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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer
Autoren: Edgar Wallace
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Wunder der Wissenschaften, die uns die letzten Jahre gebracht haben, kennenzulernen.«
    Bei diesen Worten schaute er den Direktor merkwürdig an.
    »Einmal müssen Sie auch von mir eine Filmaufnahme machen, und zwar in einer Rolle, in der mich keiner übertreffen kann, wie ich glaube - nämlich als mein Vorfahre.«
    Jack Knebworth starrte ihn halb belustigt, halb erschreckt an. Er hatte schon öfters die Erfahrung gemacht, dass sich Leute gern selbst auf der Leinwand sahen, aber er hätte doch niemals vermutet, dass Mr. Sampson Longvale auch diese kleine Eitelkeit besitzen würde.
    »Ich werde mich freuen«, sagte er etwas kühl. »Ihre Familie ist ja sehr bekannt.«
    Mr. Longvale seufzte.
    »Zu meinem Bedauern stamme ich nicht von der Hauptlinie ab, zu der der bekannte Charles Henry Longvale gehört, der auch in der Geschichte eine Rolle gespielt hat. Er war mein Großonkel Ich stamme von der Linie der Longvales ab, die in Bordeaux beheimatet ist. Aber auch sie haben sich hervorgetan.« Er schüttelte traurig den Kopf.
    »Sind Sie Franzose?« fragte Knebworth.
    Anscheinend hatte der alte Herr seine Frage nicht gehört. Er schaute starr auf eine Stelle und sagte dann plötzlich: »Ja, früher waren wir Franzosen. Mein Urgroßvater heiratete eine Engländerin, die er unter sonderbaren Umständen kennenlernte. Zur Zeit des Direktoriums kamen wir nach England.«
    Erst jetzt schien er die junge Dame zu bemerken und machte eine Verbeugung vor ihr.
    »Ich werde jetzt gehen«, sagte er, indem er eine große goldene Uhr aus der Tasche zog.
    Helen Leamington beobachtete die beiden, als sie aus dem Atelier gingen. Gleich darauf sah sie, wie »der altmodische Herr« in einem vorsintflutlichen Auto am Fenster vorbeifuhr. Der Wagen musste einer der ersten gewesen sein, die je nach England gekommen waren. Es war eine große, hoch gebaute, äußerst unhandliche Maschine, die unter furchtbarem Lärm gemächlich die Chaussee entlang fuhr.
    Kurze Zeit später kam Jack Knebworth zurück.
    »Alle sind verrückt darauf, gefilmt zu werden, ob sie alt sind oder jung«, brummte er. »Gute Nacht, Miss - ich habe schon wieder Ihren Namen vergessen - Leamington, nicht wahr? Gute Nacht!«
    Auf dem Heimweg stellte sie fest, dass diese Unterredung, die sie so mutig begonnen hatte, doch zu einem wenig befriedigenden Resultat für sie geführt hatte. Sie war genauso weit davon entfernt, eine Rolle zu bekommen, wie vorher.

3
    Helen Leamington bewohnte ein gerade nicht sehr geräumiges Zimmer in einem kleinen Haus. Aber manchmal wünschte sie sogar, dass es noch kleiner sei. Sie hätte dann den Mut gefunden, die unbeugsame, starke Frau Watson zu bitten, die Miete herunterzusetzen. Die Statistinnen in Jack Knebworths Filmgesellschaft wurden gut bezahlt, aber sie waren nur mäßig beschäftigt, denn Jack war einer der klugen Direktoren, die sich auf einheimische Milieufilme spezialisierten, für die kein großer Apparat notwendig war.
    Sie zog sich gerade an, als Mrs. Watson ihr den Frühstückstee brachte.
    »Draußen spioniert schon den ganzen Morgen ein junger Mann herum«, sagte sie. »Bereits als ich die Milch holte, habe ich ihn gesehen. Er war sehr höflich, aber ich sagte ihm, Sie wären noch nicht aufgestanden.«
    »Wollte er denn mich aufsuchen?« fragte das Mädchen erstaunt.
    »Ja, so sagte er«, entgegnete Mrs. Watson ärgerlich. »Ich fragte ihn, ob er von Knebworth käme, aber das verneinte er. Wenn Sie ihn sprechen wollen, können Sie in den Salon gehen, aber ich habe es nicht gerne, wenn junge Herren junge Mädchen besuchen. Vorher habe ich niemals an Theaterleute vermietet, und Sie können in diesem Punkt nicht vorsichtig genug sein. Ich halte seit jeher auf einen ehrenwerten Namen, und ich möchte das auch in Zukunft tun.«
    Helen lächelte.
    »Aber ich kann mir wirklich nichts Unschuldigeres vorstellen als einen Besuch zu so früher Morgenstunde, Mrs. Watson.« Sie ging die Treppe hinunter und öffnete die Tür. Der junge Mann stand in einem Seitengang und kehrte ihr den Rücken zu. Als er hörte, dass die Tür geöffnet wurde, drehte er sich um. Er sah sehr gut aus und war tadellos gekleidet. Er blickte sie mit einem Lächeln an, in dem eine Bitte lag.
    »Ich hoffe, dass Ihre Wirtin Sie nicht meinetwegen aufgeweckt hat. Ich hätte warten können. Sie sind Miss Helen Leamington?« Sie nickte.
    »Treten Sie bitte näher«, sagte sie und führte ihn in den kleinen, dumpfen Salon. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte,
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