Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0375 - Die Mörder-Druidin

0375 - Die Mörder-Druidin

Titel: 0375 - Die Mörder-Druidin
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Fenster kam die Vormittagshitze herein. Die Klimaanlage summte protestierend und arbeitete gegen den ständigen Vorstoß heißer Luft an. Erfolglos. Zamorra schloß das Fenster; um einige Stunden zu spät.
    Nicole kam ihm zuvor und verschwand unter der Dusche; während er sich anschließend erfrischte, stand sie vor Schrank und Koffer und überliste. »Es ist eine Gemeinheit, daß man bei diesem tropischen Klima überhaupt Kleidung tragen muß. Die ist doch innerhalb von ein paar Minuten durchgeschwitzt…« Schließlich entschied sie sich für einen ihrer winzigen Bikinis.
    »Hältst du das nicht doch für etwas zu wenig?« fragte Zamorra vorsichtig an.
    »Da ich beabsichtige, das Frühstück auf der Poolterrasse einzunehmen und auch ein paar Fitneß-Runden zu schwimmen, halte ich diese Kleidung für durchaus angebracht«, behauptete sie. »Hoffentlich bekommen wir überhaupt noch Frühstück. Es ist immerhin schon elf Uhr.«
    Zamorra seufzte. »In einem First-Class-Hotel wie diesem gibt es immer Frühstück«, versicherte er überzeugend. »Man nennt es nur manchmal Dinner, Lunch oder Abendessen oder sonstwie.«
    »Du bist ein Troll«, sagte Nicole und küßte ihn, dann wirbelte sie aus dem Zimmer. Als er ihr etwas später in Sandalen, Shorts und Hemd folgte, kletterte sie bereits wieder aus dem Pool und kam zu ihm an den kleinen Tisch. Die Wassertröpfchen perlten auf ihrer sonnengebräunten Haut.
    »Brennglas-Effekt«, warnte Zamorra.
    »Das trocknet hier so schnell, daß gar kein Brennglas-Effekt eintreten kann«, erwiderte sie. »Frühstück und Zeitung habe ich schon geordert, kommt gleich.«
    Sie genossen die Ruhe. Momentan war das Hotel relativ leer; die Reisegruppe, mit der sie sich vor ein paar Tagen angefreundet hatten, hatte sich am Abend zur Weiterfahrt verabschiedet, und der nächste Bus oder das nächste Flugzeug würde seine Insassen erst gegen späten Mittag ausspeien. Zamorra und Nicole hatten vor ein paar Tagen einen eingeborenen Medizinmann zur Strecke gebracht, der Menschen mittels Fernhypnose unter seine Kontrolle brachte, um sie einem Vogeldämon zu opfern und sich damit seine Unsterblichkeit zu sichern. Aber auch Unsterbliche konnten sterben…
    Am vergangenen Tag hatten sie einen kurzen Trip durch den Serengeti-Nationalpark gemacht - oder besser durch den Teil, der sich innerhalb der wenigen zur Verfügung stehenden Zeit erleben ließ. Zamorra war sicher, daß er einen ganzen Monat im Park zubringen konnte, um Natur und Tierwelt zu beobachten. Aber so viel Zeit stand ihnen nicht zur Verfügung. In Frankreich warteten Verpflichtungen, und selbst wenn sie ihren an die Dämonenvernichtung anschließenden Erholungsurlaub bis zur letzten Sekunde ausdehnten, mußten sie doch in vier Tagen schon wieder im Château Montagne im Loire-Tal sein, der teilzerstörten Ruine, die trotzdem noch einigermaßen bewohnbar war.
    Frühstück und Zeitungen wurden gebracht. Es war hier in Tansania kein Problem, an französische Tageszeitungen zu kommen, und es war auch kein Problem, die örtlichen Gazetten zu studieren, die größtenteils in französischer Sprache abgefaßt waren. Routinemäßig blätterte Zamorra den Wirtschafts-, Politik- und Unterhaltungsteil durch und stieß auf einen Artikel mit Foto.
    Britische Historikerin will sagenhaften He-Schatz finden, stand da in großen Buchstaben. Nahezu unzugängliche Höhle in den Usambara-Bergen sei die letzte Zuflucht des Hegete He. Martins-Expedition nach vielen Monaten vor dem Ziel!
    Es folgte ein kurzer, zweispaltiger Artikel, aus dem allerdings nicht mehr hervorging als die Tatsache, daß die Historikerin Joyce Martins den Lebensweg eines gewissen Hegete He verfolgte und in dieser Höhle einen riesigen Schatz vermute, der sichergestellt werden sollte. Der Schreiber des Artikels stellte die provozierende Frage, ob der Schatz, wenn er wirklich existierte und gefunden würde, im Lande Tansania verbleibe oder ob England, vertreten durch Joyce Martins, sich wieder einmal Schätze unter den Nagel reißen wolle, wie es zur Zeit der Pyramidenforschung in Ägypten gang und gäbe gewesen sei. Der Artikel strotzte von unterschwelligen Angriffen gegen Großbritannien, die teilweise ungerechtfertigt waren.
    »Ganz schön nationalistisch eingestellt, der Herr Reporter«, stellte Nicole fest, nachdem sie den Artikel ebenfalls überflogen hatte. »Da sage noch einer, der Chauvinismus sei eine typisch weiße Eigenschaft. Ist dir aufgefallen, was mir aufgefallen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher