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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer
Autoren: Edgar Wallace
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solche Maschine benützt, dann haben Sie vermutlich den Mörder gefunden. Aber wahrscheinlich wird man ihm nicht auf diesem Weg beikommen können. Die Polizei hat bereits Fotografien dieser eigentümlichen Schrift veröffentlicht und eine hohe Belohnung ausgesetzt. Und ich glaube nicht, dass der Kopfjäger die Maschine noch zu anderen Zwecken gebraucht als dazu, den Tod seiner Opfer anzuzeigen.« Mike ging in seine Wohnung. Dieser sonderbare Auftrag hatte ihn etwas aus der Fassung gebracht. Er bewegte sich für gewöhnlich in den Sphären der hohen Politik! Die Finessen der Diplomatie waren seine Spezialität. Diebe, Mörder und Straßenräuber, mit denen sich doch sonst nur die Polizei zu beschäftigen hatte, gehörten nicht zu seinem Wirkungskreis.
    »Bill«, sagte er zu seinem kleinen Terrier, der auf einer Decke vor dem ungeheizten Kamin im Wohnzimmer lag, »diese Sache bringt mich noch zu Fall. Aber ob ich nun Erfolg habe oder nicht - ich werde eine Statistin kennen lernen. Ist das nicht großartig?«
    Bill wedelte freudig mit dem Schwanz.

2
    Helen Leamington wartete, bis das Atelier fast leer war, und auch dann zögerte sie noch, ehe sie in das Büro ihres Chefs eintrat. Ein weißhaariger Mann saß zusammengekauert in einem Segeltuchstuhl. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und runzelte missmutig die Stirn.
    Es war gerade kein glücklicher Augenblick, um ihm eine Bitte vorzutragen. Niemand wusste das besser als sie selbst.
    »Mr. Knebworth, kann ich Sie einen Augenblick sprechen?« Langsam schaute er auf. Sonst wäre der Amerikaner gleich aufgestanden, denn man rühmte an ihm allgemein seine bezaubernde Liebenswürdigkeit. Aber augenblicklich war seine Achtung vor den Frauen unter Null gesunken. Er sah sie missmutig an, prüfte aber gewohnheitsmäßig als Filmmann unwillkürlich ihre Erscheinung. Sie war hübsch und hatte regelmäßige Gesichtszüge. Goldbraune Locken umrahmten weich ihr Gesicht mit dem festen, schöngeformten Mund. Ihre Gestalt war schlank. Man konnte nichts an ihr aussetzen.
    Jack Knebworth hatte schon viele schöne Statistinnen zu Gesicht bekommen. Wie oft war er von einem hübschen Mädchen begeistert, und wenn er es dann auf der Leinwand sah, war er verzweifelt. Sie bewegten sich meist steif wie hölzerne Puppen, ohne Seele und Ausdrucksfähigkeit. Er kannte diese Frauen, die zu hübsch waren, um Geist zu besitzen, und die sich ihrer Schönheit zu bewusst waren, um sich noch natürlich bewegen zu können. Sie waren nur Puppen - ohne Seele und Verstand -, Statistinnen. Man konnte sie nur in der Menge auftreten lassen, mit schönen Kleidern, wo sie sich dann mit ihrem Allerweltslächeln mechanisch bewegten. Sie waren vom Schicksal eben zu Statistinnen bestimmt und konnten in ihrem ganzen Leben auch nichts anderes werden. »Was gibt es?« fragte er unfreundlich.
    »Könnte ich nicht eine Rolle in diesem Film bekommen, Mr. Knebworth?« fragte sie. Seine glattrasierte Oberlippe zog sich zusammen. »Ich denke, Sie haben eine Rolle, Miss - wie war gleich Ihr Name - Leamington, nicht wahr?«
    »Gewiss spiele ich mit, aber nur im Hintergrund«, lächelte sie ihn an. »Ich verlange ja auch keine große Rolle. Aber ich bin sicher, dass ich mehr leisten könnte als an meiner jetzigen Stelle.«
    »Ich bin davon überzeugt, dass Sie sich schließlich auch nicht schlechter ausnehmen werden als andere«, grollte er. »Nein, meine Liebe, es gibt für Sie keine Rolle. Es wird überhaupt nicht weiter gefilmt, wenn sich die Dinge nicht ändern. So liegt die Sache!«
    Sie wandte sich zum Gehen, aber er rief sie noch einmal zurück. »Sie sind vermutlich aus guten Verhältnissen weggelaufen?« fragte er. »Sie dachten, wenn man beim Film ist, verdient man eine Million Dollar im Jahr und kann sich jeden Donnerstag ein neues Auto kaufen? Oder Sie hatten eine gute Stellung als Stenotypistin und bildeten sich ein, dass Hollywood nur auf Sie gewartet hätte? Gehen Sie ruhig nach Hause und erzählen Sie Ihrem Vater die alte Geschichte, dass Sie nicht länger Stenotypistin bleiben wollen, weil man sich da zu Tode schindet!«
    Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen. »Ich bin nicht zum Film gegangen, weil ich verrückt nach der Bühne war - wenn Sie das etwa meinen sollten, Mr. Knebworth. Als ich hierher kam, war ich mir klar darüber, wie schwer man zu kämpfen hat. Ich habe keine Eltern mehr.«
    Er schaute sie interessiert an.
    »Wie bestreiten Sie denn Ihren Lebensunterhalt?« fragte er.
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