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0390 - Der Fluch des Asmodis

0390 - Der Fluch des Asmodis

Titel: 0390 - Der Fluch des Asmodis
Autoren: Werner Kurt Giesa
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helles Feuer. Er ließ Dorice los und hieb auf die Arme, an deren Enden die Krallen saßen. Dorice schrie gellend. Etwas Klebriges traf Gryfs Gesicht, wickelte sich blitzschnell um seinen Kopf und Hals und wollte seine Arme an den Körper fesseln. Irgendwie begriff er, daß er sich noch immer im Zimmer befand. Die Wand zerbröckelte unter dem Druck eines eindringenden, mächtigen Körpers, der zu groß für das Fenster war. Steine polterten, Mörtelstaub wirbelte auf. Rasender Schmerz durchzuckte Gryf, wo die Krallen sich in sein Fleisch bohrten. Wieder schlug er zu. Er spürte, wie etwas brach. Ein gräßliches Fauchen erklang. Stinkender, fauliger Atem wehte ihm entgegen. Er konnte nichts mehr sehen. Das Klebrige umwickelte ihn immer weiter.
    Das Fauchen wurde lauter. Dann ertönte ein Kreischen, so schrill und irrsinnig laut, daß Gryf fürchtete, darüber den Verstand zu verlieren. War es Dorice, die schrie? Etwas knisterte und stank verbrannt. Jäh löste sich der Griff um den Druiden. Er taumelte. Versuchte, nach dem klebrigen Zeugs zu greifen, es sich vom Kopf zu reißen. Seine Hände hafteten daran fest.
    Das schrille Kreischen verstummte.
    Endlich bekam Gryf sein Gesicht wieder frei. Er taumelte einige Schritte zurück, sah, wie Flammen über einen undeutlich erkennbaren, riesigen Körper huschten. Etwas schmolz und stank dabei bestialisch. Was war das für eine Kreatur? Sie wurde bereits durchsichtig, verschwand einfach. Gryf glaubte riesige Krebsscheren zu sehen, aber auch Spinnenbeine und…
    Da war es fort.
    Etwas legte sich über das Bewußtsein des Druiden und hüllte es mit tiefer, satter Schwärze ein. Er kämpfte dagegen an, aber die Schwärze war stärker…
    Dorice! dachte er. Was ist mit ihr?
    Aber er konnte die Antwort nicht mehr finden…
    ***
    Er erwachte, weil er spürte, daß sich etwas oder jemand an ihm zu schaffen machte. Unwillkürlich verkrampfte er sich und war bereit zu Kampf oder Flucht, aber dann sah er, daß Dorice sich um ihn kümmerte. Sie verarztete seine Wunden, die die spitzen Krallen der Monsterklauen ihm geschlagen hatten. Die Wunden waren weitaus ungefährlicher, als sie aussahen, und das hatte wohl auch Dorice erkannt, sonst hätte sie wahrscheinlich nach dem Notarzt telefoniert. Aber sie waren schmerzhaft. Gryf versuchte sich aufzurichten. Er stöhnte auf.
    »Liegenbleiben, bis ich fertig bin«, ordnete Dorice an. Sie wirkte unnatürlich beherrscht und ruhig. Das paßte eigentlich gar nicht zu ihrem vorherigen Verhalten. Aber möglicherweise hatte sie den Panik-Punkt überwunden. Oder sie verdrängte einfach alles.
    Gryf drehte den Kopf und sah zur Wand. Die Fensteröffnung besaß jetzt eine unregelmäßige Form von gut drei Metern Durchmesser. Steine, Holzreste des Rahmens und Glassplitter lagen überall verstreut. Der Tisch war umgestürzt, die Kerze erloschen.
    Die Kerze! durchfuhr es Gryf. Er erinnerte sich, Flammen über das namenlose Ungeheuer tanzen gesehen zu haben. Es mußte vor dem Feuer geflohen sein. Andernfalls hätte es ihn vermutlich umgebracht.
    Schweigend klebte ihm Dorice das letzte Pflaster über die letzte Fleischwunde. Während er noch ohne Besinnung war, hatte sie die Verletzungen desinfiziert. Gryf war froh darüber. Es schmerzte auch so noch genug. Jetzt endlich konnte er sich langsam erheben. Er schwankte etwas und fühlte sich ausgelaugt und kraftlos.
    Das war nicht normal.
    Ihm war, als habe etwas ihm Kraft ausgesaugt. So, wie ein Löschblatt den Federhalter leersaugt, wenn die Tintenfeder es längere Zeit berührt.
    Gryf versuchte sich zu erinnern, was geschehen war.
    Ein Teil des Ungeheuers war durch das Fenster gekommen. Er hatte sich auf Dorice geworfen und versucht, mit ihr zu flüchten, sie in Sicherheit zu bringen. Per zeitlosen Sprung. Er hatte zwar bei diesem Not -Sprung kein konkretes Ziel klar vor Augen gehabt, an dem er mit Dorice in der gleichen Sekunde hätte ankommen müssen, in der er das Wochenendhaus verließ. Aber er konnte sich nicht vorstellen, daß der blind ausgeführte Sprung ihn wahrhaftig in die Arme der Bestie getragen hatte.
    Er hatte doch fortgewollt.
    Er hätte an jedem beliebigen Punkt der Erde wieder auftauchen können. Aber nicht hier an der Stelle, von der er fliehen wollte.
    Etwas hatte den Sprung manipuliert.
    Und ihn der Bestie förmlich in die Klauen geschleudert. Damit war genau das eingetreten, was er doch mit der Flucht hatte vermeiden wollen.
    Er sah Dorice an. »Was ist mit dir? Bist du verletzt
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