Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0380 - Ich und der Poltergeist

0380 - Ich und der Poltergeist

Titel: 0380 - Ich und der Poltergeist
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Licht!
    Wir standen im Dunkeln, schauten uns an, ohne uns eigentlich zu sehen, bis sich die Augen an das schwache Licht gewöhnt hatten, das durch die grauen Vierecke der Fenster sicherte, so daß es auf dem Dachboden nicht völlig finster war.
    Vor Überraschung war uns die Sprache weggeblieben, bis die Horror-Oma mir zuflüsterte: »Hast du das zu verantworten?«
    »Was?«
    »Die Dunkelheit?«
    »Nein, ich habe das Licht nicht gelöscht.« Während der Antwort befand ich mich schon auf dem Weg zum Schalter, erreichte und drehte ihn herum, doch es blieb dunkel.
    Lady Sarahs Lachen klang kratzig. »Da hat wohl jemand im Haus die Hauptsicherung herausgedreht.«
    »Und wo befindet sich die?«
    »Im Keller.«
    Ich überlegte, ob ich hingehen und nachschauen sollte, aber das war wohl nicht der Sinn der Sache, denn ich konnte Lady Sarah unmöglich allein lassen.
    Das sagte sie auch. »Bleib lieber hier, John. Es ist besser so.«
    »Ja.« An der Tür hielt ich mich auf und war längst davon überzeugt, daß der geheimnisvolle Geist, von dem wir zuvor nur einen grünen Streifen gesehen hatten, für den Stromausfall verantwortlich war.
    Hinter mir hörte ich Lady Sarahs behutsam gesetzte Schritte. Sie berührte mich. »Er muß es gewesen sein, nicht wahr?«
    »Genau.«
    »Dann hat er wahrscheinlich das Haus nicht verlassen und sich unten im Keller versteckt gehalten.«
    »So sehe ich es ebenfalls. Nur – was kann er da finden? Hast du dort auch noch Bücher aufbewahrt?«
    »Nein, nur Vorräte. Dosenobst und Konserven. Was man so im Haus hat.«
    »Er wird ja wohl keine Pfirsiche oder Erdbeeren essen wollen.«
    »Trau schau wem.«
    Lady Sarah hatte auf alles eine Antwort. Die Gefahr hatte sich noch nicht verdichtet. Trotzdem wurde ich das unangenehme Gefühl nicht los, und ich dachte auch an die ältere Frau, die ich gern aus der Gefahrenzone bringen wollte. Nach unten konnte sie nicht, sie mußte schon oben bleiben, nur sollte sie sich, wenn es eben möglich war, verstecken.
    Ich schlug der Horror-Oma vor, sich zurückzuziehen.
    »Und wohin?«
    »Die Frage war gut. Verstecke gab es auf dem Dachboden nicht. Mein Blick fiel auf den offenen Kamin. Dahinter konnte sie sich auch nicht verbergen und auch nicht hineingehen. Was also blieb noch?«
    Lady Sarah selbst kam auf die Idee. »Ich werde mich hinter die Truhe kauern.«
    Der Vorschlag gefiel mir, denn die Truhe stand an der von der Tür am weitesten entfernten Stelle. Sie mußte nur von der Wand weggerückt werden. Die Aufgabe übernahm ich.
    Sarah Goldwyn klemmte sich in den Spalt zwischen Truhe und Wand. Sie spreizte einen Daumen ab. »Halt dich tapfer, John.«
    »Danke, das werde ich.«
    Sehr wohl war mir nicht, als ich wieder auf die Tür zuschlich. Sicherheitshalber hängte ich mein Kreuz nach außen, denn irgendwie mußte ich den Geist ja stoppen.
    So wartete ich.
    Sekunden verstrichen und reihten sich zu Minuten zusammen.
    Ich hatte auf die Uhr geschaut.
    Drei mal sechzig Sekunden waren vergangen. Gerührt hatte sich innerhalb des Hauses nichts.
    Lady Sarahs fragende Stimme unterbrach die Stille. »Kannst du irgend etwas hören, John?«
    »Leider nein.«
    »Aber er ist noch unten?«
    »Höchstwahrscheinlich.« Ich wollte es ja nicht zugeben, aber die Horror-Oma konnte ich in diesen Augenblicken des langen Wartens auch als ein Hindernis ansehen. Normalerweise hätte ich versucht, den geheimnisvollen Geist irgendwo im Haus zu stellen. Das war nicht möglich, weil ich Lady Sarah nicht allein lassen durfte. Unser Gegner war einfach zu schnell. Bevor wir als Menschen noch reagieren konnten, war er schon da und an uns vorbeigehuscht.
    Ich wartete. Konzentriert und lauschend, ob sich in der Tiefe des Treppenhauses möglicherweise etwas tat, aber da war kein Laut zu hören. Der Geist hielt sich zurück.
    Narrte er mich? Wollte er ein Nervenspiel beginnen? Das Warten gefiel mir nicht, besonders nicht dieses stille, regungslose Stehen, und ich hörte Sarah Goldwyn wieder flüstern. Diesmal schimpfte sie sogar, denn ihr war ein Fuß eingeschlafen.
    »Bewege die Zehen, dann klappt es wieder. Ich kenne mich da aus, weil ich es ebenso mache.«
    »Okay, John.«
    Ich hatte mich im schrägen Winkel zur offenen Tür aufgebaut, weil ich so in das Treppenhaus hineinblicken konnte. Leider gab es dort keine Fenster, so daß ich in der Dunkelheit die Umrisse der Stufen mehr ahnen als sehen konnte.
    Wieder verging Zeit.
    Der Geist hatte den Vorteil, sich lautlos bewegen zu können. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher