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0390 - Der Fluch des Asmodis

0390 - Der Fluch des Asmodis

Titel: 0390 - Der Fluch des Asmodis
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unmittelbar unter dem Fenster hockende Grille unterbrach ihr nervtötendes Konzert für eine Weile.
    »Faszinierend«, murmelte Gryf.
    »Nicht wahr?« bekräftigte Dorice. Sie kam aus der kleinen Küche zurück, in jeder Hand ein gefülltes Weinglas. Eines reichte sie Gryf. Er nahm einen kleinen Schluck und setzte es dann neben seinem flachen Sessel auf den Boden. Sein Lächeln wurde intensiver.
    »Ich meine dich damit, Sweety«, sagte er.
    Auffordernd streckte er die Hand aus. Das Mädchen glitt zu ihm auf die Sessellehne. Außer einem engen T-Shirt trug Dorice keinen Faden am Leib. Den Rest ihrer Kleidung hatte sie in der vorangegangenen aufregenden Liebesschlacht verloren, aber Gryf war auch nicht ungeschoren davongekommen. Dorices Augen leuchteten.
    Sie küßte Gryf und genoß seine streichelnde Hand auf ihrer Haut. »Bilde dir nichts darauf ein«, sagte sie, »aber du warst gut. Von dir brauche ich mehr.«
    Gryf, größter Schürzenjäger unter der Sonne, lachte leise. »Ich hatte ja auch mehr als achttausend Jahre Zeit zum Üben.«
    Sie lachte ebenfalls. »Warum nicht zehntausend? Das ist eine rundere Zahl.«
    »Ich will mich doch nicht künstlich älter machen, als ich bin«, protestierte er.
    »Du bist albern«, stellte Dorice fest und entzog sich ihm. Sie schätzte den blonden Burschen mit dem stets wirren Haarschopf auf höchstens zwanzig Jahre. Vor allem, wenn er lachte, wirkte er mehr denn je wie ein großer Junge.
    Aber seine Behauptung stimmte. Seit rund achttausend Jahren- auf ein paar Dutzend mehr oder weniger kam es nicht an, und so genau hatte er früher, vor der Einführung jeglicher Art von Kalender, nie gezählt - trieb er sich auf der Erde herum. Er war in fast jeder Hinsicht menschlich, und doch hatte seine Wiege nicht auf der Erde gestanden. Er war einst von den Sternen gekommen, vom Silbermond aus dem System der Wunderwelten. Damals hatte es die noch gegeben. Inzwischen waren sie längst zerstört worden. Aber Gryf hatte vor Jahrtausenden schon auf der Erde seine endgültige Heimat gefunden.
    Er war ein Druide.
    Gryf erhob sich jetzt ebenfalls. Seine Pfeife war eben erloschen; er legte sie neben dem Aschenbecher auf den Tisch und trat zu Dorice ans Fenster. Er legte den Arm um ihre Taille.
    »Es ist lange her, daß ich so einen Sonnenuntergang sehen konnte«, sagte er. »Es ist einfach schön.«
    »Wieviele Jahrtausende liegt’s zurück?« fragte Dorice spöttisch.
    »Sei nicht so unromantisch«, rügte er und klatschte ihr die flache Hand leicht gegen den blanken Po. »Sonst gibt’s Haue.«
    »Wüstling. Roher Knabe. Brutaler Schläger.« Sie wies nach draußen. »Früher sagte man, das Himmelrot komme aus den Backöfen, in denen die Engel Plätzchen für das Weihnachtsfest backten.«
    »Bis dahin haben wir aber noch eine Menge Zeit«, sagte Gryf.
    Die Grille setzte wieder mit ihrem zirpenden Konzert ein.
    »Ruhe da draußen«, verlangte Gryf. Sekundenlang glomm es in seinen Augen hell auf. Dann normalisierten sie sich wieder. Allerdings - normal waren sie nicht. Welcher Mensch besitzt schon schockgrüne Augen? Diese Augen faszinierten Dorice immer wieder besonders, fast so sehr wie seine Qualitäten als Liebhaber.
    Sie kannten sich erst seit ein paar Tagen.
    Sie wußte nicht, daß Gryf nur hier war, weil er seiner zweiten Leidenschaft gefolgt war - der Jagd auf Vampire. Er hatte einen langzahnigen Blutsauger zur Strecke gebracht. Und weil ihm dabei Dorice aufgefallen war und sie Gefallen aneinander fanden, war er noch hier.
    Wie lange noch? Gryf hatte sich in den Jahrtausenden nicht geändert. Er war ein Wandervogel, ein Abenteurer, den es nie lange an einem Ort hielt. Er genoß das Leben, und er genoß die Liebe, wo sie sich bot. Aber er ging keine feste Bindung ein. Nicht einmal mit Teri Rheken, der Druidin, mit der er oft zusammen in seiner Hütte oder früher in Caermardhin lebte und mit der er zahlreiche Abenteuer gemeinsam erlebt hatte. Gryf stand auf dem Standpunkt, daß es überall auf der Welt Mütter mit hübschen Töchtern gab, denen er den Kopf verdrehen konnte. Er ließ allerdings nie Zweifel darüber aufkommen, daß es sich nur um ein kurzes Abenteuer handelte, nicht aber um die Liebe fürs Leben. Wenn ein Mädchen mehr wollte, erkannte er das mit seinen übersinnlichen Fähigkeiten sehr schnell und zog rechtzeitig die Fühler ein, ehe er zur Ursache für Herzleid werden konnte.
    Als habe die Grille seinen Befehl gehört, verstummte sie wieder.
    »He, die gehorcht dir
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