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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer
Autoren: Edgar Wallace
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zu entziffern. Das dritte betraf ein Stelldichein, das vierte gehörte eigentlich nicht in diese Spalte, es war die Ankündigung eines neuen Haarwassers. Als er das fünfte Inserat las, stutzte er.
    In Sorge. Endgültige Instruktionen brieflich unter der bekannten Adresse. Nur Mut. Wohltäter.
    »Ein Wohltäter?« wiederholte Mike Brixan. »In welcher Verfassung war denn der Mann, der den Brief abholte? War er sehr verstört?« »Ja, Sir, er sah sehr verwirrt aus und war mit seinen Gedanken nicht bei der Sache. Es schien mir fast, als ob er den Kopf verloren hätte.«
    »Die Beschreibung stimmt«, sagte Mike.

4
    In dem Atelier der Knebworth-Filmgesellschaft waren verschiedene Damen und Herren in Straßenkleidung versammelt. Sie warteten schon fast eine Stunde.
    Jack Knebworth saß in seiner gewöhnlichen Stellung zusammengekauert in einem Segeltuchstuhl. Er strich nervös über sein glattrasiertes Kinn und schaute von Zeit zu Zeit auf die große Uhr, die über der Tür zum Direktionszimmer hing.
    Es hatte gerade elf Uhr geschlagen, als Stella Mendoza hereinschwebte, umgeben von einer Wolke von süßem Veilchenduft. Im Arm trug sie ihren kleinen Pekinghund.
    »Arbeiten Sie nach der Sommerzeit?« fragte Knebworth langsam, »oder dachten Sie vielleicht, dass die Aufnahmen für heute Nachmittag angesetzt wären? Fünfzig Leute haben Ihretwegen warten müssen, Stella!«
    »Da kann ich nichts ändern«, sagte sie und zuckte verächtlich die Schultern. »Sie haben mir doch gesagt, dass die Aufnahmen auswärts stattfinden, und ich glaubte natürlich nicht, dass Sie so fürchterliche Eile haben würden. Ich musste doch erst meine Sachen packen.«
    »Selbstverständlich haben Sie viel Zeit, aber wir nicht!« Jack Knebworth rechnete damit, dass er durchschnittlich dreimal im Jahr einen großen Krach bekam. Das war nun der dritte. Den ersten hatte er mit Stella, den zweiten hatte er mit Stella, und den dritten hatte er natürlich wieder mit Stella.
    »Ich habe Sie doch für zehn Uhr hierher bestellt, alle diese Damen und Herren warten nun seit Viertel vor zehn.«
    »Was wollen Sie denn nun eigentlich aufnehmen?« fragte sie und warf den Kopf ungeduldig zurück.
    »Natürlich. Sie!« sagte Jack grimmig. »Gehen Sie schnell in Ihre Garderobe und vergessen Sie nicht, die Perlohrringe abzunehmen. Sie haben eine arme, halbverhungerte Choristin zu spielen. Wir wollen heute in Griff Towers drehen, und ich sagte dem Besitzer, dass ich um drei Uhr nachmittags fertig sein würde. Wenn Sie Greta Garbo oder Marlene Dietrich wären, wollte ich nichts sagen, wenn man einmal eine Stunde auf Sie warten müsste. Aber zehn Stella Mendozas machen noch nicht einen einzigen solchen Star aus. Vergessen Sie das nicht!«
    Jack Knebworth erhob sich von seinem Stuhl und zog langsam seinen Mantel an. Das war von verhängnisvoller Vorbedeutung. Stella wurde rot vor Ärger. Ihre dunklen Augen schössen Blitze. Sie war aufs tiefste beleidigt und in ihrer Eitelkeit gekränkt.
    Früher hieß Stella nur Maggie Stubbs und war die Tochter eines Kolonialwarenhändlers in der Provinz, und Jack nahm sich jetzt heraus, mit ihr zu sprechen, als ob sie noch Maggie Stubbs wäre. Er schien ganz vergessen zu haben, dass sie eine große Künstlerin war, einer der leuchtenden Sterne am Filmhimmel, eine Göttin, deren süßes Lächeln die Zuschauer in den Kinos der ganzen Welt bezauberte. Oder sollte etwa ihr Presseagent gelogen haben?
    »Schon gut, wenn Sie einen Krach haben wollen, können Sie ihn haben, Knebworth. Ich verlasse Ihre Filmgesellschaft, und zwar sofort. Ich weiß, was ich mir schuldig bin. Übrigens hätte das Manuskript sowieso geändert werden müssen, um mir die Möglichkeit zu geben, meine Persönlichkeit richtig entfalten zu können. Die männlichen Rollen überwiegen viel zu sehr in dem Stück. Die Leute, die ins Kino gehen, zahlen ihr Geld nicht, um sich Männer anzusehen. Die Behandlung, die Sie mir zukommen lassen, ist meiner nicht würdig, Knebworth - ich will ja zugeben, dass ich manchmal etwas hitzig bin, aber Sie können von einer Künstlerin meiner Art nicht erwarten, dass sie ein Stück Holz ist!«
    »Ich kann nur feststellen, dass Sie sich wieder einmal aufführen, als ob Sie einen Kopf wie ein Stück Holz hätten!« brummte der Direktor. Als er den wütenden Ausdruck in ihrem Gesicht sah, fuhr er fort: »Früher haben Sie mal zwei Jahre lang kleine Rollen in Hollywood gespielt, und als Sie dann nach England kamen, hatten Sie gelernt, sich in
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