und brachte das Kunststück fertig, sich zu Dorice zurückzudrehen und dabei keinen Tropfen zu verschütten.
    »Danke«, sagte Dorice leise. Sie richtete sich halb auf. »Seltsam, wie still es geworden ist. Oder kommt es mir nur so vor?«
    Draußen war es fast dunkel geworden. Vom roten Himmel existierte nur noch ein schmaler rötlicher Streifen. Die Sterne funkelten im Grauschwarz, das sich immer weiter verdichtete.
    Gryf lauschte.
    »Tatsächlich. Die Vögelchen scheinen sich zur Ruhe begeben zu haben.«
    »Vielleicht sollten wir mal das Fenster zumachen«, überlegte Dorice. »Die Insekten werden sich nämlich garantiert noch nicht zur Ruhe begeben, und ich hätte nur ungern Schwärme von Fliegen und Mücken und sonstigem Getier hier in der Wohnung.« Sie deutete auf die brennende Kerze auf dem Tischchen neben dem Fenster. Sie war halb niedergebrannt. Die Flamme tanzte kaum; es war windstill draußen.
    »Eigenartig«, sagte Gryf. »Eigentlich müßten die Viecher die Flamme doch schon umschwärmen. Der Lichtpunkt muß für die Insekten draußen vor dem Fenster doch ein Fanal sein.«
    Er erhob sich und trat ans Fenster. Er sah zur Kerze und stutzte. Ein paar Mücken lagen neben der Kerze auf dem Tisch. Sie konnten nicht dadurch gestorben sein, daß sie in die Flamme geflogen und verbrannt waren - denn dann gäbe es sie jetzt nicht mehr. Sie waren auch zu weit von der Kerze entfernt, als daß sie allein durch die Hitze getötet worden sein konnten.
    Da war etwas anderes im Spiel.
    Gryf fühlte, wie seine Nackenhärchen sich aufrichteten — trotz der Last seiner langen Haarpracht.
    Draußen vor dem Fenster schwirrten auch keine Insekten.
    Das war untypisch für diese warme Nacht. Selbst vom Regen ließen manche Insekten sich nicht abhalten, dem Licht entgegenzustreben - und
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